Woher kommt eigentlich die neumodische Meinung, ein Torwart müsse bei einem "großen" Club spielen, um sich fortzuentwickeln? Peter Shilton spielte jahrelang bei vermeintich kleinen englischen Clubs wie Leicester, Derby und auch Nottingham war kein großer Club, als er dort hin wechselte, gleiches gilt für Illgner und Köpke, die beide lange Zeit bei abstiegsbedrohten Clubs kickten. Toni Schumacher machte mit Köln genau so viele Höhen wie Tiefen durch. Geschadet hat es ihren Leistungen sicher nicht. Wichtig für einen Keeper ist, dass er eine Ausstrahlung und Selbstsicherheit gewinnt - und in wichtigen Spielen eine gewisse Nervenstärke aufbaut bzw. unter Beweis stellt. Dies ist ebenso gut in einem Europapokalhalbfinale wie im Abstiegskampf möglich. Dass soll nicht heißen, dass ein guter Torwart nicht auch hinter einer sehr guten Abwehr spielen darf - nicht zuletzt aus finanziellen Gründen holen sich die reichen Clubs ja meist die vermeintlich besten Torhüter. Aber insgesamt finde ich, dass inzwischen zu viel Wert auf Statistiken und den Namen der Mannschaft gelegt wird. Beispiel: Immer wieder taucht in den Medien die Behauptung auf, Eike Immel sei der schlechteste BL-Torwart aller Zeiten gewesen, da er die meisten Tore kassiert habe. Meines Erachtens ein ausgemachter Quatsch: erstens spielte er über Jahre mit Dortmund gegen den Abstieg und zweitens galt er ja zumindest vor der Euro 88 sicherlich nicht als schlechtester Keeper der Liga.
Wenn ich sehe, dass in der türkischen Nationalelf beide Torhüter von Fenerbahce stehen oder auch in der Ukraine zeitweise beide Keeper von Kiew nominiert wurden, frage ich mich was das soll. Ein Mann, der bei einem kleinen Club zu den Leistungsträgern gehört ist in jedem Fall vom Selbstvertrauen und der mentalen Stärke her, in einer viel besseren Verfassung als jeder Reservekeeper - ob der sich jeden Morgen mit Topspielern im Training auseinandersetzen muss oder nicht.

Deshalb: Ein Hildebrand wird nicht besser oder schlechter, wenn er in Stuttgart bleibt.