Hallo Manfred,
Du liegst, denke ich, vollkommen richtig damit, daß Lars Leese nur wegen des Buchs momentan in "aller" Munde ist. Das schon in Kürze kein Hahn mehr danach krähen wird ist in der Medienwelt von heute doch nichts ungewöhnliches, oder? Davor darf man auch keine Angst haben.
Daß es reine Werbung ist, denke ich nicht - die Geschichte ist halt ansprechend. Wer hat nie davon geträumt, Profi zu sein und hier passiert es (vermeintlich) einem wie Dir und mir. Das interessiert halt auch Nichttorhüter. Das heißt, ich habe den Eindruck, daß die Fernsehauftritte auf dieses allgemeine Interesse zurückzuführen sind. Daß sie nebenbei eine starke Werbewirkung für das Buch haben, liegt sicherlich auch im Interesse von Leese ... aber auch im Interesse einer Fußballiga, die mit dem Vor(?)-Urteil zu kämpfen hat, daß keine Verbindung mehr zum Fan besteht. Wie könnte man dem besser entgegentreten, als mit einem aus der Fangemeinde, der plötzlich zum Profi-TW wird und nach kurzer Zeit klaglos ins zweite Glied zurücktritt?
Zum Buchinhalt: Ich habe das Buch in kürzester Zeit verschlungen und das liegt meiner Meinung nach an mehreren Dingen
- Erfüllung des Traums eines jeden TWs = reales Märchen; eigene Träume erlaubt
- abruptes Ende des Traums; kein Grund, neidisch zu sein
- Schilderung des Profi-ZIRKUS aus (positiv) naiver Perspektive; gerade daß die Profis sich nicht so sehr von den Amateuren unterscheiden wollen wir doch, oder?
- Leese wirkt einfach unheimlich sympathisch und ist es meiner Meinung nach auch.
Zu Deinem letzten Punkt: Das Buch ist sicherlich kein: So schaffe ich den Durchbruch als Profi. Das ist Schumachers "Anpfiff" ja auch nicht. Leeses Karriere und auch sein Verhalten sind ja nun gerade nicht nachahmenswert und daß seine Karriere eher von Zufällen profitiert dürfte jedem Leser klar sein. Stattdessen verleitet das Buch eben zum Träumen und zu einem abgeklärteren Blick auf den Profifußball. Das die Geschichte auch ein bißchen tragisch ist, macht sie nur um so schöner - weil nicht nachgekartet wird. Eigentlich ist das Buch fast schon der (noch zu gründenden) Sparte "Torwartroman" zuzurechnen. Als Kind hätte ich solche Bücher verschlungen, nur wären die Helden da Kinder gewesen und es hätte da natürlich ein Happy End (oder Open End) gegeben.

Ich hoffe, meine Gedanken "helfen" Dir ein bißchen.
Gruß
Carsten