Zitat Zitat von Paulianer Beitrag anzeigen
Auch 96-Trainer Bergmann ist natürlich nicht zufrieden - aber was soll er auch anderes sagen:

[...] 96-Coach Andreas Bergmann hat dafür kein Verständnis. "Damit bin ich nicht einverstanden", sagte er am Freitag. "Ich glaube, dass Robert bis zu seiner blöden Erkrankung auf einem guten Weg war. Er war ja auch die Nummer 1. Man sollte einem Spieler mit einer solchen Substanz die Chance geben, sich schnell wieder zu zeigen." Eine Nominierung "wäre definitiv ein Zeichen gewesen". [...]
Klar kann er nichts anderes sagen als dass er sich für seinen Keeper über so eine Entscheidung ärgert. Aber der letzte Satz ist absolut passend gewählt: Ein Zeichen. Einen Konkurrenzkampf kann man, selbst wenn es ihn wirklich so gibt wie Löw behauptet, nicht glaubwürdig gestalten, wenn man Nominierungen oder Plätze in der Startaufstellung nicht auch nach dem Konkurrenzprinzip - jeder kann sich präsentieren und hat gleiche Chancen - durchführt. Das hat mich schon immer gestört und jetzt wird es vollends absurd. Für jedes Furz-Quali-Spiel gegen Liechtenstein muss unbedingt der aktuelle Favorit ("hat sich einen kleinen Vorsprung" etc etc) spielen, auch wenn man mal jemand anderen 90min lang beschäftigungslos zwischen den Aluminiumstangen platzieren könnte. Wenn man mal ein wenig länger verhindert war, wird man zum ersten Länderspiel nach der Gesundung nicht eingeladen, weil da müssen sich dann die anderen ("eingespielten") auf dem Platz, der Bank oder Tribüne langweilen. Einen, der gerade in Topform ist, lässt man nach dem kurzen Nr 2 Status ohne Vorwarnung plötzlich ganz weg, denn die anderen drei sind auf einmal wieder einen Tick stärker. Und den Nr 1 Status kann man sich unabhängig von anderen Leistungen offenbar durch 2 gute Spiele verdienen, obwohl ja eigentlich wieder jemand anderes gerade noch klarer Favorit war. Der wiederum hat Pech gehabt, so ist das Geschäft...
Ich könnte noch ewig so weitermachen. Unabhängig davon, ob Entscheidungen über WM-Stammplätze "richtig" oder "falsch" sind, auf diese Weise werden alle diese Prozedere unglaubwürdig. Die aktuelle Nr 1 soll sich nicht zu sicher fühlen, kann aber genau das tun, denn der Ex-Hauptkonkurrent wird ja gar nicht mehr berücksichtigt. Andererseits entscheidet sich Löw dann nach Gutdünken auf einmal wieder um, stopft seine Rangfolge in den Küchenmixer und ruft mit verschlossenen Augen "Andi, sag mal Stopp!".

Kurz und gut: Wenn man nur noch so ein Paar vereinzelte Gelegenheiten hat, sich zu treffen, dann setzt man mit JEDER Nominierung psychologische Zeichen an Spieler, auf denen ein Konkurrenzdruck lastet. Und nach meinem Verständnis für Empathie hat Löw fast jede Gelegenheit genutzt, negative Signale zu senden, für einzelne Spieler, aber auch für das eigene Wettbewerbsanliegen. Ich kann nur noch den Kopf schütteln über solch eine "Strategie".

Nochmal kurz: Vielerseits wird postuliert, es gäbe keinen Konkurrenzkampf oder hätte nie einen gegeben. Das halte ich für nicht richtig. Wenn Löw von Anfang an Adler ins Tor stellen wollte, dann hätte er das doch machen können. Keiner hätte ihm reingeredet, vor allem die Medien hätten ihn mit Lob für diesen "mutigen Schritt" überschüttet. Ich glaube in der Tat, dass Löw einen Wettbewerb veranstalten wollte. Aber er hat es de facto durch keine seiner (von außen betrachtet willkürlichen) Personalentscheidungen unterstrichen. Das ist der Grund, weswegen es mich sehr ärgern würde, wenn jetzt Adler zur Nr 1 ausgerufen würde, und nicht, dass ich ihn nicht mag oder so ein großer Enke-Fan bin. Es würde nur einfach jeglicher Logik und Fairness entbehren.