Die Übung mit den Sit-Ups ist ja gut und schön. Aber bitte die Beine schön mitnehmen dabei. Sonst geht es viel zu sehr auf die Bandscheiben. Und die kann man sich auch in jungen Jahren schon demolieren. Ich musste diese Übung mit Medizinbällen machen und möglichst die Beine am Boden lassen... Da fing der Mist mit meinem Rücken vermutlich schon an. Aber gut, was soll´s. Müsste ich nicht derart viel für Flexibilität und Stabilität machen, könnte ich in meinem Alter vermutlich gar nicht mehr so gut sein. So hat`s wenigstens noch was Gutes
Ich würde mich Steffen grundsätzlich anschließen, aber ich habe schon ein paar Favoriten, die ich regelmäßig im Training durchführe:
Nr. 1 und 2 sind Klassiker, aber gute!
1) TW steht auf etwa 1/3 Länge der Torlinie. Ball wird vom TWT aus ca. 10 Metern zunächst mit mäßigem Tempo in Richtung Pfosten gesschossen. TW geht flach und korrekt über das Knie nach vorn in den Ball. Etwa drei bis vier Durchgänge à drei bis fünf Bälle. Die Übung wird dsukzessive intensiver, indem die Schüsse von Durchgang zu Durchgang schärfer kommen. Wichtig: Der Torwart reagiert auf den Schuss und bewegt sich nicht zu früh.
2)
Alternative 1: TW kniet in der Mitte des Tores. TWT wirft aus ca. acht Metern oder schießt aus ca. 12 Metern. Beispiel Aktion zur linken Seite: Der TW stellt das rechte Bein auf den Fuß, stemmt sich hoch in Richtung des Sprungbeins, mit dem dann direkt der Absprung erfolgt. Vom flachen über den halbhohen Ball in etwa einem halben Meter Höhe bis zum Übergreifen kann man hier extrem variieren und der TW bekommt ein sehr ausgeprägtes Gefühl dafür, wirklich abzuspringen oder eben sich flach zum Ball zu drücken.
Alternative 2: TW hat das Sprungbein bereits ausgestellt und drückt sich ohne Ausfallschritt zum Ball weg. Tipp für beide Übungen: Es hilft dem Kopf der Torhüter und dem technischen Übungszweck, wenn der TW sich ausschließlich darauf konzentrieren soll, sich über die Fußspitze nach vorn zu drücken und nicht darauf, den Ball zu halten. Je mehr sich die Torhüter auf Ersteres konzentrieren, desto leichter fällt plötzlich auch Letzteres. Ansonsten wie bei Alternative 1.
3) Flugkopfball: Ja, das meine ich ernstTWT wirft den Ball aus ca. sechs Metern je nach Größe des Torwarts mindestens auf Brusthöhe und je nach Alter, Leistungsstärke und Größe mit entsprechender Distanz neben den TW. Der macht eine normale Auftaktbewegung und drückt sich zum Ball ab. Er geht aber nicht mit den Händen zum Ball, sondern mit dem Kopf. Damit erhält der TW ein sehr feines Gefühl a) dafür, wann er sich korrekt mit dem Kopf voran in Richtung Ball streckt und b) für einen kräftigen Absprung gerade auf der schwächeren Seite. Im Resultat passiert zweierlei: Zum einen sind die Torhüter überrascht, wie weit sie mit dieser Eselsbrücke springen, weil sie sich nur auf den Ball fixieren und diesen mit dem Kopf erwischen müssen. Zum anderen erkennt man im Video, das wir gemacht haben, dass bei dieser Übung auch auf der schlechteren Seite die Hüfte fast automatisch viel höher steht, also der Absprung (so denn überhaupt vorher vorhanden) deutlich mehr nach oben geht. Regelmäßig durchgeführt und analysiert lassen sich erhebliche Verbessrungen beim Absprung und in der Fluglage erzielen. Die Körperstreckung zum Ball, bei der der Körper idealerweise dem Kopf folgt, der wiederum zum Ball geht, wird ebenfalls stark verbessert. Für mich persönlich, aber auch die Torhüter, mit denen ich trainiere, konnte ich signifikante Verbesserungen auf der schwächeren Seite erzielen. Achtung: Der Ball MUSS auf Brusthöhe, wenigstens auf Bauchhöhe kömmen, weil es sonst gerade auf der schlechteren Seite Verletzungspotenzial gibt.
4)
a) "statische" Übung: Torhüter stehen ca. 35 bis 40 Meter auseinander und schießen den Ball als Abstoß oder selber vorgelegt (Richtung vor Länge!) auf ein Hütchen, das der andere Torwart quasi zwischen den Füßen hat. Dieser TW geht mal dem langen Ball entgegen und pflückt ihn runter (Simulation langer Bälle (z.B. Freistöße) in den 16er) oder nimmt den Ball an.
b) variable Übung: Um den TW zu sensibilieren, dass Schusstechnik vor Kraft geht, kann man sich auch von 25 auf 50 Meter in 5-Meter-Schritten steigern und diese sechs Stationen drei Mal wiederholen. Das sind dann 18 Schüsse und das reicht mehr als aus. Schusskraft holt man sich nicht beim Schießen und irgendwann leidet das gerade entwickelte Gefühl mehr, als der TW es zuvor entwickeln konnte.
Das ist eine kleine Auswahl von Übungen, die ich regelmäßig einbinde, weil sie durch die Fokussierung auf die Bewegung und Technik einen durchaus vorhandenen, aber fast unsichtbaren Kraftbestandteil haben und die Techniken des Werfens und Hechtens sowie z.B. Schusstechnik oder Anlaufen hoher Bälle sehr zielführend trainieren. Mir ist zudem wichtig, in Übungen wie den beschriebenen die Zielsetzung des Torwarts während des Trainings zu verändern. Es geht dann nicht um den reinen Erfolg des Haltens des Balles, sondern viel mehr um Lernen und Verstehen. Dazu muss der Towart seinen Fokus in der Übung auf ein umsetzbares und für sich genommen relativ leichtes Detail richten können. Es ist immer wieder faszinierend, wie überrascht im Training reagiert wird, wenn ein extrem anspruchsvoller Ball gehalten wird, obwohl sich der Torwart gar nicht primär darauf konzentriert hat.
Es gibt so viele sinnvolle und tolle Übungen und noch mehr Ansätze, diese Übungen kreativ zu gestalten, dass es keine Disziplin des Torwartspiels gibt, die man nicht motivierend und eingehend bearbeiten kann. "Lieblingsübungen" haben bei mir vor allem einen hohen technischen Lernfaktor bzw. hohe Anbindung an das Spielgeschehen (hier Kommunikation, vertikales und horizontales Verschieben mit dem Mannschaftsverbund etc.). Kraftbolzen muss selbstredend auch sein, und ich kann andere und mich quälen. Aber da schlägt das Trainerherz weniger laut. Als Spieler und Trainer genieße ich einen realisierten Lerneffekt, wenn ich wie Sonntag bei einem Schuss auf meine schwächere Seite merke, dass ich mich richtig weggedrückt und zum Ball gestreckt habe. Dann muss ich als Trainer aber wieder aufpassen, dass ich ich den Fokus ausreichend auf alle Bereiche verteile und nicht zu sehr auf meine eigenen analysierten Fehler lege.