„Geh und spiel, es muss weitergehen“
Unter dieses Motto kann man das Leben und die Karriere des Robert Enke einordnen; bezeichnender Weise hat seine Frau Teresa diesen Satz zu ihm gesagt, als ihre Tochter Lara, die 2006 im Alter von 2 Jahren gestorben ist, auf der Intensivstation lag.
Robert Enke war Torwart, einer von uns, wenn auch uns allen an Leistung und Können weitaus überlegen. Er war Maßstab und Vorbild zugleich und kein anderer verkörperte den Typ des ruhigen und sachlichen Torwart mehr als er. In einer Zeit wo das Image des Torhüters von einem Vulkan namens Oliver Kahn oder den Unberechenbarkeiten eines Jens Lehmann geprägt wurde, war er der ruhende Pol zwischen den Pfosten. So besonnen und sachlich er als Torhüter auch agierte, so effektiv und erfolgreich war er auf dem Platz.
Seine Karriere wurde durch viele Rückschläge geprägt und jedes Mal hat er die Kraft aufgebracht, sich erneut den Herausforderungen zu stellen und diese zu meistern. Auch in diesem Punkt war Robert Enke ein Vorbild für viele von uns.
Doch Robert Enke war nicht nur ein Torwart, sondern auch Mensch; ein Umstand der heute in der von Medien geprägten Landschaft des Profisports leider allzu oft keine Berücksichtigung findet. Und so mussten wir jetzt auf dramatische Weise feststellen, dass wir bei all der Bewunderung des Torwarts irgendwann den Menschen Robert Enke unbemerkt verloren haben. Jetzt hat er sich uns selbst entzogen, die innerliche Trennung, die schon lange stattgefunden haben muss, in letzter Konsequenz selbst unabänderlich gemacht und seinem innerlichen Leiden ein furchtbares Ende gesetzt.
Wir Torhüter haben auf dem Platz nur eine Macht, wir können Niederlagen verhindern, aber keine Spiele gewinnen. Robert Enke war ein herausragender Torhüter und konnte auf dem Platz viele Niederlagen verhindern, doch Leben heisst nicht nur gegen Niederlagen anzukämpfen sondern eben auch, gewinnen zu können.
Robert Enke hat ein letztes Mal eine Entscheidung getroffen und diese kompromisslos umgesetzt; wir werden und müssen diese Entscheidung akzeptieren, auch wenn sie uns traurig macht und uns unsere Ohnmacht zeigt. Jetzt ist nicht mehr die Zeit, um Fragen zu stellen; dies hätten wir früher tun müssen.
Und so gibt Robert Enke jedem von uns zwei wichtige Dinge mit auf den Weg: Vergesst nie den Menschen unter einem Trikot und „Geh und spiel, es muss weitergehen“