Was hat der HSV mit Enke vor?
96 wartet auf ein Signal des umworbenen Torwarts

VON GUNTHER NEUHAUS
HANNOVER. Wer Robert Enke gestern schon bei 96 zurückerwartet hatte, der sah sich getäuscht. „Robert trainiert noch bei der Nationalmannschaft“, berichtete Trainer Dieter Hecking, heute soll der Torwart wieder bei 96 einsteigen.
„Es wurde bei der Nationalelf noch einmal intensiv trainiert, da wurde Robert gebraucht“, wusste Berater Jörg Neblung. „Man wollte ihn auch nochmal sehen.“
Bundestrainer Joachim Löw scheint ja ohnehin angenehm überrascht von Enkes sportlichen Qualitäten. Befragt nach der Perspektive von Timo Hildebrand, erklärte Löw im ZDF-Sportstudio: „Man muss auch sagen, dass Robert Enke einen guten Eindruck hinterlassen hat.“ Löws Assistent Hans-Dieter Flick würdigte überdies Enkes „gute Ausstrahlung“. Hannovers Nummer eins scheint also seinen Platz bei der Nationalelf zu finden, die Bundesliga-Profis sehen ihn ja als besten Torwart in Deutschland.
Enke genießt höchste Wertschätzung, das weckt Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz. Für Unruhe sorgte gestern die Meldung des Hamburger Blättchens „Sport-Mikrofon“, Enke habe bereits einen Vorvertrag beim Hamburger SV unterschrieben. „Das kann ich guten Gewissens dementieren“, beteuerte Enke-Berater Neblung, und auch HSV-Pressesprecher Jörn Wolf konnte den Bericht „nicht bestätigen“. Er könne allerdings nicht ausschließen, dass Enke „irgendwann mal beim HSV spielen wird“.
Diese Aussage umschreibt schon recht gut die Sachlage. Enke hat nichts unterschrieben, doch er gehört neben Roman Weidenfeller zu den Kandidaten beim HSV. Denn mit Sascha Kirschstein (26), das ist die Erkenntnis der letzten Wochen, wird man höheren Ansprüchen (in der Champions League) nicht gerecht. Bei 96 wurden die Gespräche über eine Verlängerung des 2007 auslaufenden Vertrags gestoppt. Klubchef Martin Kind will nach dem Tod von Enkes Tochter Lara auf ein Signal des Torwarts warten. So viel Geduld muss sein.

Quelle: Neue Presse, 10.10.2006