Wir beschweren uns immer, dass die "Fachleute" und "Fachjournalisten" zu wenig Ahnung vom Torwartspiel haben. Dann haben wir mal zwei Torhüter als Experten für das Fernsehen (Kahn und Lehmann), dann müssen wir uns schon mit deren Meinungen auseinandersetzen. Kahn ist immer ein wenig unter Verdacht, die Wiese-Spielweise zu bevorzugen, Lehmann wir dwohl eher der Fraktion angehören, die das offensive Torwartspiel verteidigt und fordert. Man KANN hier sagen, dass Wiese sicht im letzteren Sinn nicht optimal verhält. Aber ich sehe es abslolut nicht so, dass Lehmann Wiese das Tor ankreidet.
Klar ist: die Problemstellung ist für den Torwart so, dass er mit max. 20 % Chance das Tor verhindern kann, wenn die Abwehr ihm nicht die notwendige Unterstützung gibt. Und wenn man eh schon so wenig Chancen hat, dann ist das offensive Spiel vielleicht die bessere Alternative, um daraus 25 oder 30 % zu machen...
ABER: ich habe am ersten Spieltag so ein Tor kassiert, bei dem ich die Technik, dem "second goal" vorzubeugen, angewendet habe. Nun stelle ich mal mir selbst die Frage, ob ich das so optimal überhaupt kann. Aber in dem Fall bekam ich den Ball ins kurze Ecke gezimmert. Der Spieler wird den Ball ein Leben lang nicht mehr so treffen, weil er vom gegenüberliegenden Pfosten gegen den ersten Pfosten knallte und dann erst reinging. Und mehr Platz war auch nicht da für den Ball. Doch wenn ich das kurze Eck zumache, muss sich der Spieler schon arg dämlich anstellen, den Schuss zu versuchen, anstatt nach Innen zu spielen.
Darauf setzt die Technik ja auch. Ich muss stark auf beide Situationen eingestellt sein. Da diese "Zwitterhaltung" immer auch ein Risiko beinhaltet, muss man abwägen. Ich für meinen Teil bleibe wohl dabei, nicht mehr auf den Pass zu spekulieren oder dem Spieler zu sehr entgegenzugehen. Und deshalb würde ich Wiese hier davon freisprechen, dass ein anderes Verhalten besser gewesen wäre. Aus Lehmanns Sicht darf er durchaus sagen, dass es womöglich etwas erfolgversprechender gewesen wäre, anders zu agieren. Er sagt ja nicht, dass das Tor anders auf jeden Fall zu verhindern gewesen wäre.




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