So stimme ich zu: Er hätte nicht rauslaufen müssen, weil Piszcek noch eingreift. Das ist dann eben eine falsche Entscheidung. Danach kommt der Fehler den du beschreibst.
Ich bin nur immer ein Verfechter davon, dass man die zwei Dinge trennt. Denn das eine ist ein Fehler, der aufgrund einer technisch suboptimalen Ausführung zustande kommt. Das andere ist eine bewusste Entscheidung - getroffen auf Basis der Einschätzung einer Situation, von der man zum Entscheidungszeitpunkt nicht weiß, wie sie ausgehen wird - gepaart mit einer entsprechenden Handlung, die technisch korrekt ausgeführt sein kann.
Und bei den Entscheidungen muss man irgendwie die Wahrscheinlichkeiten kalkulieren. Als Beispiel stelle ich mir da immer ein Würfelspiel vor. Angenommen man kann sich entscheiden zwischen 1-5 oder 6. Tippt man richtig, gewinnt man (hält den Ball), tippt man falsch, verliert man (kassiert ein Tor). Jeder rational denkende Mensch würde sich für 1-5 (83% Wahrscheinlichkeit) entscheiden. Das dumme dabei ist, dass trotzdem die 6 fallen kann (genauso wahrscheinlich wie jede andere Zahl). Im Nachhinein hat man dann die falsche Entscheidung getroffen, obwohl sie im Vornherein richtig war.
Überträgt man dieses Beispiel, entscheidet sich Weidenfeller dafür, davon auszugehen, dass er die Szene alleine lösen muss, weil er es für wahrscheinlich hält, dass Piszcek nicht mehr rechtzeitig kommen wird. Es wird dann aber die 6 gewürfelt und ein unwahrscheinlich eingeschätzter Fall tritt ein. Dafür sollte man dem Torwart keinen Vorwurf machen, es sei denn er hätte die Wahrscheinlichkeiten falsch eingeschätzt. Ich muss aber sagen, dass ich bei erster Ansicht dieser Szene (trotz totaler Perspektive) nicht mehr davon ausgegangen bin, dass Piszcek noch eingreift.