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Thema: Enke, Robert (†)

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    Das schlimmste aber ist , dass der Mensch als einzelner da ganz schnell als bedeutungslos erscheint und zum Spielball einer breiten Masse wird.

    Ich versuche jetzt mal ganz kurz eine mögliche Karriere eines guten Torhüters zu skizzieren:

    Ich nenne ihn der Einfachheit halber mal Rico. Rico ist ein junger Kerl, gerade einmal 16 Jahre alt und hat sehr viel Spaß an dem Sport. Er liebt den Fußball regelrecht , da er sich in dem Spiel neu definieren kann. Er flüchtet aus dem Alltag, lässt alles hinter sich und außen vor. Auf dem Rasen ist es ja auch egal, ob deinen Eltern sich getrennt haben, deine erste große Liebe gerade gegangen ist oder deine Schulnoten eine ungewisse Zukunft prophezeien. Vielleicht wirst du nicht von vielen gemocht, aber das alles zählt auf dem Rasen nicht.

    Nein, denn auf dem Platz kannst du ja tatsächlich fliegen. Du fliegst den Bällen entgegen oder hinterher, egal denn du kannst fliegen und sprengst somit jedes Mal wieder Grenzen. Es ist ein anderes Gefühl, vielleicht ist es sogar Freiheit, Hauptsache es fühlt sich gut an. Das ist deine eigene Welt.

    Genauso fühlt auch Rico und er ist gut. Er ist sogar verdammt gut für sein Alter, doch das erzählt sein Vater auch schon seit Jahren. Sein Vater ist ein dieser Möchtegern- Bundestrainer, früher sogar selber Torwart gewesen, aber er hat es eben nie geschafft. Rico hingegen ist etwas besonderes, leider sieht sein Vater das aber nur was den Fußball betrifft, menschlich haben Ricos Eltern schon vor Jahren miteinander abgeschlossen und dadurch hat sich Rico immer auf sich selber stellen müssen. Und es klappt verdammt gut, alles klappt verdammt gut. Im Dorfverein von früher spielt er schon seit 2 Jahren nicht mehr, nein er spielt in der Nachwuchsabteilung eines guten Regionalliga- Clubs. Rico ist eben ein Talent, was man hier schon lange nicht mehr gesehen hat. Doch die ganz große Beachtung erfährt er nicht, denn die Zuschauer sehen immer nur die Dribbler und super- schnellen Techniker. Auch sein Trainer erkennt das feinfühlige Wesen in ihm nicht.

    Aber all das steckt Rico scheinbar problemlos weg. Jedes Wochenende aufs Neue bringt er die gegnerischen Stürmer zur Verzweiflung und allein diese Erfolge lassen ihn noch aufblühen, denn die heile Welt kann nur existieren, wenn er mit einem Ball über den Rasen fliegt. Zu hause hingegen fühlt er sich nicht wohl, so wie er sich wohl nirgends wohl fühlt, verstanden schon gleich gar nicht.

    Natürlich geht man in der Jugend auch mal weg und lernt auch hübsche Mädchen kennen, aber die ganz große Liebe bleibt der Fußball. Ohne den Fußball kann Rico nicht leben und somit scheitern die ersten zaghaften Beziehungsversuche kläglich und schon nach kurzer Zeit. Die Kumpels lachen ihn dafür regelrecht aus, aber niemand versteht, dass es ihn nur um den Sport geht.

    Mit 18 dann der scheinbar große Durchbruch als diese Talent schier über Nacht in den Planungen der ersten Männermannschaft auftaucht, ein halbes Jahr später sogar Nummer 1 wird und immer noch macht er seine Sache gut. Dass Rico aber schon mit großen Versagensängsten kämpfen muss, kann oder will niemand erkennen. Stattdessen werden seine Leistung haarklein analysiert, gerade von den Zuschauern und von regionalen Printmedien. Eine Woche hat Rico noch ein große Karriere vor sich und im nächsten Spiel sollte er lieber mit dem Fußball spielen aufhören, da er es ja eh nicht kann. Aber Rico kämpft und scheint zu gewinnen, doch so langsam ahnt er, dass er auch gegen sich selber kämpft, denn er spürt den Druck und nach jedem Fehler fällt in ein tiefes Loch und weiß kaum, was er machen soll. Er hat ja nur noch den Fußball, den ganzen anderen Rest hat er aufgegeben, da er hoffte so auch glücklicher leben zu können.

    Endlich, mit 23 wird er Bundesliga- Profi. Dafür hat er viele Niederlagen einstecken müssen, viel entbehren müssen, doch er ist doch erfolgreich. Also müsste er doch auch glücklich sein, oder?

    Aber warum ist er nicht glücklich? Warum scheint die Welt immer dunkler zu werden? Sabine seine Freundin seit 3 Jahren, sieht in ihm den perfekten Mann. Er ist sensibel, liebevoll, aufrichtig, zielstrebig und auch erfolgreich und vor allem, sie lieben sich. Er verdient gutes Geld, da kann man es sich auch schon mal gut gehen lassen. Doch Rico kann es sich kaum noch gut gehen lassen,er droht im eigenen Chaos zu versinken und niemand kann ihm helfen, weil niemand es merkt. Wie auch? Würde er zugeben, dass er psychische Probleme hat, wäre es wohl das Aus für seine Karriere und das kann er keinesfalls verantworten. Und so macht er weiter, immer weiter, nur auf Leistung gedrängt. Niederlagen müssen weggesteckt werden, Erfolge werden gefeiert, eigentlich doch alles gut. Aber der Verein kämpft noch gegen den Abstieg, auch weil Rico das ein oder andere Mal ein wenig unglücklich aussah. In den Medien wird schon davon gesprochen, dass er höchstens als zweiter Keeper in einer Oberliga- Mannschaft gut aufgehoben wäre, all das gilt es zu verarbeiten und das fällt dem sensiblen 24- jährigen aber alles andere als leicht. In diesem Geschäft haben nur die Starken Erfolg und psychische Probleme zeugen doch von Schwäche oder? Sabine, inzwischen seine Verlobte und schwanger versucht ihn zu trösten und urplötzlich geht es bergauf, Rico hält unhaltbare und die Mannschaft gewinnt wieder Spiel für Spiel, am Saisonende Platz 11. Der Verein und die Fans feiern ihn. Selbst die Medien sprechen von einem zukünftigen Nationalspieler. Grotesk, denn vor wenigen Wochen soll er ja nie dieses Niveau gehabt haben, aber so kann man doch die ganze Thematik vermarkten. Die Welt scheint also nun aus Gold zu sein, doch innerlich ist er bereits zerbrochen.

    Mit 28 Jahren ist er auf dem Zenit seiner Stärke, wird mit großen Vereinen in Verbindung gebracht, hat eine tolle Familie und ist Millionär. Aber genau jetzt ist die Depression übermächtig und er begibt sich gerade noch rechtzeitig in stationäre Behandlung. Das bedeutet das Aus für seine Fußballer- Karriere, von den Medien wird er als Jammerlappen und Weichei bezeichnet und die ganzen Menschen glauben das nur allzu gerne.

    Vielleicht hat er seine Karriere verloren, aber sein Leben konnte er gerade noch retten...



    Ich habe es bewusst etwas überspitzt formuliert, aber ich hoffe, dass meine Intention verstanden wird.
    Geändert von Tobias 30 (21.08.2011 um 00:33 Uhr)
    Und sie nannten ihn Piplica...

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