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Laufbahnende mit Hindernissen? Teil 2

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So, weiter geht's:

In Grumme stieß ich auf eine Mannschaft, welche sich zum Großteil aus ehemaligen Mitschülern meiner Grundschule, sowie Mitspielern vom VfL Bochum zusammensetzte. Also ein Haufen, wo jeder den anderen schon lange kannte. Das machte sich in der Saison bemerkbar! Trainiert wurde im Sommer ausschließlich auf Rasen – jedoch auf E-Jugendtore. Trotzdem wurde ich immer stärker und wir erreichten mit dieser Mannschaft den Aufstieg in die Kreisliga B! Eine tolle Sache, die jedoch im Sommer 1993 durch ein internationales Turnier in Weervershoof in den Niederlanden getoppt wurde. Als Ersatz für den VfL Bochum fuhren wir in den kleinen Ort am Ijsselmeer und konnten uns dort mit Vereinen wie Feyenoord Rotterdam, Arsenal London und dem FC Nantes messen. Am Turnierende wurden wir mit 0 Siegen und 2:32 Toren glanzvoll Letzter. Umso mehr feierte meine Mannschaft meine Auszeichnung als „Torwart mit dem meisten Pech“ für welche ich vom Veranstalter einen Wimpel überreicht bekam. Man erklärte mir den Umstand so, dass ich zwar die höchste Quote der gehaltenen Bälle hatte, jedoch leider auch die meisten Gegentreffer verzeichnen musste. Mitspieler und Trainer waren trotzdem stolz auf mich. Mir persönlich war das eher peinlich. War ich doch eher ein ruhiger und zurückhaltender Teenager, der nur seinen Spaß am Torwartspiel wollte.

Bedingt durch viele Abgänge war das erste A-Jugendjahr nicht so erfolgreich. Dennoch machte es viel Spaß. Auch wenn ich nicht mehr der einzige Torwart in der Mannschaft war. Konkurrenz machte sich breit. Wir verstanden uns aber untereinander gut und wechselten uns in der Saison mit den Spielen ab. Heute finde ich das nicht optimal, aber damals sorgte es für den Mannschaftsfrieden. Auch im Sommer 1994 sollte ein Turnier in den Niederlanden der Saisonhöhepunkt werden, doch diesmal wurde es ein Flop. Die Niederländer zeigten ihre gastfreundliche Seite und beschimpften uns direkt am ersten Tag als Nazis und wir sollten lieber wieder nach Hause fahren. Nachts löste man die Verankerung unseres großen Zeltes, so dass uns die Eisenstangen fast verletzt hätten. Und letztlich lagerte uns eine Gruppe von holländischen Jugendlichen auf, so dass es zu einer ordentlichen Schlägerei kam. Nun, obwohl die Holländer in der Mehrzahl waren, zogen sie trotzdem den Kürzeren. Der Spaß am Turnier war uns dennoch vergangen. So blieb als Saisonhöhepunkt das Halbfinale im Kreispokal gegen die SG Wattenscheid 09 stehen, welches wir mit 15:1 verloren. Ich durfte die erste Halbzeit spielen (der Pausenwechsel war abgesprochen) und kassierte 12 der 15 Gegentreffer.

Mein letztes Jugendjahr 1994/95 brachte einige Veränderungen mit sich. Zum einen war ich bis dahin größtenteils Verletzungsfrei geblieben und nun zeigte mir mein Körper erstmalig meine Grenzen auf. In einem A-Jugendspiel prellte ich mir beide Hüften. Hart im nehmen, spielte ich trotz Verletzung weiter. Ein fataler Fehler, denn die Prellungen wurden chronisch und begleiteten mich von nun an einige Jahre weiter. Ein schmerzhafte und äußerst unangenehme Sache, wenn die Hüften schön beim leichtesten Bodenkontakt blau werden und heftig anschwellen. Hart im Nehmen, hat mich das nie sonderlich beeindruckt. Heute muss ich aber sagen, dass es ein Fehler war die Verletzungen nicht auszukurieren!

Neben dem Spiel in der A-Jugend passierte es im Frühjahr 1995, dass sich beide Torhüter unserer ersten Mannschaft verletzten. Die „Erste“ befand sich gerade im Abstiegskampf in der Bezirksliga und so musste schnell ein Ersatz her. Die Torhüter der zweiten Mannschaft und der alten Herren wollte man aus Leistungsgründen nicht spielen lassen und so trat der Verein an mich heran, ob ich bereit wäre bei den Herren auszuhelfen. Ich sagte zu und so fuhr ich mit meinem Trainer zur Sportschule Kaiserau für eine sportmedizinische Untersuchung. Nachdem der Arzt grünes Licht gab und meine Eltern die Einverständnisserklärung unterschrieben hatten, war ich nun offiziell bei den Herren spielberechtigt.

Mein erstes Herrenspiel machte ich kurz darauf gegen Westfalia Bochum. Zwar verloren wir das Spiel knapp, dennoch konnte ich soweit überzeugen, dass ich positiv in der Zeitung erwähnt wurde. Damals war es ein Highlight für mich, meinen Namen in der Zeitung lesen zu können. Den Rest der Saison spielte ich sowohl in der A-Jugend, als auch bei den Herren. Oftmals auch zwei Spiele an einem Tag, also erst A-Jugend und dann erste Mannschaft. Meine Hüfte dankten es mir soweit, dass sich die Prellungen verschlimmerten. Aber ich konnte meinen Verein nicht im Stich lassen und hielt bis zum Saisonende durch.

Im Sommer 1995 wurde ich dann von der Jugend offiziell in die zweite Mannschaft versetzt. Die erste Mannschaft konnte in der Vorsaison den Abstieg nicht verhindern und es gab einige Umstrukturierungen im Verein. Mein erstes Seniorenjahr wurde so zum Supergau. Die Mannschaft in der nun spielte bestand zum Teil aus alten Herren, Kneipenkickern und lustlosen Spaßbremsen. Genau so spielte die Truppe auch. Es hagelte Niederlage um Niederlage. Zweistellig war keine Seltenheit, denn außer dem Torwart hatten wir anscheinend 10 Stürmer auf dem Platz. Verteidigung war Glückssache. Absolut frustriert und ohne jegliche Perspektive auf Besserung platze mir im Frühjahr 1996 der Kragen. Ich stellte die Mannschaft vor die Wahl: Entweder sie strengten sich an und verteidigten auch mal, oder ich würde ebenfalls meine Arbeit einstellen. Nun, zur Pause lagen wir 0:6 zurück und es passierte auf dem Platz gar nichts. Also nach ich in der Pause meine Tasche, warf meinem Trainer die Handschuhe und das Trikot vor die Füße, meinte nur „Such dir einen anderen Dummen!“ und ging. Zwei Tage später ging meine Abmeldung in bei Eintracht Grumme ein. Im nach hinein betrachtet war dies eine erstaunlich hitzige Reaktion von mir, welche mich nicht wirklich viele Freunde bescherte. Mein damaliger Trainer redet noch heute (mehr als 10 Jahre später) nicht wieder mit mir. Fakt war, dass ich nun Vereinslos war und so machte mir mein Onkel den Vorschlag doch in den Verein zu wechseln, wo er als Schatzmeister tätig war.

So wechselte ich zur Saison 96/97 in meinen vierten Verein, zu Teutonia Bochum. Auch hier spielte ich in der zweiten Mannschaft, einer wirklich tollen Truppe mit einem tollen Trainer! Leider hielt die Truppe nur 2 Jahre, bis die Mannschaft auseinander fiel. So verließ 1999 den Verein und wechselte zu den Sportfreunden Schnee in Witten. Mein Sportlehrer an der Berufsschule trainierte dort die erste Mannschaft und wollte mich alt Torwart haben. Ich brauchte nun fast eine Stunde zum Training und hatte im Winter ziemlich mit Schnee zu kämpfen. Ausgeglichen wurde es durch eine sympatische Mannschaft in der Kreisliga A und einer Finanzspritze in Form von Punktprämien zwei Mal im Jahr. Ich spielte eine gute Saison auf dem Schnee bevor ich 2000/2001 wegen der Abschlussprüfungen meiner Ausbildung freiwillig in die zweite Mannschaft wechselte. Leider fielen meine Leistungen im Laufe der Saison immer mehr ab. Eine tückische Krankheit machte sich breit, welche sich im Laufe des Jahres immer mehr verschlimmerte. In der Saison 2001/2001 machte ich letztlich kein Spiel mehr und konnte auch nicht mehr trainieren. Die Krankheit schlug mit voller Wucht zu und verhinderte zunächst das Laufen (nach 400m war ich mit der Welt am Ende) und letztlich auch das Autofahren. Es war ein mittleres Wunder, dass ich zur gleichen Zeit meine Abschlussprüfung der Ausbildung mit Bravour bestand. Mit dem Sport war es jedoch vorbei und so hing ich im Winter 2001 meine Handschuhe und Fußballschuhe an den Nagel.

Zu diesem Zeitpunkt ging ich strikt davon aus, nie mehr Fußball spielen zu können. Mehr als ein Jahr rannte ich zu diversen Ärzten, bis ich meine Krankheit langsam in den Griff bekam. Um wieder Anschluß an meinen geliebten Sport zu bekommen, übernahm ich 2004 eine C-Jugend bei Markania Bochum als Trainer. Auch wenn die Kids als schwierig galten, was die auch waren, so erreichten wir doch den dritten Tabellenplatz. In den Folgejahren trainierte ich noch ein weiteres Jahr die C-Jugend, sowie 2 Jahre die E2-Jugend bei Markania. 2005 überredete mich mein damaliger Chef dazu, bei einem 5km Firmenlauf mitzumachen. Nun, sagen wir, er meldete mich einfach dafür an. Etwas verdattert begann ich also langsam wieder zu trainieren. Meine Krankheit noch im Hinterkopf. Aber es klappte. Ich brauchte letztlich für die 5km gute 36 Minuten, aber ich hielt durch. 2006 nahm ich aus Jux beim national Walking Day auf Schalke teil und erreichte beim 5km-Walking den dritten Platz. Überrascht das zu schaffen, trainierte ich weiter und nahm 2007 beim Karstadt-Marathon als Walker über Halbmarathondistanz teil. Hier erreichte ich einen guten, siebten Platz in der Gesamtwertung. Meine Krankheit war nun endgültig besiegt und ich konnte endlich wieder Sport treiben!

Im Frühjahr 2007 veranstaltete ein Bekannter ein Freundschaftsspiel zwischen der A-Jugend die er trainierte und seinem Freundeskreis. Er fragte mich, ob ich bei diesem Spiel im Tor spielen würde. Ich hatte seit 5 Jahre nicht mehr gespielt, erklärte mich aber bereit es zu probieren. Nun war Not am Mann. Ich hatte ja außer den alten Trikots keine Ausrüstung mehr. Also schnell eine günstige Torwarthose gekauft und neue Handschuhe. Aber nanu? Was war das denn? Warum waren die Finger der Handschuhe so steif? Plastik in Torwarthandschuhen?! Ich hatte ein Adidas Modell mit Fingersafe gefunden. Das Modell CA Cup. Fasziniert holte ich mir diese für einen günstigen Preis und testete sie in dem Freundschaftsspiel aus. Letzteres lief gut. Wir besiegten die eingespielte A-Jugend im Elfmeterschießen und ich musste zuvor nur einmal hinter mich greifen. Dazu konnte ich einige gute Chancen der Jungs zunichte machen. Auch meine seit der A-Jugend so unglücklich geprellten Hüften, schwollen nicht mehr an! Erstaunlich auch, dass ich in den 5 Jahren anscheinend nichts verlernt hatte.

So kam es dann, dass mich mein Bekannter dann fragte, ob ich nicht in der Folgesaison mit dem Kern der A-Jugend und einigen seiner Freunde die neue, zweite Mannschaft bilden wolle. Da es meine Gesundheit anscheinend zuließ und ich nach der Trennung von meiner damaligen Freundin eh nicht viel zu tun hatte, sagte ich zu. So spielte ich in der Saison 2007/08 nach 5 Jahren Pause für den SuS Beckhausen 05 in der Gelsenkirchener Kreisliga C. Es war eine tolle Saison! Mit der recht jungen Truppe überraschten wir die Konkurrenz und ich spielte die wohl beste Saison meines Lebens. So stiegen wir am Ende als Tabellenzweiter direkt in die Kreisliga B auf. Die Feier konnte sich sehen lassen.

Im gleichen Jahr stieß ich im Internet auf die Website www.torwart.de und das zugehörige Forum. Ohne zu zögern meldete ich mich an und las mich fleissig durch die Beiträge. 2008 fand dann das erste Torwart.de-Camp in Ruit statt. Als reines Usertreffen geplant, bot es doch weitaus mehr. Zum ersten Mal in meinem Leben lernte ich richtig qualifiziertes Torwarttraining kennen und machte Bekanntschaft mit dem modernen Torwartspiel. Nebenbei lernte ich einige tolle Menschen kennen, welche ich heute zu meinem wichtigen, engeren Freundeskreis zähle.

Auch wenn ich ursprünglich nur eine Saison spielen wollte blieb ich in Beckhausen und spielte in der Kreisliga B meine zweite Saison. Auch wurde mit Tabellenplatz 3 recht erfolgreich abgeschlossen. Jedoch machten sich nun vermehrt kleinere Verletzungen breit, welche verhinderten das ich in eine stabile Form kam. 2009 fuhr ich dann erneut nach Ruit zum Torwart.de-Camp. Wieder lernte ich eine Menge und machte sympatische und interessante Bekanntschaften. Meine letzte Saison war dann leider eher schwach. Wieder, oder immer noch, behinderten mich verschiedene Verletzungen und zu allem Überfluss machten nun auch noch meine Adduktoren schlapp. Der Kommentar meines Physiotherapeuten „Tja, das ist das Alter. Da kann man nicht viel machen.“ gab mir dann doch zu denken. Trotzdem biss ich mich durch, litt aber neben den stätigen Schmerzen nach dem Sport an einer unkonstanten Form.

Bis zu jenem 6ten Juni 2010. Eigentlich freuen sich alle auf die Relegation. Es ist brütend heiß, die Sonne lacht. Nach eine halben Stunde gehen wir, nicht unverdient, mit 1:0 in Führung. Ich muß zwei lange Bälle abfangen, rutsche in den Ball hinein, sicher ihn souverän. Auch die Flanken fange ich sicher herunter. Dann rollt der Ball doch ins Netz. Unordnung im Strafraum, meine Verteidiger bekommen den Ball nicht sauber heraus. Rotthausens Angreifer trifft den Ball nicht richtig und schiebt ihn mit dem Schienbein gegen meine Laufrichtung ins lange Eck. 1:1… Kein Grund zur Panik, denke ich. Die Halbzeitansprache ist nicht so deftig wie gedacht. Unser Trainer versucht den jungen Spielen den Druck zu nehmen, damit sie endlich mal befreit aufspielen können. Doch dieses Schuß geht nach hinten los. In der zweiten Halbzeit geht bei uns fast gar nichts mehr nach vorne. Rotthausens zweite Mannschaft bestimmt plötzlich das Spiel, ist giftiger und präsenter. Dennoch haben wir die große Chance zur Führung, doch der Freistoß prallt an den Pfosten, von dort an den Kopf des Rotthausener Keepers und von da ins Toraus. Der Gegner macht mehr Druck. Eine scharfe Hereingabe in den 5er kann ich entschärfen. Eine Flanke rutscht mir über die Hände ins Aus. Die Ecke bringt nichts. Durchatmen! Nichts ist passiert! Dann kommt die unglückliche 80te Spielminute. Aus 40 Metern schlägt der Rotthausener den Ball in meinen Strafraum. Der Angreifer bekommt den Ball nicht, mein Manndecker geht zum Kopfball. Im letzten Moment zieht er jedoch den Kopf weg und der Ball prallt hinter ihm auf. Gut 7m vor dem Tor. Völlig überrascht sehe ich den Ball über mich fliegen – Zeitlupenmäßig. Ich springe ab, strecke mich – stehe aber knapp 4m vor dem Tor. Der Ball senkt sich – genau in den Winkel. Meine Landung bekomme ich schon gar nicht mehr richtig mit... Den 1:2 Rückstand kann meine Mannschaft nicht mehr drehen. Auch nicht als 5 Minuten später ein Rotthausener mit gelb-rot vom Platz gestellt wird. Wir kommen nicht einmal mehr an eine Standart, so dass ich mit nach vorne könnte. Stattdessen laufen wir in einen Konter. Mein zweite Manndecker zieht die Notbremse – Rot! Mit dem Freistoß der Abpfiff. Vorbei der Traum vom Aufstieg im letzten Spiel.

Aktualisiert: 17.06.2010 um 16:08 von Paulianer

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