Klar, darfst du fragen. Ich bin jetzt 25 und daher im Normalfall noch lange nicht am Ende, aber auch nicht mehr am Anfang meiner Laufbahn. Eigentlich genau in dem perfekten Alter, was ich auch an meinem Spiel merke. Aber das tut ja nichts zur Sache. Ich gebe dir absolut Recht, sich das einzugestehen war auch irgendwie das leichteste seit meiner neuesten Verletzung, aber auch das schwierigste. Wenn ihr versteht was ich meine.

Ich wusste sofort, junge. Das war zu schnell, da hast du Bockmist gebaut. Absoluten Bockmist. Aber ich habe lange gebraucht um es mir wirklich einzugestehen und habe nach Ausreden gesucht woran es gelegen haben könnte. Ziemlich dumm. Das Problem an der Sache ist, vor meiner ersten Luxation, ich meine 2014, war ich wirklich in meiner Blütezeit. Ich habe in einer ziemlich hohen Mannschaft trainieren dürfen, war topfit und hab mir Fehler eingestanden weil ich wusste, dass ich prinzipiell "gut" bin. Hat lange gebraucht, weil der Torwart natürlich immer der Buh-Mann ist. Ich wage zu behaupten, dass ich keiner diese neu-arroganten Jugendspieler war. Ich habe aufgesehen zu den Torhütern über mir, habe ihre Ratschläge aufgesogen und jede Einheit mit ihnen genossen und Dinge im Spiel umgesetzt, die dann auch mal daneben gehen. Dafür habe ich sie dann umso besser gemacht. Nach der ersten Luxation hats im Kopf gehapert. Also bin ich Schritte zurückgegangen, in Ligen in denen ich andere Bereiche deutlich besser ausspielen kann. Wollte aber unbedingt, ganz schnell wieder zurück.

Ich liebe es taktisch guten Fussball zu spielen, als Torwart nicht nur darauf zu achten die Kiste sauber zu halten, sondern auch zu schauen wie verhält sich mein Team, wie bewegt es sich. Wird umgesetzt was der Trainer sagt? Laufwege, Passwege etc. Das geht in den unteren Ligen m.E einfach nicht. Es hat seinen Charme und macht auch Spaß, ist aber nicht so meins. Ich wollte schnell wieder hoch. Es kam die OP die Besserung versprechen sollte und ich hatte einfach keine Geduld. Ganz schnell wieder zurück. Jetzt bin ich halt am nächsten Punkt.

Klar macht es irgendwie Sinn die Handschuhe an den Nagel zu hängen. Der Arzt, also mein wirklicher Chirurg und nicht der nächste Hausarzt der sagt was man hören will, meinte dass ich mit genug Auszeit auf jeden Fall wieder ins Tor kann. Das Schultergelenk wird vergrößert, sollte nicht mehr rausfliegen bla, bla. Die Option ist vom Arzt durchaus gegeben, aber klar ist auch, dass ich Angst habe das es mich komplett zerstört. Also warum nicht wieder aus Feld? Weil ich eben genau das verliere, wofür ich wirklich lange gearbeitet habe. Guter Fussball. Das klingt vielleicht arrogant, ist aber nicht so gemeint. Ich kann auf keinen Fall auf guter Ebene auf dem Feld mithalten. Am Anfang zumindest und müsste deutliche Einschnitte machen. Dabei geht es mir nicht darum, aus dem bezahlten Fussball auszuscheiden sondern einzig auch um meinen eigenen Anspruch an mich selber.

Du nimmst mir keinen Mut oder so, genau solche Diskussionen will ich ja haben. Ich will nicht von jedem gesagt bekommen: Junge, wird schon was du dir wünscht. Ich will ehrliche Antworten und ich weiß, dass man als "entfernte Person" immer sagt: Lass es lieber. Ich kenne einen begnadeten Fussballer, der seinen 3. Kreuzbandriss hat. Wenn ich mit ihm rede sage ich auch: "Junge, lass es lieber." Weiß aber selbst dass das nicht so leicht geht. Es ist schick mit anderen Torhütern reden zu können, das gefällt mir hier. Die Sichtweisen sind nunmal andere als bei Feldspielern.

Vielleicht kann ich aber auch jedem der sich über die Verletzung informiert und hier landet damit einfach auf dem Weg geben, dass ich den Fehler gemacht habe und dringlichst dazu rate ihn nicht auch zu machen. 3 - 6 Monate mehr Pause als man sich selber vorstellt sind zwar für den Augenblick wirklich, wirklich scheisse. Langfristig aber Gold wert.