Ich bin in der Hinsicht auch nicht sehr romantisch. Wollte man einen Fussball ohne diesen "Kommerz", müsste man eben in Kauf nehmen, dass das Niveau deutlich leidet. Das will ich nicht und daher gehen die von dir geschilderten Mechanismen vollkommen in Ordnung. Aber darum geht es ja auch nicht.
Wir haben ja folgende Situation:
Ein Verein holt einen Spieler, der aus irgendeinem Grund die Ansprüche nicht erfüllt und mit dem deswegen nicht mehr geplant wird. Man möchte diesen Spieler dann verständlicherweise (da er ja wirtschaftlich keinen Nutzen mehr bringt) nicht weiter bezahlen. Der Spieler wiederum befindet sich in einer Position, in der er natürlich einen Arbeitsvertrag besitzt, aber auch um seine Karriere fürchtet.
So weit ist das ja eine alltägliche Situation, in der die Lösung meist ist, dass man entweder einen neuen Verein für den Spieler findet oder eben den Vertrag gegen eine Entschädigung (Abfindung) auflöst. Durch eine solche Abfindung wird der Spieler dann für seine Ansprüche aus dem Arbeitsvertrag entschädigt. Ein ganz normaler Prozess, der für beide Seiten gesichtswahrend und finanziell verträglich ist.
Aus irgendeinem Grund kommt es in diesem Fall aber nicht zu einer solchen Lösung, daher frage ich mich, woran das liegen mag. Keine der beiden Parteien kann ja mit der derzeitigen Lösung wirklich zufrieden sein.
Das Problem aus meiner Sicht ist auch eines für das gesamte Beschäftigungswesen im Profibereich. Eine Häufung von Fällen wie Wiese und Streit wird, unabhängig von moralischen Fragen, dazu führen, dass Vereine weniger bereit sind, Spielern langfristige Verträge anzubieten, weil das Risiko, sich solche teuren "Karteileichen" anzuschaffen zu groß ist. Dann wird es solche Verträge wie den für Wiese nicht mehr geben. wobei der Vertrag ja eigentlich (wenn alles halbwegs glatt gelaufen wäre) für beide Seiten eine gute Sache gewesen wäre. Man stelle sich einen ähnlichen, mittelalten aber guten TW vor, der gegen Ende seiner Karriere (4 Jahre) keinen vernünftig dotierten, längerfristigen Vertrag mehr bekommt und daher jedes Jahr aufs Neue die Ungewissheit haben zu müssen, wie es nach der Sommerpause weitergeht. Das kann doch keine wünschenswerte Entwicklung sein...
Deswegen gibt es ja solche Vergleichslösungen, mit denen man Missverständnisse (Wie Wiese&Hoffenheim) korrigieren kann. Dass dies nicht geschieht kann m.E. auch daran liegen, dass beide Parteien auch ein bisschen irrationale Wut mit sich führen. Hoffenheim macht so Wieses Karriere kaputt (anstatt ihn zumindest auf die Bank zu setzten oder Casteels im Training von seiner Erfahrung profitieren zu lassen), Wiese schadet Hoffenheim ganz bewusst finanziell (3.5Mio im Jahr ohne Nutzen zu stiften).
Ein Vergleich muss ja nicht unbedingt so aussehen, dass Wiese einfach gehen muss. Man könnte ihn verleihen (z.B. an Werder) und weiterhin einen Teil des Gehaltes weiterzahlen (Bremen hat einen bezahlbaren, BL-tauglichen Keeper, Hoffenheim spart teilweise sein Gehalt ein und ist die Altlast erstmal los, Wiese spielt wieder, ohne (große) Einbußen machen zu müssen). Das ist ja nicht unüblich im Fussballgeschäft. Dass es scheinbar nichtmal den Willen dazu gibt (beiderseits), eine Einigung zu finden, zeigt mir, dass die Fronten sehr festgefahren sind.




Zitieren
