Sozusagen als Ergänzung zu Steffens letztem Beitrag und zum verdeutlichen der Wichtigkeit, sich die Flanken um jeden Preis zu holen.
Viele Torhüter kleben förmlich auf der Linie. Hintergrund ist der unterbewusste Gedanke, das Tor schützen zu müssen, wie es ja der Name "Torwart" bzw. "Torhüter" vorgibt. Dies führt dazu, dass tief in uns das Gefühl entstehen kann, wir würden das, von uns zu schützende Tor, im Stich lassen, sobald wir uns von dort weg bewegen. (der gedemütigte, verzweifelte Blick eines Torhüters, der eine Flanke unterlaufen hat und hilflos zum leeren Tor starrt, spricht Bände) So entsteht letztendlich die Angst zu versagen, wenn wir uns eine Flanke holen wollen. Im Gegensatz dazu haben wir, wenn wir auf der Linie bleiben und der Ball nach einer Flanke bei uns einschlägt zumindest das Gefühl alles getan zu haben, was wir konnten, da wir ja auf unserem Posten waren. Die Wechselwirkung dieser gegensätzlichen Gefühle ist es, was viele auf der Linie bleiben lässt.
Was aber tun, um das Problem zu lösen? Wir müssen uns darüber klar werden, was unsere Aufgabe ist. Wir müssen unser Tor schützen, das ist unsere Aufgabe; entscheidend ist dabei, dass wir alle Freiheiten, im Rahmen der Regeln, haben dies zu tun. Es bleibt also einzig uns überlassen, auf welchem Weg wir diese Aufgabe lösen. Diese Freiheit ist der grosse Vorteil, den wir haben; sie gibt uns das Recht, das zu tun, was wir für erforderlich halten. Niemand schreibt uns vor an welcher Stelle wir unser Tor verteidigen. Wenn ich bei einem Angriff meiner Mannschaft 20 Meter vor dem Tor stehe und dann noch 20 Meter nach vorne sprinte um einen Konter zu unterbinden, dann bin ich 40 Meter von der Torlinie entfernt, und was mache ich? Ich schütze mein Tor und sonst nichts. An dieser Stelle möchte ich an die vielen Torleute erinnern, die ganz allein in ihrer Spielfeldhälfte sind und wo stehen...an der 5er Linie, weil sie ja ihr Tor hüten müssen. Verdammt das Tor wird schon nicht umfallen und bisher hat auch noch niemand versucht mir das Ding während eines Spieles zu klauen. Es ist einzig der Ball von dem Gefahr ausgeht und je früher wir ihn haben, umso sicherer ist unser Tor, denn nur wenn wir ihn in Händen halten ist unser Tor wirklich sicher und wir erfüllen unsere wichtigste Aufgabe. Das muss uns bewusst sein, dies müssen wir verinnerlichen um die "Versagensangst" zu bekämpfen, die uns auf die Linie kettet.
Von wievielen Torleuten habe ich im Laufe der Jahre gehört, sie hätten mit dem Fangen hoher Bälle Probleme. Schaut man sich dies dann im Training genauer an, um die Probleme im Hinblick auf Technik und Timing zu analysieren, sind die Mängel oft weit geringer als bei anderen Bällen. Nur bei einem Flachschuss der in der Ecke einschlägt, entschuldigt man seine Mängel mit einem schlichten "unhaltbar" oder "unerreichbar" und macht sich weiter keinen Kopf darüber...denn, man war ja da, wo man glaubt hinzugehören, nämlich im Tor. Das angebliche Problem beim Fangen und der Verweis auf technische oder Timingprobleme, dient so bereits als Vorausentschuldigung für das Kleben auf der Linie, die eigentlich in der Angst begründet liegt, seinen Posten zu verlassen.
Von daher werdet euch eurer Aufgabe bewusst und holt euch den verdammten Ball. Klar muss die Technik und das Timing stimmen, aber das lässt sich trainieren.
Ich weiss sehr wohl, dass das Denken vieler Trainer, Mitspieler und Zuschauer, ebenfalls von dem "Im-Stich-lassen- Gedanken" geprägt ist, was häufig zu den Vorwürfen führt, die man sich einfängt, wenn man mal an einem Ball vorbeisegelt, nur das darf uns nicht stören. Und letztendlich, bekommen wir ein Tor, stehen wir meist ohnehin in der Kritik; dies übrigens zurecht, denn wenn wir ein Tor bekommen, haben wir unsere Aufgabe nicht erfüllt, da wir das Tor nicht verhindert haben.
Also arbeitet an euch und holt euch die verdammten Bälle, bevor sie euch jemand um die Ohren haut.