Kurzer Statusbericht: Wir stehen mit der Mannschaft kurz vor den Relegationsplätzen und haben also die besten Chancen für den Aufstieg.
Ich habe letzte Woche mit dem neuen Trainer (ab Juli 2006) gesprochen und dieser hat mir versichert, dass in der neuen Saison kein Torwart mit einem Vorsprung ins Rennen geht, jeder also vorerst eine 50:50-Chance hat.
Da ich weiß was ich kann, finde ich das okay, da ich dann wirklich eine gute Chance habe endlich Nummer 1 zu werden, zumal mir der neue Trainer versichert hat, dass jemand, der nur alle paar Wochen trainiert, kaum eine Chance auf einen Stammplatz haben wird. Für mich ist nun also klar: Ich muss die jetzige Saison abhaken und mich auf die neue Saison konzentrieren und dann neu angreifen...
So weit so gut, doch dieses "abhaken" der laufenden Saison fällt mir nicht leicht. Um beim Training gute Leistungen zu bringen muss ich ein Ziel vor Augen haben und da fällt es schwer jetzt schon mit dem Ziel Stammtorwart in der neuen Saison zu sein zu trainieren. Auch wenn ich selbst weiß, dass es mich nur kaputt macht, hoffe ich nach jedem Training darauf am Wochenende endlich eingesetzt zu werden.
Am letzten Wochenende kam ich unverhofft zu meinem ersten Saisoneinsatz (90 Minuten) im Punktspiel, welches wir 4:1 gewannen. Ich spielte eine sehr ruhige und gute Partie, bekam zwar nicht viel zu halten, zeigte aber auch keine Unsicherheiten. Eigentlich müsste mein Trainer nun wissen, dass er auf mich bauen kann. Das Spiel hat mein Selbstvertrauen ungemein gesteigert und das zeigte ich auch im Training diese Woche. Da der andere Keeper am Wochenende erneut arbeiten muss und also nicht spielen kann, war es für mich eigentlich klar, dass ich erneut zum Einsatz komme. Nach einer starken Partie und einer guten Trainingswoche gab es daran eigentlich gar keine Zweifel für mich...
Gestern nach dem Training kam jedoch der Trainer zu mir (oh ja, mein bester Freund) und sagte: "Es tut mir Leid dir das jetzt sagen zu müssen, so eine Entscheidung ist für mich nicht einfach..." - als diese Worte seine Lippen verlassen hatten wusste ich schon, was er mir sagen will. "Oh man!", dachte ich mir, "Will der mich verarschen?". Er sagte dann "Thomas (unser Ex-Keeper, der zwar ein wirklich guter Mann ist, aber eben 8 Monate nicht trainiert und gespielt hat, Anm.) wird am Wochenende spielen. Ich weiß, dass du in einer schweren Situation bist und es tut mir auch wirklich Leid dir das sagen zu müssen, da du im Training immer gut dabei bist und auch am letzten Wochenende stark gespielt hast...". Ich entgegnete: "Aha, und warum spiele ich dann nicht? Muss ich das verstehen?", woraufhin er mir folgende Begründung gab: "Ich finde es wirklich toll, wie du immer besser wirst, andere hätten schon längst aufgegeben, aber ich sehe Thomas einfach in einigen Situationen abgeklärter reagieren als du, er hat halt viel mehr Erfahrung."
Die Frage ist halt, wie er das wissen will, da er ihn schon 8 Monate nicht mehr hat spielen sehen. Das Gespräch war wie ein Schlag ins Gesicht für mich, ich bin nun echt am Boden... Wenn ich den Trainer verstehen könnte, würde ich damit vielleicht klarkommen, aber solch eine Entscheidung sehe ich schon als Demontage an und als persönlichen Angriff gegen mich.
Obwohl ich mir vorgenommen hatte diese Saison abzuhaken und mit einer "Mir doch egal"-Einstellung zu trainieren, komme ich mit der Situation gar nicht klar.
Wie kann ich mir das Leben leichter machen außer den Trainer zu erschießen?