Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich dieses ganze Theater ziemlich ätzend finde. Die Angehörigen dürften noch unter Schock stehen. Das ist normal, einige Tage nach so einem Unglück. Insofern finde ich es nicht gut, wie Menschen, die im Moment sicher klarer denken können als Frau Enke und andere Familienmitglieder und Freunde diesen Schockzustand ausnutzen, um das Okay so eine Großveranstaltung zu geben, die sogar im TV übertragen wird. Die Pressekonferenz einen Tag nach dem Unglück was sicher insofern sinnvoll, dass alle möglichen Spekulationen vermieden wurden. Aber selbst das kann man machen, ohne eine geschockte Witwe vor Millionen von Menschen begaffen zu lassen und wenn es nur ein Interview ist ohne Kameras und diesen voyeuristischen Mist.
Wenn Robert Enke nicht ein völlig anderer Mensch war als der, für den ihn alle gehalten haben, dann würde er diese Trauerfeier wahrscheinlich schrecklich finden. Das ist doch das Gegenteil von dem, was ihn ausgemacht haben soll. Ein Theater wie um Lady Di und Huldigung, als wenn er ein Heiliger gewesen wäre und Dinge geleistet hätte wie ein großer Staatsmann. Ich denke ihm wäre das sehr zuwider. Am Ende war es nämlich eine ganz private, menschliche Tragödie und Enke ist wohl grade daran kaputt gegangen, dass er eher wie wir war und nicht eine in der Tat überragende Persönlichkeit wie so mancher Sportler, der es geschafft hat sich in diesem extremen Beruf selbst zu schützen, sondern eben ganz normal und schwach wie die meisten Menschen.