So, ich stelle hier nun nochmal was zu Eiweiß rein. Erstmal, aus der Erfahrung der ersten Folge dieser kleinen Serie: Wenn ihr etwas zu kritiseren habt bzw etwas anders seht, dann bitte sofort Meldung :)
1.Kleine Warnung vor invasorischen Proteinmännchen
Duschschnittliche Selbstbedienungs-Kühltheken sind mindestens so land wie Weitsprunggruben. Ihr Inhalt ist ein eindrucksvoller Beweis für unsere Lbie zum Eiweiß und unsere unerklärliche Angst, davon nicht genug zu bekommen. Diese kunterbunte Vielfalt in den riesigen Truhen präsentiert sich zwar fettarm, dennoch werden Verbraucher samt Nachwuchs-Konsumenten nicht vor einer feindlichen Invasion der Proteinmännchen gewarnt. Diese freuen sich eben über ihre milchweiße Weste. Und das sowohl in vielen Diät-Büchern, als auch den beliebten Bodybuilder- und Sportzeitschriften. (Bestes Beispiel ist hierbei das McFit-Magazin "Einfach gut aussehen", falls es schon jemand in der Hand hatte)
Fett ist das ewig Böse - Eiweiß das immer Gute. Schlürfen für prächtige Muckis und starke Knochen. Kein Nahrungsbestandteil wird im Sportbereich massiver und einfallsreicher beworben als das Eiweiß: Die süße Extraportion Proteine katapultiert Knirpse vom Tretras aufs Mofa, gesundheitsbewusste Erwachsene decken schon beim Frühstück den empfohlenen Tagesbedarf großzügig ab und puffern Mangelerscheinungen am Arbeitsplatz - man kann ja nie wissen! - mit handlichen Proteinriegeln ab.
Bitte nicht falsch verstehen - Eiweiß ist und bleibt ein höchst wichtiger Bestandteil unserer Nahrung. Die vielfältigen Funktionen des Nährstoffs waren für den schwedischen Chemiker Berzelizus so bedeutsam, dass er ihm 1840 den griechischen Namen "Protein" (dt. das Erste, das Wichtigste) gab. Nur so am Rande. Es ist in der Tat der "Stoff", aus dem unser Körper gewoben ist: Wir benötigen es für die Reparatur und den Neuaufbau unserer Körperzellen, die ebenso aus Proteinen bestehen wie Nerven, Muskeln, Sehnen, Hormone und rote Blutkörperchen. So viel zur Allgemeinkunde.
Doch wieviel Eiweiß brauchen wir, um gesund und fit zu bleiben?
Die Statistiken zeigen, dass Mahlzeiten und Snacks von "Otto-Normalschmausern" während eines normalen Tagesablaufes bis zu 100 g mehr Eiweiß enthalten als der ausgewachsene Körper benötigt. Die Empfehlungen der Ernährungswissenschaftler reichen von 1,1 bis 2 g pro kg KG (Körpergewicht). Diese Menge nun zu bewerten ist sehr schwer, nur am häufigsten drehen sich die Empfehlungen um einen Richtwert von 1,1-1,2 g/kg KG für den "Otto-Normalschmauser" und von 1,4 g/kg KG für den ambitionierten Sportler. Es ist allerdings wichtig zu wissen, dass unsere Nieren mit der geballten Ladung Protein erst einmal fertig werden müssen. Die Organe geben pflichtbewusst ihr Bestes, um die Melange aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff zu verarbeiten, stoßen dabei jedoch bei größeren Portionen schnell an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Die bei der "Eiweißentsorgung" anfallenden Säuren werden über den Urin ausgeschieden, doch in einer bestimmten Menge Flüssigkeit kann nur ein begrenztes Quantum Harnflüssigkeit gelöst werden. Das bedeutet einerseits, dass man am Tag viel klares Wasser trinken sollte um die Arbeit der Nieren zu unterstützen, anderseits, dass eine regelmäßig einverleibte Überdosis Eiweiß unserem Stoffwechsel schaden kann. Sicherlich dürft ihr das jetzt nicht überbewerten und anfangen penibel jeden Tag euren Eiweißkonsum mittels Taschenrechner und Nährwerttabellen nach zu rechnen, aber es ist dennoch interessant, das an einem, für euch, "normalen" Tag genau zu bestimmen. Diese Erfahrung habe ich schon gemacht und nach einem Eiweiß-Shake nach dem Sportstudio, ein paar Wurst-Kräuterquark-Stullen in der Schule, einem Müsli am Morgen und einem netten Mittagessen ist man schon näher am Limit als gedacht. Sicherlich müsstet ihr pro Tag die Grenze schon enorm überschreiten, aber man sollte schon beachten, ob der Eiweiß-Shake am Tag noch sinnvoll ist. Gerade im Bodybuilding wird der Eiweißkonsum, aus Erfahrung durch diverse Konfrontationen gesprochen, oft überschätzt. Dafür wird er im Ausdauersport meist unterschätzt.
Die Zusammenhänge zwischen dem zu hohen Eiweißkonsum und dem Stoffwechsel sind einfach formuliert so: Je mehr Eiweiß ein Lebensmittel enthält, desto mehr Säure bildet es. Was Niere & Leber nicht abarbeiten können, wird in Körpergewebe mit vergleichsweise geringeren Stoffwechselaktivitäten "geparkt" (Bindegewebe, Knorpel, Sehnen...). Ich glaube, jeder von euch kann sich vorstellen, was passiert, wenn diese "Deponien" überfüllt sind: Die Versorgung der Zellen mit Sauer- und Nährstoffen funktioniert an den betreffenden Stellen immer schlechter unddie zunehmende Übersäuerung macht sich bald schmerzhaft bemerkbar. Bandscheibenbeschwerden, aber auch Entzündungen der Muskeln, Gelenke und Sehnen können Auswirkungen sein. Dies is natürlich ein ausgemalter Worst-Case, der allerdings bei langanhaltenden Überdosierungen des Eiweißes eintreten kann.
Keine Sorge, ich will euch jetzt nicht Joghurt, Käse und die allmorgendliche Milch zum Müsli vermiesen. Nur sollte man, gerade als Sportler, die Nahrungsbestandteile der alltäglichen Nahrung im Auge behalten. Gerade Milchprodukte sind beliebte, schnell greifbare Zwischenmahlzeiten und feste Bestandteile der deutschen Küche. Wann habt ihr denn nicht zuletzt beim Kochen gelesen: "Man nehme drei Eier, Butter, einen Viertelliter Milch. [...] Anschließend runde man das Ganze mit einem Becher Sauerrahm ab..."
Zieht doch einfach, wie oben geschrieben, an einem "normalen" Tag eine Eiweiß-Bilanz und seht was dabei herauskommt. Dann stellt euch die Fragen
Wieviel Eiweiß habe ich heute insgesamt aufgenommen?
Eiweiß sollte ca. 15 % der täglichen Nahrungskalorien sein.
Stammt es aus tierischen oder pflanzlichen Quellen oder habe ich da gemischt?
Ich weiß, das mit dem 15 % etc. ist eine mühsame Angelegenheit, deshalb ist es tagtäglich auch echt übertrieben. Dennoch, an einem Tag ist das mal ganz interessant.
Kombiniert am besten tierisches und pflanzliches Eiweiß, wobei der Anteil an pflanzlichem Eiweiß bestenfalls höher liegen sollte. Getreide, Nüsse, Samen Hülsenfrüchte und Sojaprodukte sind ergiebige Eiweißspender. Sie lassen sich nicht nur lecker mit Milchprodukten kombinieren sondern haben auch einen hohen Kalziumgehalt. Sesam übertrumpft zum Beispiel die als Kalziumspender vielgepriesene Kuhmilch um ein vielfaches.
2. Genügend essentielle Aminosäuren bei vegetarischer Ernährung?
Für die acht essentiellen Aminosäuren im Eiweiß gilt: Vegetarier nehmen mit einer reichhaltigen, kombinationsreichen und naturbelassenen Kost alle wichtigen Substanzen zu sich, die vom Körper nicht selbst gebildet werden können. Einige Oflanzen enthalten sogar ausgesprochen große Mengen an essentiellen Bausteinen im Eiweiß. Während Leucin und Isoleucin in allen Lebensmiteln ausreichend vorhanden sind, besitzt Getreideeiweiß - und insbesondere Reis - viel Valin, Hülsenfrüchte glänzen mit einem hohen Lysin- und Threoningehalt. Soja ist eine Eiweiß-Königin im Oflanzenreich: Sie liefert alle Aminosäuren in perfekter Harmonie. Fleisch und Kuhmilch enthalten übrigens nicht so vollwertiges Eiweiß, da sie eine zu geringe Menge der Aminosöure Methionin enthalten.
3. Aminosäuren - Bausteine der Fitness
Beim Verdauungsprozess werden Nahrungsproteine in ihre Grundbausteine, die Aminosäuren, zerlegt. Nur auf diese Weise kann das mit den Speisen aufgenommende Protein vom Körper resorbiert werden und an seine Zielorte gelangen. (resorbieren = aufnehmen;
med./ biol. Aufnahme von gelösten oder flüssigen Stoffen) Dort werden die Aminosäuren wieder zu Proteinen aufgebaut. Zur Neubildung von Körperprotein werden unterschiedliche Aminosäuren benötigt, deren Zusammensetzung und Anzahl sich je nach "Einsatzort" unterscheidet. Es gibt 20 Aminosäuren, von denen der Körper 12 selbst herstellen kann. Als essentielle Nährstoffe bezeichnet man die restlichen acht Aminosäuren, die wir unserem Organismus durch eiweißhaltige Nahung zuführen müssen: Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Valin, Tryptophan. Die biologische Wertigkeit eines Proteins (Gramm gebildetes Körperprotein/100g Nahrungsprotein) wird bestimmt durch
- den Gehalt an essentiellen Aminosäuren in Nahrungsmitteln
- durch das Mengenverhältnis der essentiellen Aminosäuren zueinander un zu den nicht-essentiellen.
Die biologische Wertigkeit eines Nahrungsmittels wird meist durch eine essentielle Aminosäure begrenzt, die sein minimaler Bestandteil ist. Orientierungsprotein für die Einordnung der biologischen Wertigkeit aller anderen Nahrungsmittel ist das Protein aus dem Hühnerei
Kleine Tabelle der biologischen Wertigkeiten:
Vollei und Kartoffeln......137
Vollei und Milch............122
Vollei und Weizen.........118
Bohnen und Mais..........101
Vollei.........................100
Kartoffel................90-100
Käse (Edamer)..............85
Kuhmilch......................84
Soja............................84
Reis............................83
Roggenmehl..................83
Rindfleisch....................81
Grünalgen.....................81
Mais........................72-76
Bohnen........................73
Weizenmehl...................59
4. Die Mischung macht's - mit Kombi-Menüs Leistungslöcher stopfen
Hochwertige Protein-Kombinatinen erreicht ihr durch "Kombi-Menüs". Die Schwächen der einzelnen Komponenten werden durch die Stärken anderer ausgeglichen. Ung gemischt schmeckt es sowieso besser - und aromatischer.
Kombi-Gericht
Hülsenfrüchte, kombiniert mit Samen/Nüssen und Gemüse
Dinkelnudeln, Schnellkoch-Dinkel, Reis oder Hirse kochen. Karotten in SOjaöl andüsten. Eventuell etwas Wasser zum Garen zugeben. Tofu in Würfel schneiden. Mungobohnen-Sprossen gut abwaschen (Achtung. Die müsst ihr nach dem kaufen schnell verwenden, innerhalb von 2 Tagen sind sie meist matschig). Beides unter die Karotten mischen und rund zwei Minuten mitdünsten. Fertig gegartes Gemüse mit Sojasoße ablöschen, etwas Kräutersalz zugeben und einen Esslöffel Mandel- oder Sesammus (je nach Geschmack, ich habe immer normalen Sesam genommen) unterrühren. Pfannengemüse unter das fertig gekochte Getreideprodukt mengen.
Kombi-Snack
Getreide, kombiniert mit Nüssen, Obst und Soja/Milch
Verschiedene Vollkorn-Getreideflocken (z.B. Hafer, Dinkel) mit Nüssen und frischen Früchten der Saison (evt. auch in Kombination mit Trockenfrüchten) mischen. Joghurt, Sojamilch oder Milch hinzufügen.
Getreide kombiniert mit Samen und Obst
Süße Variante: Vollkornbrot(-brötchen) mit Mandelmus (und - je nach geschmacklichen Vorlieben - z.B. mit hauchdünner Zuckerrübensirup-Schicht), dazu eine Banane
(Müsst ihr ausprobieren, außer der Banane schmeckt mir das nicht *grins* :D)
Herzhafte Variante: Vollkornbrot mit Sesammus und Kräutersalz, Obst oder zugeklapptes Brötchen mit Sesammus, Mungobhnensprossen, Salat und Tomatenscheiben.
Eine empfehlenswerte, bereits vorgefertigte, aber nicht ganz billige, Variante ist ein Brotaufstrich aus Sonnenblumenkernen und Kichererbsen (erhältlich im Reformhaus), die ihr dann garnieren könnt.
Sicherlich ist letztere Variante etwas teuer und exklusiv.
Das waren jetzt drei Rezeptvorschläge aus dem schon oben erwähnten Buch "Fitness à la Carte".
5. Soja - Proteinpower aus Asien
Im bevölkerungsreichen Asien wird die Bohne neben Reis, Weizen, Gerste und Hirse zu den "fünf heiligen Pflanzen" gezählt. Ihre reichhaltigen und ausgewogen konzentrierten Wirkstoffe rechtfertigen diesen Rang: Soja besteht zu rund 40 % aus Eiweiß von hoher biologischer Wertigkeit. Sein Anteil an Pflanzenfett beträgt 17-20 %, wobei die Bohne alle acht essentiellen Aminosäuren in einer Zusammensetzung enthält, die der menschliche Organismus unmittelbar nutzen kann. Zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe sowie Ballaststoffe und Lezithin machen Soja gerade für sportlich Aktive zu einem idealen Lebensmittel. Es liefert nicht nur einen energetischen Powerpack, sondern stärkt den Organismus umfassend und bereitet damit das Fundament für athletische Höchstleistungen. Es gibt bereits Studien, die beweißen, dass Soja die Blutfettwerte senkt und Herzkrankgefäßerkrankungen eindämmen und teilweise sogar rückgängig machen kann.
Die "Wunderbohne" enthält nur wenig schwefelhaltige Aminosäuren und begünstigt mit einem hohen Gehalt an Magnesium, Kalzium und Kalium die Einlagerung von Kalzium im Knochen. Studien, in den tierisches Eiweiß mit Sojaeiweiß verglichen wurde, belegen nicht nur eine Resoptionsrate von 30-40 %, sondern ergaben auch, dass Soja die Kalziumverluste um ganze 40 % reduziert.
Für ambitionierte Sportler bedeutet das: Eine sojahaltige Kost ist nur Stabilisierung des Kalziumhaushalts besonders empfehlenswert. Da Soja auch eine der magnesiumreichsten Pflanzen ist, wird der Transport des Kalziums im Körper reguliert und ein optimal verlaufender Stoffwechsel der Knochen gewährleistet. Nicht zuletzt kann Soja unsere sportliche Leistung mit dem B-Vitamin Cholin verbessern, das die Konzentration fördert und die Nerven stärkt.
Das heißt allerdings nicht, dass ihr euch jetzt Tonnen von Soja "reinpfeiffen" sollt. Achtet einfach darauf es vereinzelt in eure Ernährung einzuschieben. Eine abwechselungsreiche Ernährung, die auch Soja mit einschließt muss nicht mal teurer sein, denn eine Packung Mungobohnensprossen kriegt man im Supermarkt für 1 € und selbst gezüchtete "Sprossen" sind sogar noch billiger, wenn man es aufrechnet. Also probiert doch einfach mal Sojasprossen mit in den Salat zu geben. Soja-schokomilch schmeckt übrigens echt genial, ist nur leider teurer.
Tipps rund um die Bohne
- Züchtet Sojasprossen wie schon gesagt selbst. Behälter zum Züchten (Keimglas) genauso wie keimfähige Samen sind im Reformhaus für gewöhnlich erhältlich. Die frisch geernteten Sprossen schmecken prima im Salat, machen sich gut als "Finisher" von gedünstetem Gemüse oder als knackige Sandwich- oder Schulbrotkomponente.
- Geröstete Sojakerne (Reformhaus) sind leckere Snacks oder eine knusprige Beigabe in eurem Frühstücks-Müsli. Mittlerweile sind in vielen Nussmischungen für Salate etc. bereits Sojakerne drin (Bsp. "Fit for fun")
- Besorgt euch eine gute Sojasoße. Die gibt es meistens am besten und auch billigstem im Asia-laden. Mit dieser könnt ihr Soßen, Gemüse und Salate würzen. Oder auch Spaghetti mit Gemüse und einem "Sojasoßen-Essig-Dressing" sind der Knaller :)
- Verfeinert euer Müsli doch ab und zu mit Sojamilch. Ihr werdet feststellen: Schmeckt auch mal lecker. Leider, wie oben angedeutet, ist es nicht ganz billig.
Nährstoffe in Soja | Tofu (100g)
Eiweiß 36-46 g | 6-11 g
Kohlenhydrate 11-25 g | 0,1 g (verwertbare)
Fett 18-20 g | 4 g
Ballaststoffe 20-22 g | rund 10 g
Natrium 4 mg | 7 mg
Kalium 1740 mg | 121 mg
Kalzium 201 mg | 105 mg
Phosphor 550 mg | 98 mg
Eisen 6,6 mg | 5,4 mg
Magnesium 220 mg | 103 mg
Vitamin A 63 mg | 4 Mikrogramm
Vitamin B1 1 mg | -
Vitamin B2 0,5 mg | -
Vitamin B3 2,5 mg | 0,2 mg
Vitamin B6 1 mg | -
Vitamin E 1,5 mg | 0,5 mg
So, das wars dann erstmal vom Eiweiß.
Und nochmal der Hinweis was die Qualität bzw Glaubhaftigkeit meiner Beiträge angeht: Ich habe weder Ernährungwissenschaften studiert noch in dem Bezug eine Qualifikation erlangt, daher stammt mein Wissen nur aus Büchern und, was z.B. die Kochtipps angeht, aus persönlichen Erfahrungen. Also, wenn es Kritik oder Fragen gibt - nur zu :)