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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Die Sache mit Gewicht...

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Jaja, Gewicht. Es ist mein Problem... doch Blutdruck, Schlafapnoe und andere Dinge hinterlassen Spuren... und die Jahre sind einfach zu sehen, und jetzt mal schnell was zaubern... wofür bitte?
Die Junge Generation steht in den Startlöchern, sie übernehmen, mit neuen Ideen, viel Elan und oft viel Wissen... einzig Erfahrung fehlt oft...
Machen Sie alles besser, wie es viele behaupten? Nein, sie machen es. Nur anders.. sie haben zum Teil einen völlig anderen Blick auf die Sache, einen anderen Bezug...

Spricht man jetzt mit Tw Trainern bekommt man oft ein wenig Philosophie mit. Worauf achten diese, was ist wichtig... so halt das drumherum... selten aber wird verraten, was im Training wirklich gemacht wird, denn zumeist kommt dann recht flapsig „Alles!“ ... doch wie ist es gewichtet, was ist dem Trainer wichtiger?
Hier muss man sich schon mal zusammen setzen, zwischen Barriere und Rasenkante ist das nicht zu klären.
Teilt man aber mal das Torwartspiel in fünf elementare Bereiche auf, also Zielverteidigung, Raumverteidigung, Eins gegen Eins, Spieleröffnung und das Mitspielen kann man schon mehr erfahren.
Alle diese Gruppierungen sind losgelöst von anderen Inhalten, wie Reaktion, Entschlusskraft, Handlungsschnelligkeit und auch sonstige .kognitive und Koordination Elemente, aber auch Elemente der Physis. Trotzdem lassen sich die meisten Elemente Tw Trainings in eine der fünf Gruppen einpassen.
Jetzt gibt man einem Tw Trainer 10 Wertungspunkte, die für die Wichtigkeit und den Wert im Tw Training stehen, die er auf die 5 Gruppen verteilen darf, die seiner Meinung nach, und seiner Philosophie entsprechend die Wichtigkeit für den Torwart und das Training ausdrücken.
Oft nimmt man dann an, dass der Tw Trainer jede der Eigenschaften mit zwei Punkten versieht, einfach um einen ausgeglichen Torwart, der in allen Faktoren gleichmäßig und ausgeglichen trainiert wird, zu erhalten.
Weit gefehlt...
Kürzlich hatte ich die Möglichkeit, dies mit einigen Tw Trainern mal genau so zu diskutieren...
Und man staune, die Verteilung der Punkte war völlig unterschiedlich.
Nehmen wir einen der Trainer mal heraus, schauen wir uns seine Punkteverteilung an... und dann auch die Erläuterungen, warum er diese so verteilt hat.

  • Mitspielen = 0 Punkte
  • Spieleröffnung = 1 Punkt
  • Raumverteidigung = 2 Punkte
  • Zielverteidigung = 3 Punkte
  • Eins gegen Eins = 4 Punkte



Zehn Punkte wurden verteilt und eine Sache kommt daher bei diesem Trainer überhaupt nicht im Tw Training vor. Das ist erschreckend, weil es just der Punkt ist, den so viele Tw Trainer als so wichtig ansehen. Da wird dann erklärt, dass der Tw über 70% nichts anderes macht und daher genau dies im Training auch das höchste Gewicht haben muss. Hier hatte der Tw Trainer nur ein müdes Lächeln übrig. Wie oft habe er das schon gehört, aber das sei etwas, was der Torwart in und mit der Mannschaft, im Mannschaftstraining machen müsste... und von der kompletten Trainingszeit seien dies auch über 70%. Da könne man gut coachen, Hinweisen, taktische Hilfen geben, aber Tw Training sei das nicht enthalten und die Zeit dafür auch zu schade.
Der Tw Trainer legt ganz bewusst hier keinen Schwerpunkt, weil er das integrative Training nicht als Tw Training ansieht und untermauert es mit der Aussage: bestimmte Dinge zu erreichen, kannst Du nicht nur integrative Sachen machen, du musst oft individuell und auch sehr gezielt in Einzelarbeit Dinge verbessern, Dinge machen und damit komplexe Bewegungen aktiv und gezielt im Bewegungspeicher verankern. Damit meint er automatisieren, aber nicht im Sinne der Perfektion, sondern im Sinne die Bewegung frei ausgestalten zu können, mit dem Ziel entsprechende Aktionen in Raum- und Zielverteidigung kontrolliert und sicher zu machen....
Wirklich, das aktive Mitspielen steht im Tw Training nicht auf dem Programm und wird ggf. nur angerissen, aber ohne wirkliches Gewicht. Klar, erläutert er, spielen wir Bälle mit dem Fuß, spielen Pässe oder machen auch diverse Fusstechniken, aber dies sei eben nicht von Wertigkeit und Wichtigkeit im Training.
Einen Punkt gab es dann für die Spieleröffnung... das müsse man schon thematisieren und auch immer mal wieder machen, auch immer mal wieder im Training einbauen, aber es habe für Ihn eine geringere Priorität. Beifüssigkeit, Beidarmigkeit, für Ihn alles weniger wichtig. Klar führt er aus, ein Tw sollte einen Ball links und rechts aus der Gefahr schlagen können, sollte links und rechts Passicher sein, aber die Notwendigkeit einen Abwurf, Abschlag oder Abstoss unbedingt und zwingend mit beiden Seiten ausführen zu können, sieht er als überbewertet an. Nett wenn er‘s kann, war dann die Aussage... Wichtig und gefordert: Nein... lieber sicher und präzise mit der starken Seite, nicht nur wegen solch einer Idee da was Schwächen... bei Kinder hingegen meint er, sollte man ein wenig mehr darauf achte, aber wenn sich eine Präferenz ergibt, diese dann stärken, und nicht krampfhaft versuchen, das Schwache stark zu machen, dabei zu vernachlässigen, das Starke zur Perfektion zu führen...
Daher, es gehört dazu, weil es aber im integrativen Training mit der Mannschaft schon viel gemacht würde, eher weniger Gewicht im Tw Training....
Dann kommt mit 2 Punkten die Raumverteidigung. Hier eine klare Sache, auch dass wird viel im integrativen Training gemacht, und auch nur dort kann sich der Torwart situativ und spielnahe beweisen. Daher beschränke sich das Tw Training auf mehr technische Elemente, Umschalthandlungen, eben das isolierte Anwenden von Bewegungen in der Raumverteidigung... klares und sicheres Schlagen der Bälle, rasches Passspiel nach Ablaufen des Balles... entsprechende Ballkontrolle und Reichweite beim Fausten, sicheres Anlaufen und Fangen des Balles im Luftraum... aber eher technische Elemente wieder auf die Bewegung bezogen, weniger die taktischen Elemente, weil, und das stellte er nochmals klar, im integrativen Training viel schärfer und spielnäher zu erfahren ist...
Die Zielverteidigung bekam dann drei Punkte und nimmt im Training einen Großteil ein. Er erläutert dazu, das hier die Bewegungen so komplex seien, dass man nicht voll automatisieren könnte. Um dann handlungsschnell die korrekten Bewegungen und Bewegungsverkettungen ausführen zu können, bedürfe es extrem viel Detailarbeit, auch um diese Bewegungen im Bewegungsspeicher einzuprägen und rasch abrufbar, wichtiger aber auch intuitiv und schnell verketten zu können, Stichwort Koppelungsfähigkeit
Zudem sagt er: „
Was nützt der schönste Traumpass, wenn Du nicht die Sicherheit, technische Fähigkeit, Übung und Selbstsicherheit hast, um in der 90. Minute einen Freistoß zu entschärfen...
“ ... der Feldspieler im Tor sei einfach ein Missverständnis und kann nicht das Ziel sein. Das Ziel der Defensive ist es, die Null und damit mindestens einen Punkt zu sichern, für zwei Punkte obendrauf ist dann die Offensive immer noch zuständig... Im Fußball ginge es doch irgendwann um Ergebnisse, erklärt er, und ein Torwart der eben ni hat ein Ergebnis sichern könnte, würde früher oder später aussortiert, egal wieviel Traumpässe er spielen kann.
Daher müsse ein Torwart insbesondere in der Zielverteidigung einfach auch die Dinge klären können und auch mal einen rausholen, wo der Gegner schon die Arme zum Torjubel hochgerissen hat....
Zum Eins gegen Eins führt er aus, dass dies einfach eine der häufigsten Situation darstellt... er trifft eine falsche Entscheidung, Querpässe in die Box, ein gewonnenes Dribbling, ein tödlicher Pass in die Schnittstelle und der Torwart muss einfach die Entscheidung suchen, im direkten Duell gegen den Stürmer... Eins gegen Eins fern, Eins gegen Eins nahe... Blockstellung, Ballangriff... seine Augen leuchten und man merkt, welchen Stellenwert es für den Tw Trainer einnimmt und beginnt zu verstehen, warum er hier vier Punkte vergeben hat. Er führt Beispiele aus, wo Torleute mit dem Entschluss das Eins gegen Eins zu suchen die Tore vielleicht eher verhindert hätten, als mit der abwartenden Reaktion, oder wo diese mit dem Entschluss das Eins gegen Eins zu suchen aber dann nicht technisch genug geschult Tore sogar mit verschulden... wir diskutieren darunter auch die Situation von Neuer gegen Higuain...
Aber er erläutert dann auch, dass man nicht nur flache und halbhohe Bälle betrachten dürfte, sondern für Ihn im Eins gegen Eins auch Bälle hoch inzwischen zählen. Er hole sich hier Anleihen beim Handball um sozusagen eine Blockstellung in der Luft zu schaffen, um bei Kopfbällen und kurzer Distanz zum Torwart hier auch eine große Torabdeckung zu erreichen und um ggf. mit einer guten Reaktion, also einer intuitiv kontrollierten, schnellen Bewegung (er fügt den Stammtischbegriff „Reflex“ ein) den Ball auch in der Luft abzuwehren. Hier hebt er wieder Manuel Neuer heraus, der hier sicherlich viel viel zu dieser Idee beigetragen habe, aber vieles noch in den Kinderschuhen steckt. Aber es zeigt deutlich, dass er auch seinen Torleute etwas ermöglichen möchte, wenn bei scharfen Flanken eine Raumverteidigung unmöglich war, und der Kopfball nur noch durch eine Art Sprungblock oder Luftblockstellung abgewehrt werden kann... auch hier wieder Beispiele, zumeist aus dem Handball und ich spüre deutlich, der Tw Trainer hat viel Zeit investiert, hier Dinge zu verstehen und vor allem auf das Fußball Torwartspiel umzulegen. Er erklärt auch nochmals, wie entscheidend oft die Eins gegen Eins Situationen sind und wie wertvoll ein Torwart ist, der in diesen Situationen aufgrund der Trainingserfahrung, der Muster im Berwegungsspeicher, der Reaktion, der raschen Auffassungsgabe und Entscheidungsfreudigkeit einfach diese entschärfen kann... er erklärt aber auch, warum das im Training so ein Schwerpunkt sei, insbesondere im direkten Individual Training... nicht weil es so häufig vorkommt, sondern weil es so komplex zu lösen sei. Er vergleicht es mit einem Eiskunstläufer, der 70 Prozent nur Eis läuft, aber für Sprünge und Drehungen eben die Punkte bekommt. Dieser würde das Laufen auch nicht im individualtraining machen, sondern sich gezielt auf eben das Springen, Drehen und Landen fixieren... nicht weil es häufig sei, sondern weil hier die meisten Punkte verloren gingen, aber auch die meisten Stürze und damit das völlige Verpatzen der Choreografie aus genau diesen eher schwierigen Bewegungen resultieren. Er wird nicht müde zu erklären, daß eben der Bedarf nicht durch die Häufigkeit im Spiel diktiert würde, sondern durch die Komplexität der Bewegung und der Relevanz für das Ergebnis. Er lacht und meint:
Ein toller Übersteiger bringt uns keine 3 Punkte, aber schön, wenn es der Torwart kann…

Er wird nochmals deutlich: Wir brauchen im Tor jemand, der dem Gegner die Lust am Tore schießen nimmt, der den Stürmer verzweifeln läßt. Es braucht keinen Mittelfeldspieler im Tor, es braucht einen Torwart, der einfach einen Pass sicher und technisch gut verarbeiten kann, der einen Ball sicher und technisch gut verarbeiten kann, der eben eine Ballannahme und ein sicheres Passspiel bieten kann. Aber wir legen im Tw Training darauf keinen Fokus, sondern das ist eine Sache, die im integrativen Training mit der Mannschaft gemacht wird. Im Torwarttraining führt er dann aus, daß er auch die technischen Grundlagen großen Wert legt, die der Torwart in der Zielverteidigung und Raumverteidigung braucht, aber immer wieder Entscheidungen verlangt werden, ob der Torwart eher aggressiv oder defensiv arbeitet. Mit aggressiv meint er nicht wild und ungezügelt, sondern eher entschlussfreudig im Raum agiert oder auch mutig das Eins gegen Eins angeht, wenn es die Situation und die Torverteidigung erfordert.
Auf die Frage, ob dieses Gewichtung der 10 Punkte jetzt wirklich angewandt wird, lächelt er und erklärt:
Die 10 Punkte sind eher ein Leitfaden. Sie sind eher das, wie WIR im Torwarttrainer Team meinen, daß ein Torwart geschult werden sollte, so in etwa eine Richtlinie für den passenden Torwart, daher legen wir derzeit auf diese Dinge viel Wert, auf andere weniger. Wir kommunizieren das auch zu den Trainern, denn hier muss ja das Mitspielen statt finden und forciert werden - und nicht durch den Torwarttrainer an sich.
Der Tw Trainer, so erklärt er, könnte dann und wann ein wenig coachen, aber generell ist hier der Mannschaftstrainer in Zusammenarbeit mit dem entsprechenden Tw Trainer gefordert. Zudem, so seine Ausführung, ist diese Leitlinie nicht in Stein gemeißelt und die Tw Trainer sind angehalten, die individuellen Stärken und Schwächen im Tw Training zu berücksichtigen und daran zu arbeiten… Er meint, dann würde diese Punkte Verteilung wieder anders aussehen, würde man es anstelle für ein „Programm“ auf den Torwart individuell auslegen… er lächelt und meint dann, daß es aber wichtig wäre, für einen Verein, daß man ein Gesamtkonzept habe, and dem sich die Trainer orientieren könnten, weil dann die Entwicklung der Torleute in die richtige Richtung gelenkt würde, so daß für den Verein die besten Resultate erzielt würden.



Gern würden wir mal andere Tw Trainer hier befragen und nach deren 10 Punkten zu den 5 Grundstrukturen des Tw Spiels befragen und dann deren Ausführungen hören, warum diese die Punkte so oder so vergeben haben….

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