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Laufbahnende mit Hindernissen?

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Nachdem ich nun nach fast 25 Jahren aktivem Kickens vor habe die Handschuhen an den Nagel zu hängen, werde ich mal über das kommende ein wenig bloggen.

Fangen wir einfach mal an, indem wir die Zeit ein wenig zurückspulen:

Es ist Sonntag, der 6te Juni 2010. 18:30 Uhr. Das Thermometer zeigt noch immer gute 25°C an und ein paar kleine Wölkchen machen sich am Himmel breit. In meinem Gemüt ist es jedoch eine komplette Wolkendecke. Die Stimmung ist gedrückt seit der Schiedsrichter vor ca einer dreiviertel Stunde das Spiel abpfiff. Ein Spiel wie jedes andere auch? Mitnichten. Es war das Aufstiegsrelegationsspiel zur Kreisliga A. Und wir haben es vergeigt. 1:2 verloren nach einer wirklich schwachen Leistung des gesamten Teams. Vor knapp 800 Zuschauern im Jahn-Stadion in Gelsenkirchen zeigten wir nicht einmal in Ansätzen die Leistungen der letzten Saison. Für mich doppelt enttäuschend, denn es sollte mein letztes Spiel in der zweiten Mannschaft von Beckhausen sein. Hiernach wollte ich meine aktive Laufbahn beenden. Ein schwerer Entschluß - die Folger zweier verkorkster Spielzeiten und vieler, kleiner Verletzungen.

Langsam schlender’ ich zu meinem Auto. Sonderlich ansprechbar bin ich an diesem Abend nicht mehr. Im Kopf kommen viele Erinnerungen an alles was ich im Fußball so erlebt habe hoch. Von meinem ersten Training in der E-Jugend, bis zu diesem letzten Spiel.

Rückblick:
Sommer 1986. Das Jahr der Weltmeisterschaft in Mexico. Stolz in seine ersten Fußballschuhe geschlüpft wuselt ein kleiner, schmächtiger Blondschopf zusammen mit anderen, gleichaltrigen Kindern über den Hartplatz 2 des Trainingsgeländes am Ruhrstadion. Seit einigen Tagen war der Lütte Mitglied beim VfL Bochum und wollte Fußball spielen. So wie auch schon sein Vater lange gekickt hat. Doch schon relativ schnell zeigt sich das dieser kleine Junge relativ talentfrei am Ball ist. Während die meisten Kids den Ball locker jonglieren und 20-30 Mal hochhalten, gelingt es ihm nicht einmal 10 Mal. Auch läuferisch ist er den anderen weit unterlegen. Nun ja, es ist ja die Jugend des VfL Bochum. Nicht irgendein Verein in der Stadt, sondern der Bundesligist.
Der kleine Junge, welcher auf dem Ascheplatz dennoch seinen Spaß hat und langsam den Umgang mit dem Leder lernte war ich. Drei Jahre trug ich stolz das blaue Trikot mit dem Emblem des VfL Bochum auf der Brust. Zwei Jahre in der E-Jugend, ein Jahr in der D-Jugend. Im Mittelfeld wurde ich eingesetzt, denn seinerzeit spielte man auch in der E-Jugend bereits mit festen Positionen. Sind wir mal ehrlich: Gut, war ich wirklich nicht. Aber es reichte um immer mal wieder ein paar Minuten spielen zu dürfen. Mag allerdings auch daran gelegen haben, dass mein Großvater als Stadionverwalter im Ruhrstadion arbeitete. Die war sicherlich auch der Hauptgrund, warum meine Eltern mich ausgerechnet in Bochums größtem Verein anmeldeten.
1989, nach einem Jahr D-Jugend wurde es dann zu voll in der Mannschaft. Es gab zwei D-Jugendmannschaften, welche nach Leistung unterteilt waren. In der D2-Jugend, wo ich spielte, waren wir schon 24 Kinder. Definitiv zu viel um alle einzusetzen. Also folgte ich dem Ruf eines Mitschülers und wechselte in die D-Jugend von Arminia Bochum. Einem kleinen Verein im Bochumer Stadtteil Hofstede. Der Sportplatz war mit dem Trainingsgelände des VfL nicht zu vergleichen. Am Stadion war ein Jahr zuvor der erste Kunstrasenplatz der Region angelegt worden! Bei Arminia gab es nur einen einzigen Platz. Der Belag? Nun, in der Mitte war es rote Asche. Die Außenbahnen waren mit einem Gemisch aus Gras, Moos und Unkraut aller Art bewachsen. Als Kabinen dienten die Umkleiden einer Turnhalle der benachbarten Schule. Die Duschen waren Rohre an der Decke, in welche Löcher eingelassen waren. Aber das war mir egal, denn damals duschte ich eh nicht mit der Mannschaft.
Das zweite D-Jugendjahr lernte ich meine Stärken und Schwächen besser einzuschätzen. Ich wurde nun als Außenverteidiger eingesetzt, wo ich keine schlechte Figur machte. Zugegeben, ich war zumeist langsamer als meine Gegenspieler, aber durch meine Größe und die Courage auch auf der Asche ordentlich reinzugrätschen machte ich das wieder wett und konnte meine Seite zumeist gut absichern. Dennoch war eins klar, meine Position bei diesem Sport war auch das nicht. Denn am Haus kickte ich nahezu täglich mit meinen Freunden auf die Wäschestangen im Hof. Die gaben tolle Tore ab. Und da ich schon immer etwas lauffaul war, spielte ich dort natürlich im Tor. Als Torwarthandschuhe diente ein paar alter, ausgedienter Skihandschuhe. Grip und Nutzen hatten die natürlich nicht, aber es sah cool aus. Und wenn die älteren Jungs drauf schossen, tat es nicht so weh. Etwas später kaufte ich dann einem Freund mein erstes Paar richtige Torwarthandschuhe hab. Für ganze 3DM! Es waren Uhlsporthandschuhe aus Stoff, welche als Fangflächen einen Gummibelag hatten, welcher dem der Tischtennisschläger ähnelte. Der Vorteil: Wenn mal was kaputt war, wurden die Handschuhe einfach wieder genäht.
In meinem ersten C-Jugendjahr kam es dann zu einem, für mich sehr glücklichen, Umstand. Unser Torwart hatte sich den Arm gebrochen und konnte nicht spielen. Einen Ersatztorhüter hatten wir nicht. So standen unsere Trainer vor dem Problem, wen es nun in Tor zu stellen galt. Unser Torwart hatte mich schon öfter mit meinen Freunden spielen sehen und platze daher in die Überlegungen meiner Trainer: „Lasst doch den Christian ins Tor. Der kann das auch!“. Nun, mangels Alternativen entschied man sich letztlich dafür mich in das quietschgelbe Torwartdress zu stecken. Und so bestritt ich im Frühjahr 1991 mein erstes Spiel im Tor. Der Gegner war die C-Jugend von TuS Querenburg und wir gewannen das Spiel mit 1:12. Ich hatte genau zwei Schüsse auf das Tor bekommen. Der erste war direkt mal drin, den zweiten konnte ich doch, wenn auch eher unbeholfen, über die Latte lenken. Meine „Leistung“ muß aber dennoch genug Eindruck hinterlassen haben, so dass ich ab sofort als Ersatztorwart in der Mannschaft geführt wurde. Das zweite Spiel war dann auch gleich eine Katastrophe. Mit 10:0 verloren wir gegen Waldesrand Linden und ich zeigte, dass ich wirklich nie gelernt hatte im Tor zu spielen.
Egal, ab sofort durfte ich im auch beim Training ins Tor und lernte so nach und nach wie ich am besten zum Ball ging. Einen Torwarttrainer hatten wir natürlich zu dieser Zeit nicht. Ich musste mir die Techniken also bei den Profis im Fernsehen abgucken. Meine Ausrüstung war ebenfalls unzureichend. Eine lange Trainingshose, ein alter Pulli und die alten Uhlsporthandschuhe waren alles was ich hatte.
Im zweiten C-Jugendjahr bekamen wir einen neuen Trainer. Ein Pole, welcher dort bereits hochklassige Seniorenmannschaften trainiert hatte und aus beruflichen Gründen nach Bochum gezogen war. Unter ihm machte ich einen großen Schritt nach vorn. Er zeigte mir viele Grundlagen des Torwartsspiels und machte, wenn es die Zeit zuließ, auch Torwarttraining mit mir. Die Übungen waren aus heutiger Sicht sicher nicht optimal, aber sie schlauchten unheimlich. Über mangelnde Sprungkraft konnte ich mich danach zumindest nie beschweren. Ich lernte in diesem Jahr sehr schnell und konnte schon in der Hinrunde unseren bisherigen Torwart von seinem Stammplatz verdrängen. Meine Reflexe waren damals schon mein großes Plus. Die waren aber auch nötig, da ich ohne Brille spielte, welches beim Abschätzen des Ball noch bis heute ein großes Hindernis sein sollte. Der schöne Abschluß der C-Jugend war für mich das Turnier in Wiemelhausen. Hier erreichten wir den dritten Platz und konnten sogar der C-Jugend des VfL Bochum ein Unentschieden abringen. Ich zeigte meine bis dahin beste Leistung im Tor und durfte dafür den gewonnenen Pokal behalten. Dieser ziert noch heute meinen Schrank und erinnert mich immer an diese schöne Zeit.
Mein erstes B-Jugendjahr 1991/92 sollte eine Pleite werden. Wieder war ein Trainerwechsel angesagt und im Verein gab es eine starke Lobby aus Vätern rund um den Trainer. Schnell wurde ich in den Spielen aus dem Tor verbannt und das A-Jugendtorhüter auf falschem Pass anstatt meiner eingesetzt. Beschwerden meinerseits und meiner Eltern wurden mit den Worten „der ist nun mal besser“ abgeschmettert. Ziemlich enttäuscht verließ ich am Saisonende den Verein und wechselte im Sommer 1992 zum SV Eintracht Grumme.

Aktualisiert: 17.06.2010 um 15:05 von Paulianer

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