hier mal ein bissiger Kommentar zu Olis Verlängerung. Teilweise hat der Autor recht:
Weiß der Teufel, wie er das wieder hingekriegt hat. Vielleicht hat Oliver Kahn der versammelten Bayern-Führung ja einfach gedroht, sie in einen großen Sack zu stecken und ordentlich mit der Rute zu verprügeln. Oder er ist tatsächlich ein Titan der Verhandlungsführung, prädestiniert zum künftigen Manager des Münchner Klubs. Oder Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und die anderen hatten bloß Angst, ihr Torwart Nummer eins würde die gesamte Rückrunde ein Gesicht ziehen wie King Kong bei Gewitterregen, wie immer also. Fakt ist, die Bayern haben Kahn einen Vertrag bis 2008 gegeben. Zweitausendacht! Dann zählt er 39 Jahre, für einen Torwart ein wahrhaft biblisches Alter, und ein gefährliches dazu, zumindest was die Sauberhaltung des eigenen Gehäuses betrifft.
Okay, es gibt Gegenbeispiele. Dino Zoff wurde mit 40 Weltmeister, und der 41-jährige Pat Jennings bot bei der WM 1986 eine grundsolide Leistung im Tor der Nordiren. Ansonsten aber gilt: Wer zu lange an seinem Torwart festhält, wird bitter bestraft. Der 34-jährige Sepp Maier bei der WM 1978 (Córdoba): ein Bild des Jammers! Der 36-jährige Peter Shilton: 1986 sogar vom halb so großen Maradona übersprungen! Der 36-jährige Andreas Köpke bei der WM 1998: Katastrophe! Der 36-jährige Peter Schmeichel: Vergeigte die EM 2000 im Alleingang. Der 38-jährige David Seaman 2002 in Japan: das pure Grauen! Schwindende Reflexe führen zum Verlust der Souveränität - ein Prozess, vor dem auch ein Oliver Kahn nicht gefeit ist.
Statt nach Japan zu gehen, wo man ihn verehren würde, selbst wenn er keinen Ball mehr hält, zieht er eine Demontage in der Heimat vor. Denn abgesehen davon, dass er gelegentlich an Flanken vorbeipatscht, wie zuletzt in Dortmund, passt auch sein Stil kaum noch zum heutigen Fußball. Gefragt sind Torhüter, die als Libero agieren, damit die Abwehrkette aufrücken und den Gegner früh angreifen kann, nicht solche wie Kahn, die an der Torlinie kleben. Darum wird der Münchner auch bei der WM 2006 kaum im Tor des deutschen Teams stehen. Vorausgesetzt, Jürgen Klinsmann ist klüger, als es die Bayern sind.
Quelle: Berliner Zeitung




