Puuuhh! Dass sich ausgerechnet eine hochseriöse Zeitung wie Die Zeit zu solcherlei Spekulationen und Gefühlsduseleien herablässt halte ich für äusserst schwach. Da gibt es doch auch zig andere Beispiele an "Heimatverbundenheit" (Ich setzte das jetzt mal ganz bewusst in Anführungszeichen) in unserer Republik. Und um auch gleich beim Sport zu bleiben, nehmen wir doch nur mal als Beispiel Lukas Podolski. Der wollte unbedingt zurück nach Köln, obwohl er in München alles haben konnte was das Herz begehrt, nur eben keine "Heimat". Geld und Champions League allein machen eben auch nicht zwingend glücklich. Ich selbst hatte das Glück, einige Zeit an der Sporthochschule Köln verbringen zu dürfen. Sportler's Paradies, das schon. Tolle Anlage, die besten Bedingungen, die man sich wünschen kann. Ich hatte wirklich eine tolle Zeit, aber hätte dort niemals heimisch werden können, dazu bin ich Bayern viel zu sehr verwurzelt. Die Hauptattraktion der Stadt war für mich - neben der Uni - der ICE nach München. Da braucht mir niemand mit dem Dom zu kommen. Ich kann das nicht erklären, es ist eben etwas sehr persönliches. Und es hat meiner Ansicht nach auch nicht zwingend etwas damit zu tun, wo man aufgewachsen ist, sondern wo man seine Heimat für sich findet, sowohl innerlich, als auch äusserlich.
Was ich damit sagen will: die Erklärung, Enke sein ein Heimatloser gewesen und daran seine Depression festzumachen, erscheint mir viel zu einfach. Ein Konstrukt von selbsternannten Experten, die den Menschen Robert Enke nie persönlich kennengelernt haben, aber im Nachhinein ihr eigenes Ego befriedigen und mit seinem Tod noch ein bisschen Geld verdienen wollen. Ich bin absolut überzeugt davon, dass Robert Enkes Tod nicht zu erklären ist. Selbst seine engsten Vertrauten haben sich so etwas nicht angemasst. Enke war krank. Und die Kranheit soweit forgeschritten, dass niemand in der Lage war, ihm zu helfen. Punkt. Das ist tragisch, aber Fakt. Er war nicht der Erste und wird auch nicht der Letzte sein. Aber seine Botschaft ist klar: wir müssen lernen, Depression endlich nicht mehr nur unter vorgehaltener Hand als das wahrzunehmen, was es wirklich ist: eine schwere Krankheit, die jeden - und ich meine wirklich JEDEN! - von uns ereilen kann und deren Existenz bitte schön nicht mehr tabuisiert und totgeschwiegen, sondern offen wahrgenommen werden darf!
Und ich wünsche mir gerade von so rennommierten Meinungsbildern wie der Zeit einen angemessenen Umgang mit dem Thema.

Meine Meinung
Nix für ungut
dTiT