So ist es, Tobias.
Ein weiterer Grund ist mir heute morgen eingefallen, dieser fällt in Teilen mit Tobias Punkt übereinander:
5) Hierarchie:
Weidenfeller ist Kapitän in Dortmund und somit notwendigerweise ein Spieler mit Führungsqualität. Daraus resultiert fast immer ein Führungsanspruch. Ich sage nicht, dass es nicht funktionieren kann, möchte aber auf mögliche Konsequenzen einer Situation hinweisen, in der die neu nominierte Nummer 3 auf einmal einen Führungsanspruch in der Nationalmannschaft stellt. So etwas kann herrschende Strukturen durcheinanderbringen. Das kann positiv sein wenn ein solcher Schritt notwendig ist, aber eben auch negativ, wenn es so funktioniert, wie es ist (und das tut es im Nationalteam eigentlich). Ich behaupte nicht, dass Weidenfeller mit dem gedachten Tag seiner Berufung in Trainingslager geht und sagt: "So gehts nicht. Das hier müssen wir ändern. Du musst dies und das anders machen." Aber er ist nun einmal die Rolle des Häuptlings gewohnt, was eine Qualität ist. Dummerweise ist halt diese Qualität bei einer Nummer 3 nicht gefragt, man sucht eher nach Indianern.
Es ist zwar ein uralter Spruch mit den Häuptlingen und Indianern, aber man muss ein ausgewogenes Verhältnis in einer Mannschaft sicherstellen. Tobias hat Beispiele nicht funktionierender, großer Mannschaften genannt, es gibt unzählige weitere: Guckt euch mal an, welche Teams in den letzten Jahren trotz berechtigter großer Ansprüche grandios gescheitert sind. Oft ist das Problem: Zu viele Häuptlinge, zu wenige Indianer.
Am Ende ist es doch so: Man kann eine Mannschaft nicht allein nach dem Leistungsprinzip zusammenstellen. Beim EA-Fussballmanager habe ich so meine Nationalmannschaft nominiert: Alle Spieler des Landes nach Stärke sortiert und dann die jeweils Stärksten je Position nominiert. In der Realität geht es so nicht. Da muss ich für jede Position - und damit meine ich nicht nur TW, IV etc., sondern Nr.1, Nr.3, Leitwolf, Arbeitsbiene,... - ein Anforderungsprofil erstellen und nach Leuten suchen, die dieses Profil bestmöglich erfüllen. Leistung spielt da natürlich auch eine Rolle, aber dieser Faktor dürfte im Anforderungsprofil für die Nummer 1 eine größere Rolle spielen als bei der Nr.3.
Ich kenne Löws Anforderungsprofile nicht, aber offensichtlich stimmt Weidenfellers Bewerbung nicht mit dem Profil der Nummer 3 überein. Und dann ist es okay, ihn außen vor zu lassen. Vermutlich deckt sich Weidenfellers Qualität deutlich besser mit den Anforderungen an die Nummer 1 oder 2 und da wäre er somit ein echter Kandidat. Auch wenn der Spielstil nicht genau passt, Tim Wiese z.B. hat diese Rolle einige Zeit lang dennoch ausfüllen können. Weidenfellers Problem: Auf Position Nr.1 steht Manuel Neuer, woran niemand rütteln möchte. Auf P2 hat Rene Adler die Nase vor Weidenfeller. Darüber kann man diskutieren, wenn man Adler möglicherweise zuhause lassen will. Wäre er in Hamburg nicht wiedererstarkt, würde Weidenfeller ein guter Kandidat für die Nr2 2014.
So bleibt aber momentan nur die Nummer 3 übrig und die möchte man mit anderen Typen besetzen, die andere Ansprüche erfüllen. So "einfach" ist das, so ärgerlich es auch sein mag.




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