In meinem letzten Post zu diesem Thread habe ich verschiedene Fragen aufgeworfen. Ich habe absichtlich den Spasstyp Steffens Krieger gegenübergestellt. Warum?
Weil, egal wer wann welche Mittel einsetzt, sei es Auszeit mittels Vortäuschung einer Verletzung oder die "Durchhalten um jeden Preis" Variante, er für die Entscheidung, warum er diesen oder jenen Weg wählt, wissen sollte, warum er diesen wählt. Egal, welche Entscheidung man fällt, Basis dieser Entscheidung ist die Frage, warum spiele ich Fussball bzw. welche Ziele will ich erreichen Nur wer diese Fragen für sich schlüssig beantwortet hat, ist letztendlich in der Lage, die für ihn richtigen Entscheidungen zu treffen. Die richtigen Entscheidungen zu treffen, heisst aber nichts anderes als, permanent zu überprüfen, ob man auf dem richtigen Weg zum Ziel ist und evtl. Abweichungen von diesem Weg zu korrigieren.
Dies setzt voraus, dass man ein klares Ziel definiert. Um ein klares Ziel zu definieren und nicht einer Selbsttäuschung zu unterliegen, brauche ich zunächst einen Startpunkt von dem aus ich den Weg zu meinem Ziel beginne. Dieser Startpunkt beinhaltet die unveränderbaren Voraussetzungen (z.B. Alter, Talent, Einschränkungen durch Vorverletzungen) und die veränderbaren Voraussetzungen (z.B. psychische und körperliche Leistungsfähigkeit, Torwarttechnik, einsetzbare Zeit, persönliches und sportliches Umfeld usw.).
Sind diese Ausgangsbedingungen definiert, bin ich in der Lage ein realistisches Ziel zu setzen.
In dem Moment, wo ich ein Ziel setze, verfolge ich auch einen bestimmten Sinn, den mir das Erreichen dieses Zieles geben soll. Das ist die Frage nach dem "warum". Die Antwort auf diese Frage, ist das Motiv meines Handelns und damit meiner Motivation. Da dieses Schlagwort sehr häufig und leider oft auch falsch verwendet wird, definiere ich diesen Begriff, damit klar wird was sich exakt dahinter verbirgt. "Motivation ist die Energie und Erregung eines Menschen, die Ausrichtung dieser Energie auf ein bestimmtes Ziel, die selektive Aufmerksamkeit für bestimmte Reize, die Organisation der Aktivitäten gemäß einem vorhandenen Reaktionsmuster und die Aufrechterhaltung der Aktivität, bis sich die Ausgangsbedingungen ändern."
Das heisst letztendlich nichts anderes, als dass wir uns komplett dem Ziel verschreiben und alle körperlichen und mentalen Funktionen darauf ausgerichtet werden, dieses Ziel zu erreichen. Spätestens damit ist aber auch klar, wie wichtig es ist, sich mit den persönlichen Ausgangsbedingungen auseinanderzusetzen, da nur diese zwischen uns und unserem Ziel stehen. Die schrittweise Veränderung dieser Ausgangsbedingungen ist der Weg zur Erreichung des Ziels. Von daher ist es völlig logisch, dass wir nur die Ziele erreichen können, wo uns keine unveränderbaren Ausgangsbedingungen im Weg stehen. Für mich bedeutet dies beispielsweise, dass es nicht Ziel sondern lediglich Träumerei wäre, Bundesligatorwart zu werden. Aufgrund meiner unveränderbaren Voraussetzungen (Alter, Vorverletzungen) könnte ich die veränderbaren Voraussetzungen (körperliches Leistungsvermögen) nicht in dem Mass verändern, das notwenig wäre um den Ansprüchen an einen Buli-Torwart (eine für mich unveränderbare Voraussetzung) gerecht zu werden. In den Bereichen Torwarttechnik und Psyche dagegen (wieder zwei veränderbare Voraussetzungen) würde ich mir dagegen durchaus zutrauen, die Ausgangsbedingungen soweit zu verändern, dass das Ziel erreichbar wäre. Ist aber nur eine unveränderbare Ausgangsbedingung vorhanden, deren Erfüllung für das Ziel notwendig wäre, die ich aber nicht erfüllen kann, ist dieses Ziel niemals zu erreichen. Sollte ich es dennoch versuchen, würde ich einem Traum hinterherjagen, den ich niemals erreichen kann.
Wenn ich nun aber weiss, welche Ausgangsbedingungen ich habe und welche Ausgangsbedingungen, mein Ziel von mir erwartet (Zielbedingungen), dann kann ich beginnen, den Weg dorthin zu planen. Egal, ob ich jetzt die Nummer 1bei mir im Verein werden will oder 10 Ligen höher spielen will oder es mein Ziel ist, meine Mannschaft bestmöglich zu unterstützen, es geht immer nur darum meine Ausgangsbedingungen soweit zu verändern, dass die Zielbedingungen erfüllt sind. Im Sinne der Motivationsdefinition, verändere ich meine Ausgangsbedingungen, indem ich alle mir zur Verfügung stehenden Fähigkeiten, in mentaler und körperlicher Hinsicht, dazu einsetze.
Praktischerweise teilt man diesen Weg mittels sogenannter "Triggerstones", zu denen man auch Etappenziele sagen könnte. Ich bevorzuge jedoch den Ausdruck triggerstones, da sie den Kern besser treffen. Ein triggerstone ist ein Zwischenziel, bei dem, wenn man es erreicht hat, eine im Vorfeld festgelegte Handlung ausgelöst wird (das engl. Wort trigger steht für den Abzug einer Waffe). In unserem Fall könnte dies zum Beispiel bedeuten, dass ich festlege, "wenn ich meine Quote bei hohen Bällen verbessert habe, werde ich bei einem höherklassigen Verein vorstellig und versuche dort einen Stammplatz zu erreichern". Stehen dem Erreichen eines solchen triggerstones Hindernisse wie etwa mangelndes Torwarttraining entgegen, muss ich eben auch diese veränderbare Ausgangsbedingung ändern. Diese Veränderungen sind nicht immer leicht, aber wer alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel dafür einsetzt, wird die notwendigen Veränderungen herbeiführen.
Welche Mittel, um zum Ausgangspunkt zurückzukommen, darf man nun einsetzen, um diese notwendigen Veränderungen herbeizuführen? Mit einem Wort: Jedes. Der Haken dabei ist aber, dass der Einsatz dieses Mittels dem Erreichen eines Zwischenziels auf dem Weg zum grossen Ziel dient. Für Zwischenziele gelten aber alle Aussagen, die ich zuvor für das Ziel selbst getroffen habe. Somit stehen wir wieder vor der Frage nach veränderbaren und unveränderbaren Ausgangsbedingungen und der Frage nach den Zielbedingungen. Dies bedeutet im konkreten Fall, dass die Einstellung zum Mannschaftssport auch mal eine unveränderbare Ausgangsbedingung darstellen kann. Deckt sich diese unveränderbare Ausgangsbedingung mit den Zielbedingungen ist alles in Ordnung, werden die Zielbedingungen aber nicht erfüllt, gilt: Ziel ist nicht erreichbar.
Vor diesem Grund betrachtet, kann ein Torwart sowohl der Kriegertyp nach Steffen sein, genausogut aber auch der, ebenfalls von Steffen genannte, Kämpfer, aber eben auch der von mir ins Spiel gebrachte Spassvogel. Entscheidend sind die Zielsetzungen in Bezug auf die Ausgangs- und Zielbedingungen, sowie das Zielmotiv und die daraus abgeleitete Bereitschaft, alles dem Erreichen unterzuordnen, also die Motivation.
@ Steffen: Der Krieger, sein Ziel und sein Motiv als Vorbild, oder als Beispiel für Motivation in Perfektion?