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Thema: Enke, Robert (†)

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    "Es werden Gründe für einen Freitod gesucht, der vielleicht gar keine hatte."

    Das klingt wie ein Widerspruch? Das ist vielleicht einer, vielleicht aber auch nicht. Noch widersprüchlicher? Dann lest aufmerksam.

    Das Thema um den Suizid Robert Enkes wurde in Medien und Stammtischkneipen förmlich zerrissen. Schlimm genug, könnte man meinen, wenn da nicht das Internet und ihre Anhänger wären, dessen Instrument einmal vehement als, entschuldigt bitte diesen Ausdruck, "Wichsmaschine" für Analphabeten betitelt wurde. Da geben sich doch tatsächlich Menschen als Psychologen und Ärzte mit langwieriger praktischer Erfahrung aus. Menschen, die der Krankheit "Depressionen" allerhöchstens in der Apothekenumschau begegnet sind. Es wurden Thesen und Spekulationen in Tatsachen umgewandelt und der wissbegierige Konsument löffelte dies mit strahlenden Augen dankend auf. Das Internet ist für jeden Mitteilungsbedürftigen das ideale Sprachrohr unserer Zeit. Heute können ihre Nutzer das Meinungsbild unserer Gesellschaft in jede erdenkbare Richtung leiten. Rein hypothetisch: Sollte eine Mehrheit lange genug auf ihr Recht beharren, dann hinterlässt das unterbewusst, wenn auch nur kurzfristig, Spuren im Gedächtnis der Masse. Was hat das Internet nun mit dem Freitod des Fußballtorhüters zutun?

    Eigentlich nicht viel. Hätte sich Robert Enke vor 30 Jahren für diesen Schritt entschieden, wären die Reaktionen und Spekulationen vermutlich die gleichen gewesen, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Nur ist es so, dass heute jeder seine Meinung zu aktuellen Themen kundgeben kann. Im Prinzip ist das nichts Schlimmes, was wären wir ohne diese schier unerschöpfliche Informationsquelle, nur gibt es leider auch einen großen Haufen Halbwahrheiten und Unwissenheit, welcher sich systematisch durch unsere Köpfe fressen mag. Wir nehmen es auf, tragen es in die Welt und verbreiten somit wieder Unsinn (ganz nebenbei zerstört man sich mit englisch/ deutschen Wortkonstrukten die eigene Sprache). Genau diese Menschen, die diesen Vorgang hemmungslos unterstützen und betreiben, nennen sich Experten im psychischen Sachgebieten, weil sie vielleicht irgendwo etwas gelesen oder gehört haben. Jetzt einmal im Ernst. Wer hat denn schon wirklich mal Erfahrungen mit Depressiven machen dürfen? Richtig, die wenigsten!

    In diesem Forum wird wenigstens noch vernünftig diskutiert und argumentiert. Aber sie gibt es auch hier. Die, die meinen, ihre Thesen wären unanfechtbare Tatsachen auf betoniertem Boden. Das betrifft nicht die User auf den letzten Seiten, vielmehr auf den ersten, und was dort teilweise geschrieben wurde, ist nur ein kleines Abbild unserer Gesellschaft. Wer wirklich einmal unter Depressionen gelitten hat oder Menschen wirklich kennt, die diese durchleben bzw. in der Vergangenheit durchlebten, hat vielleicht eine ungefähre Vorstellung davon, wie unerträglich diese Krankheit sein kann. Selbst 'unerträglich' trifft dies nicht einmal ansatzweise. Der Wunsch zu sterben ist für den "Gesunden" unter den Sterblichen nicht nachvollziehbar. Er wird es erst dann, wenn man diesem Drang zumindest schon einmal verspürt hat. Nur dann, aber auch nur dann, hat man das Recht darauf, dieser Art der Depression einen Messwert zu vergeben.

    Die Depression kennt in vielen Fällen keine Gründe. Oft kommt sie unangekündigt und verschwindet ebenso schnell, bevor sie wieder in ihrer ganzen Brutalität zuschlägt. Man liegt morgens im Bett, der Kopf füllt sich mit einer trostlosen Leere und im Bauch scheint eine Stadt zu brennen. Aber man kennt den Grund nicht. Es gibt manchmal einfach keinen Grund!

    Ich wollte niemanden angreifen und auch ist der Beitrag auf niemanden speziell bezogen. Auch ich bin kein Psychologe oder Arzt, habe mit dem Thema aber schon sehr sensibel und intensive Erfahrungen machen dürfen. Ob es mich oder jemanden aus meinem Bekanntenkreis betrifft, verrate ich nicht. Wenn man sich dieses "EsgibtmanchmalkeinenGrund" jedoch bildhaft möchte, dann stellt euch doch mal vor, welchen Sinn das Leben hat. Ist in gewisser Weise vergleichbar. Nur ein Stückchen philosophischer. Das Buch werde ich mir auf jeden Fall demnächst anschaffen. Nach einigen Meinungen soll es ja gut zu lesen sein.

    Liebe Grüße
    Geändert von Kenji 101 (24.10.2010 um 01:13 Uhr)
    Du warst so jung, du starbst so früh, wer dich gekannt, vergisst dich nie.



    † 28.08.09


    Ich danke dir für alles, Thomas. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.

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