Ein Kommentar in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) von heute:
Entscheidung – jetzt!
Es wird immer abenteuerlicher: Jetzt ist also Jürgen Klinsmann in Kalifornien schuld, wenn Oliver Kahn in München einen Ball nicht fangen kann. Diesen Eindruck hat jedenfalls Bayern-Manager Uli Hoeneß mit einer aberwitzigen Logik erweckt, die ungefähr so geht: Hätte der Bundestrainer Kahn längst verraten, dass er bei der WM die Nummer 1 ist, dann hätte dieser lieber seine Verletzung auskuriert, sich gegen Köln nicht ins Tor gestellt, also auch keinen Fehler machen können.
Das ist natürlich Quatsch. Wenn Kahn spielt, obwohl er nicht fit ist, dann ist das ausschließlich sein Problem. Die Frage, die sich aufdrängt: Was würde Kahn während der WM machen? Würde er angeschlagen spielen, nur damit der Rivale Jens Lehmann nicht zwischen die Pfosten kommt?
Unabhängig davon hat sich erneut gezeigt: Die Debatte um die Nummer 1 im Nationaltor hat der Bundestrainer längst nicht mehr unter Kontrolle. Jeden Tag meldet sich mittlerweile ein Experte zu Wort, der wissen will, was Klinsmann angeblich noch nicht weiß. Die Schlagzeilen gibt es gratis dazu. Insofern hat Hoeneß zumindest in einem Punkt Recht: Eine Entscheidung muss her, und zwar jetzt, nicht erst im Mai.
Die Stärken und Schwächen der beiden Rivalen sind bekannt, daran wird sich nichts mehr ändern. Warum also noch länger warten? Sollte sich Klinsmann gegen Kahn entscheiden, dann weiß er zumindest seit dem Wochenende, was auf ihn zukommt. Genauer gesagt: was aus München auf ihn zukommt.
Heiko Rehberg