Also nun mal ehrlich: natürlich ist die Torwartrotation sicherlich nicht so angenehm, wie ein gesicherter Stammplatz - aber: in Bayern steht Kahn jawohl völlig außerhalb jeglicher Zweifel und ich sehe auch nicht inwiefern es seine Chancen auf einen Stammplatz im Nationaltor geschmälert hätte, wenn er sagt, ich bin leicht angeschlagen, heute setzte ich aus.

Darüberhinaus kann auch ein Olli Kahn nicht erwarten, dass er einen Freifahrtsschein in der Nationalelf hat, sprich: selbst wenn es z. Zt. die unsägliche Torwartdiskussion gibt, so muss doch mit einer ähnlichen Situation fast jeder Nationaltorwart leben. In der Schweiz ist Zuberbühler zwar die Nummer 1, wird aber viel heftiger kritisiert als Lehmann oder Kahn, in Frankreich hat sich der Trainer auch noch nicht entschieden, in Polen ist das Rennen auch noch offen (und zehrt an den Nerven der Keeper), in Südamerika ist man traditionell davon überzeugtl, dass der Keeper (ob nun etablierte No. 1 oder nicht) ein Schwachpunkt ist etc.
Also: Ein Mann wie Kahn darf nicht in einem Spiel gegen Köln so nervös sein, dass er seine Leistung nicht bringt, nur weil er nicht weiß ob er im Nationalteam spielt. Man bedenke die Situation vor 94, da wussten auch weder Illgner noch Köpke ob er spielen würde, beide haben auch nicht ständig Fehler gemacht. Gleiches gilt im Übrigen für Kahn, auch unter anderen Bundestrainern kam es doch immer wieder zu 1a und 1b Diskussionen.

Ich glaube, Kahns größtes Problem ist, dass er nicht mit Rückschlägen umgehen kann, seine Karriere ging im Großen und Ganzen immer bergauf, er hatte niemals Situationen, in denen er zur Halbzeit runter musste (wie ein Lehmann) oder seinen Stammplatz zeitweise verloren hat. Dass spiegelt sich dann jetzt in seinem Spiel und in den Reaktionen (angebliche (?) Verletzungen etc.) wider.