@ jsg titan:

Klar, als Schalker bin ich immer gefährdet, dass ich rein aus der emotional-wertenden Sicht argumentiere. Ich gebe auch offen zu, dass ich Weidenfeller für einen widerwärtigen Provokateur halte, der gerne vor seiner eigenen Tür fegen darf, bevor er mal wieder Schalker Spieler und Spieler anderer Vereine der latenten Unfairness bezichtigt. Wenn so einer sich dann nacher vor die Kameras stellt und so tut, als wäre er der größte Deeskalateur der Welt, bekomme ich Übelkeitsanfälle. So damals, als er die Aussagen der Pinocchio-Boygroup Schmerzer, Sahin und Großkreutz damit untermauern wollte, dass man es ja von Schalker Spielern kennen würde, zu provozieren. Hörte man irgendeine Entschuldigung gegenüber dem Torwartkollegen, als die TV-Bilder die Lügner entlarvten...?

Ja, das ist seine Seite, die ich verabscheue! Kommen wir zur sachlichen sportlichen Beurteilung: Er ist ein extrem konstanter Torwart geworden, der sehr gut auf der LInie und im 1gegen1 ist. Er wird zu seinem Glück von einer sehr kopfballstarken Abwehr unterstützt, die seine Schwächen bei hohen Bällen kaschiert. Er kommt wohl nur bei 1/3 der Bälle raus, wo es ein Neuer macht. Aber da er die dann absolut sicher hat, ist das ok. Er macht kaum Fehler, wenn er angespielt wird und bietet der jungen Mannschaft viel Rückhalt.

Zu den Pässen. Man muss bei solchen Passquoten zwei Dinge berücksichtigen:

1. Es ist auffällig, dass Weidenfeller nur und wirklich NUR angespielt wird, wenn er in keinster Weise unter Druck geraten kann. Ihm werden konsequent die einfachen Pässe ermöglicht. In dieser Hinsicht ist das Spiel des BvB an seine Stärken und Schwächen extrem gut angepasst. Das ist ja auch ok, und Weidenfeller leistet sich dabei keine dicken Bolzen. Unsicher ist er dennoch oft dabei, man merkt ihm an, dass er immer ganz froh ist, den Ball schnell wieder abzugeben. Es ist natürlich überhaupt nicht vergleichbar damit, wie z.B. Neuer oder Adler im Verein oder in der N11 am Spiel teilnehmen, die dort auch produktive Bestandteile des Defensiv- und Offensivspiels sind.

2. Man muss trennen zwischen den kurzen Sicherheitspässen und mittellangen bzw. langen Abspielen. Da knallt er die Dinger nicht planlos, aber doch mit erheblicher Ungenauigkeit, oft auch hektisch, nach vorn. Eine Vorlage wie von Neuer gegen Bayern sieht man bei ihm so gut wie nie. Seine Abwürfe sind nicht effektiv und sind selten Teil einer strategischer Spieleröffnung. Die Handlungsschnelligkeit sowie Passgenauigkeit und das Passtempo offenbaren im Aufbauspiel und im Vergleich zu Adler und Neuer einen negativen Klassenunterschied.

Deshalb bildet die reine Passquote keinen Bewertungsmaßstab für die Qualität seines Mitspielens. Ebenso wenig wie gefangene Bälle. Denn bewertet werden z.B. bei Flanken nur solche, bei denen der Torwart herauskommt. Ansonsten spielt er eine gute Saison. Ich gönne dem Typen alles Schlechte, was diese Fußballwelt für einen Torwart bereit halten kann. Und das ist eine Einstellung, die ich gegenüber keinem anderen Fußballspieler habe! Da musste er sich wirklich anstrengen, um mich zu solcher Abneigung zu bringen. Aber dass er derzeit sehr gut spielt, muss man anerkennen.

Würde er ins Ausland gehen, würde ich das begrüßen. Er hat sich diese internationale Beobachtung sportlich verdient. Und dass ich ihn nicht mehr so oft sehen müsste, wäre ein schöner Nebeneffekt!