Der Mann hat bei mir wahrlich keinen Sympathiebonus und die Aussagen sind so unnötig wie sonstwas bzw. passen in das Gesamtbild der charakterlichen Wahrnehmung (!) von diesem Sportler. Aber man sollte die Augen nicht davor verschließen, dass Weidenfeller die letzten beiden Jahre am konstantesten spielt und das moderne Torwartspiel entsprechend seiner diesbezüglich sehr begrenzten Möglichkeiten noch beeindruckend erlernt hat. Er verhält sich als einziger der älteren Ehrmann-Schüler sehr gut im 1gegen1 und hat gelernt, lange stehen zu bleiben, anstatt wie früher wie ein Beserker in den Mann zu fliegen. Er profitiert natürlich bei hohen Hereingaben sehr von seiner bärenstarken Innenverteidigung. Er ist lange nicht so offenisiv orientiert wie ter Stegen (um mal einen anderen als Neuer zu nennen). Doch er macht halt so gut wie keine Fehler mehr - immerhin!
Jens Lehmann hat das gestern sehr gut bei sky90 umschrieben: Auf der einen Seite ist Weidenfeller der konstanteste Torwart, der sich hinsichtlich des modernen Spiels lernfähiger gezeigt hat als z.B. Wiese. Man kann schon sagen, dass er allein auf das sportliche Kriterium bezogen eine Berufung in die N11 verdient hätte. Wiese dort in einem funktionierenden kollegialen Verhältnis mit Neuer zu belassen, ist aber ein nachvollziehbarer Grund, um auf einen Torwart zu verzichten, der angesichts der Konkurrenz namens Neuer und vieler nachrückender modern ausgerichteter Torhüter langristig keine Alternative darstellt. Die charakterliche Nummer spielt ebenfalls eine Rolle dabei, auch wenn Wiese viel zu oft in die gleiche Kerbe schlägt.
Auf der anderen Seite stehen - laut Lehmann - die jungen Torhüter, die sehr großes Potenzial haben. Explizit nannte er Neuer, der technisch und körperlich riesige Anlagen habe. Doch da fehlt noch die Konstanz, lange Zeit fehlerlos zu bleiben. Und letztlich sei das das entscheidende Kriterium für "Weltklasse".
Man kann Weidenfeller in seiner Persönlichkeit ablehnend gegenüberstehen. Vielleicht muss man das sogar. Doch sportlich ist er derzeit der Konstanteste, auch wenn er zur Spielphilosophie und zur Philosophie der Kaderbildung in der N11 schlicht und ergreifend nicht optimal passt.