Pokalfinale: Greifswalder Hengste - SV Gützkow 0:7 (0:3)
Gützkow zähmt die Hengste: (Autor: Dirk Lenz, Ostseezeitung vom 19.06.2006)
Mit einem grandiosen 7:0-Erfolg sicherte sich der SV Gützkow erneut den Kreispokal. Vor über 400 Zuschauern in Neetzow waren die Hengste chancenlos.
Fußball-Kreispokalfinale. Greifswalder Hengste - SV Gützkow 0:7 (0:3). Wäre Mitleid ein Kriterium für den sportlichen Erfolg, hätte Christoph Roy einen triumphalen Sieg errungen: Der Keeper der Greifswalder Hengste vereitelte zwar mehrfach in großartiger Manier eine hochkarätige Chance der Gützkower nach der anderen. Dennoch wurde er von seinen Vorderleuten sträflich im Stich gelassen. Dabei präsentierte sich der 28-jährige Torhüter, der eine zweistellige Klatsche seiner Mannschaft verhinderte, in ausgezeichneter Form. Immer wieder forderte er seine Vorderleute lautstark zum Mitmachen auf. „Was ist denn los, wacht endlich auf.“ Zumindest sein Einsatz machte deutlich: Ich will den Pokal gewinnen. Doch Roy blieb der einsame Rufer, dessen Hilferufe ungehört blieben. Seine überforderten Sportskameraden ließen ihn allein. Von der im Vorfeld artikulierten Ambition, zum dritten Mal den Cup zu holen, blieben nur leere Worte. Die Hansestädter hatten nicht die Spur einer Chance gegen die hochmotivierten Gützkower. Die taktisch und kämpferisch von Übungsleiter Peter Schulz bestens eingestellte Truppe machte ihren Siegeswillen von der ersten Minute an deutlich: Präsent in den Zweikämpfen, kompromißlos in der Abwehr, sicher im Zusammenspiel sowie ideenreich und konsequent im Angriff zeigte sich der Pokalverteidiger. Immer wieder kurbelte Robert Samariter das SV-Spiel mit klugen Pässen, geschickten Dribblings und weiten Laufwegen zwischen den Strafräumen an. Emsig unterstützt dabei von Mathias Blank und Maik Weber. Im Sturm hatten die Gützkower mit Enrico Hermann und Erik Hartwig zwei gefährliche Verwerter, die die Hengste-Abwehr immer wieder vor Probleme stellte. Die Umstellungen von Hartmut Zibell in der Greifswalder Verteidigung gaben dagegen nicht die nötige Sicherheit.
Im Gegenteil: Schon in der Anfangsphase musste der neutrale Zuschauer Angst um die Hengste haben: Tore schienen nur eine Frage der Zeit, was Enrico Hermann bereits in der 16. Minute bewies. Nach Chancen im Zwei-Minuten-Takt und toller Vorarbeit von Erik Hartwig musste der Stürmer nur noch einschieben. In der 38. Minute knallte Neuzugang Stefan Glandt das Leder zum 2:0 in die Maschen. Und wer zu diesem Zeitpunkt noch immer an einer Vorentscheidung zugunsten des Cup-Verteidigers gezweifelt hatte, musste spätestens beim 3:0 von Hartwig in der zweiten Minute der Vorpausen-Nachspielzeit überzeugt sein: Gützkow war schon zur Pause Pokalsieger. „Das Ding ist gelaufen, hier passiert nichts mehr“, verabschiedete sich Schiri Jörg Mohr in jenem Moment in Richtung Greifswald. Lediglich in puncto Ergebnis irrte der Bezirksklasse-Staffelleiter: Die Gützkower hielten Tempo und Druck hoch, erzielten sehenswerte Treffer und bejubelten am Ende einen fantastischen 7:0-Erfolg, der die wehrlosen Hengste demütigte. Daran mussten die grandiosen Sieger nach dieser beeindruckenden Leistung natürlich keinen Gedanken verschwenden. Wie gesagt, lediglich Keeper Christoph Roy konnte einem leid tun.
Die Statistik des Pokalendspiels:
Torfolge: 0:1 Enrico Hermann (16'), 0:2 Stefan Glandt (38'), 0:3 Erik Hartwig (45'), 0:4 Erik Hartwig (48'), 0:5 Erik Hartwig (50'), 0:6 Maik Weber (70' Elfmeter), 0:7 Mathias Wiese (75').
Aufstellungen beider Teams:
• Der SV Gützkow spielte mit: Graap, C. Heinrichs, Glandt, Wilhelm, Lemanski (60' Witte), Hermann (73' Ries), Samariter, Witt (65' Wiese), Hartwig, Weber und Blank.
• Die Greifswalder Hengste spielten mit: Roy, Sauer, van der Jagt, Brusch, Lexow (45' Leipold) , Maaß, Gerschau (45' Wolfgramm), Pitzschel, Cornehl, Thürk, Matwick (75' Roeßler).
Stimmen zum Spiel:
• Hengste-Chef Wolfgang Kurth: Ich bin sprachlos und schockiert. Man kann ein Finale verlieren, aber nicht mit der Leistung. Vielleicht haben die Umstellungen dem Team nicht gut getan. Gützkow aber ist ein verdienter Sieger, Glückwunsch.
• Peter Schulz, Trainer Gützkow: Ich hatte die ganze Nacht zuvor über Aufstellung und Varianten gegrübelt. Das Konzept ging auf, wir sind durch die Zweikämpfe ins Spiel gekommen und haben unsere Chancen verwertet. Ein wunderbares Gefühl.
• Mario Pitzschel, Hengste-Kapitän, erlebte am Tag zuvor mit Mitspielern in Gelsenkirchen Argentinien gegen Serbien (6:0), zog wohl die falschen Schlüsse: Eine Erklärung für unsere Spielweise habe ich nicht. Vielleicht hätten wir doch den jungen Leuten vertrauen sollen. Unsere Feier können wir nun vergessen.
• Mathias Blank, SV-Gützkow: Nach dem 3:0 war ich von unserem Sieg überzeugt. So schwach habe ich die Hengste nicht erwartet. Unsere Überlegenheit war riesig.
• Mathias **** vom LSV Neetzow: Organisatorisch hat alles geklappt, mit der Zuschauerzahl sind wir sehr zufrieden. Im vergangenen Jahr haben ich das Finale geleitet, diesmal waren wir Gastgeber, und im nächsten Jahr würden wir als Team gern im Endspiel stehen. Das wär's doch.
• Herbert Frey, Vorsitzender Fußballverband FVV: Der Pokal hat weiterhin einen großen Stellenwert unter den Vereinen, das haben wir hier erlebt. Gützkow hat voll überzeugt.
• Wolfgang Schumann, FVV-Geschäftsführer: Mit Gützkow im Pokal und Lubmin als Meister haben wir nächste Saison zwei aussichtsreiche Vertreter auf Bezirksebene.
Referee Bugge zog sieben Karten:
Bei über 400 Zuschauern musste auch Eckard Bugge (55) aus Zirchow (Usedom) erst einmal schlucken. „Aber mit dem Anpfiff war die Aufregung vorbei. Ich habe frühzeitig Gelb gezeigt, um dem Spiel die Härte zu nehmen.“ Sieben Verwarnungen sahen die Hengste (Roy, van der Jagt, Brusch, Maaß, Gerschau, Cornehl), eine Gützkows Blank. „Dennoch war es ein faires Match mit einem verdienten Sieger“, sagt er.
Auf würdigen Sieger warten neue Ziele:
Kampfgeist, Disziplin, Spielwitz und unbedingter Siegeswille zeichnen den alten und neuen Pokalsieger aus. Die Gützkower boten im Endspiel eine eindrucksvolle Vorstellung. Zwar gegen einen erschreckend schwachen Gegner. Damit aber müssen die deklassierten Hengste-Fußballer, die als Kontrahent in der Kreisoberliga mitmischen, allein zurecht kommen. Die SV-Kicker wurden ein würdiger Sieger in einem klasse Neetzower Umfeld nach einem tollen Finale. Mit dieser Leistung und Platz zwei in der Meisterschaft sowie den engagierten Leuten im Verein wird klar: Gützkow ist sportlich der Kreisebene entwachsen. Jetzt ruft der Bezirksfußball.
Kreispokalsieg!!!!!!!!!!