Produkttest: Sells Total Contact Guard Negative
Seitdem der Weißrusse Vasili Khomutovsky in der letzten Winterpause zum FC Carl Zeiss Jena in die 2. Bundesliga gewechselt ist, sind nun auch Handschuhe des britischen Herstellers SELLS im deutschen Profigeschäft zu sehen. Während viele Torhüter auf der „Insel“ zu Handschuhen dieser Marke greifen, blieb der große Durchbruch auf dem deutschen Markt bisher noch aus. Dabei gibt es mittlerweile viele Stimmen, die besagen, dass das von SELLS für die Handschuhproduktion verwendeten Materialien erstklassig seien und sich vor den „Großen“ des Geschäftes nicht zu verstecken brauchen. Liegt SELLS wirklich auf einer Höhe mit Uhlsport, Puma und Reusch? Oder bestätigt sich das Vorurteil, dass die Briten ein wenig anders ticken?
Wir haben für euch eines der Topmodelle aus der neuen Kollektion getestet; den Total Contact Guard Negative. Hinter diesem langem Namen verbirgt sich eine Seltenheit: Ein Fingerschutzhandschuh mit Innennaht, so wie man es bisher nur vom Reusch Bundesliga Ortho-Tec kennt.
Die Optik des getesteten Handschuhs ist – ebenso wie ein Großteil der anderen Modelle von SELLS – recht schlicht. Die Oberhand ist hauptsächlich weiß und lediglich vier hellblaue Wellen in der Handschuhmitte sorgen für einen optischen Unterschied zu den anderen Modellen. Insgesamt sorgt aber gerade diese Schlichtheit für ein edles Aussehen.
Hinsichtlich der technischen Merkmale der Oberhand lässt sich sagen, dass sie komplett mit Adhesion Ultra II Haftschaum überzogen ist und dadurch eine gute Aufpralldämpfung und viel Kontrolle bei Faustabwehren bietet. Das neu entwickelte Feuchtigkeitsmanagement mit dem Namen Aquastem macht die Oberhand wasserabweisend und hält die Hände bei nassen Bedingungen trocken. Dies zeigte sich im Praxistest als sehr gelungen, denn selbst starker Regen dringt nicht durch die Oberhand hindurch. Die Hände können zwar durch den wasserdurchlässigen Haftschaum der Innenhand nass werden, allerdings weitaus weniger als wenn Wasser von beiden Seiten in den Handschuh eindringt.
Die Oberhand besteht aus zwei Teilen und ist dadurch sehr flexibel. Der untere Teil zieht sich bis über die Bandage und bietet dadurch in jeder Situation möglichst viel Haftschaum am Ball.
Apropos Bandage: Der Verschluss des SELLS Total Contact Guard Negative ist nicht perfekt gelungen. Zwar vertraut SELLS der beliebten und bewährten Kombination aus Bandage und einem umlaufenden Klettverschluss, allerdings bietet gerade letzterer nicht die gewohnte Fixierung. Dies kommt dadurch zu Stande, dass der Klettverschluss nicht komplett umlaufend ist, sondern nur um etwa die Hälfte der Bandage reicht. Dadurch lässt sich zwar auch eine gute Fixierung erreichen, allerdings kann diese nicht so variabel angepasst werden wie bei einem die Bandage komplett umlaufenden Klettverschluss. Darunter leidet auch ein wenig die Stabilität. Dieser Aspekt wird allerdings durch den Haftschaum auf der Oberseite der Bandage ausgeglichen, sodass die Stabilität insgesamt als gut zu bewerten ist. Auch die Rückseite des Klettverschlusses besteht komplett aus Haftschaum, wodurch ein Höchstmaß an Sicherheit beim Fangen garantiert ist.
Die Handschuhwahl fiel Innennaht-Liebhabern, die gleichzeitig nicht auf fingerschützende Elemente verzichten wollten, in der Vergangenheit nicht leicht, denn lediglich der Reusch Bundesliga Ortho-Tec konnte mit diesen Merkmalen dienen. Doch nun zieht SELLS nach und veröffentlicht sein eigenes Innennaht-Fingerschutz-Modell.
Neben dem beliebten Innennaht-Schnitt, welcher für eine an den Fingern sehr enge Passform und höchstmögliche Ballkontrolle sorgt, verfügt das von uns getestete Modell über den so genannten Total Contact Schnitt. Der Haftschaum der Ober- und Innenhand besteht aus einem Stück, läuft also um die Handfläche herum, und sorgt dadurch für einen sehr guten Tragekomfort, da auf störende Nähte verzichtet wurde.
Die Fingerschutz-Elemente der Guard Technologie sind mit den Ortho-Tec-Stäbchen von Reusch vergleichbar. Sie machen zunächst einen vergleichsweise steifen Eindruck, werden jedoch mit jedem Tragen flexibler. Im Gegensatz zum Pendant von Reusch ist der Daumen allerdings nicht geschützt. Die Elemente bieten einen guten Schutz vor dem Überstrecken der einzelnen Finger, schränken allerdings gleichzeitig die Beweglichkeit ein. Ebenfalls fiel im Praxistest auf, dass bei Faustabwehren ein teilweise unangenehmer Druck auf die Finger entstand.
Letztendlich obliegt es jedem Torhüter selbst ob er sich mit Fingerschutzhandschuhen sicherer fühlt und diese benötigt.
Der Adhesion Ultra II ist ein vier Millimeter dicker Belag und gehört ohne Wenn und Aber zum Besten was es derzeit auf dem Markt gibt. Die Griffigkeit ist bei Trockenheit auf einem Level mit Uhlsports Absolutgrip und schlägt diesen sogar bei Nässe. Auch in Sachen Aufpralldämpfung ist der Adhesion Ultra II eine Klasse für sich und lässt die Konkurrenz hinter sich. All diese guten Eigenschaften haben jedoch keinen schlechten Einfluss auf die Haltbarkeit. Der Abrieb liegt verhältnismäßig im Durchschnitt.
Zusammenfassend lässt sich nur sagen, dass der Total Contact Guard Negative in Sachen Passform, Verarbeitung und Belag zur absoluten Spitzenklasse gehört. Der Verschluss ist verbesserungswürdig und der Sinn von Fingerschutz-Elementen muss vom Träger selbst beurteilt werden. Insgesamt handelt es sich um ein absolutes Topmodell und deshalb um eine uneingeschränkte Kaufempfehlung!
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