Lehmann´s Taten und Worte sind doch immer wieder ein gefundener Aufreger.
Aber es hat schon so einen Beigeschmack von Doppelmoral, wenn man einerseits Lehmann´s "schlechtes Benehmen" anderen gegenüber verteufelt, auf der anderen Seite aber "Rotzlöffel-Allüren" gegenüber Lehmann schadenfroh beklatscht.
Dabei wäre es sicherlich interessant gewesen, die Reaktionen zu erfahren, wenn ein anderes Ballkind sich so einem anderen Torhüter gegenüber verhalten hätte.
Davon abgesehen ist es ermüdend, dass anscheinend keine Lehmann-Diskussion geführt werden kann, in der nicht irgendwann zwangsläufig wieder glorifizierend der Name Oliver Kahn auftaucht.
Wenn Oliver Kahn in seiner letzten Saison in allen Stadien der Republik von einem Publikum gefeiert wurde, das ihn in den Jahren zuvor in allen möglichen Variationen verwünscht und beleidigt hat, dann lag das entweder daran, dass dieses Publikum einen Sinn für feine Ironie hatte oder sich ehrlich über das Karriereende von Kahn freute - oder aber
einfach nur charakterschwach war.
Beim vielzitierten Thema "Vorbildfunktion" wird gerne immer wieder ausgeblendet, dass auch ein Oliver Kahn auf dem Platz nicht zu knapp negativ durch diverse Tätlichkeiten aufgefallen ist.
Abseits des Spielfeldes bleibt er gerade in seiner vielumjubelten letzten Saison dadurch in Erinnerung, dass er sich als Kapitän seines Vereins von der unattraktiven Weihnachtsfeier des FCB unter Zuhilfenahme einer Lüge verdrückt und im Rahmen einer Dopingkontrolle nach einem UEFA-Cup-Spiel unbeherrscht mit Urinproben um sich geworfen hat.
Und über Kahn´s Privatleben sollte man ohnehin besser den Mantel des Schweigens breiten...
Doch zurück zu Lehmann´s Verhalten in zwei Punkten:
1.)Welchen Sinn sollte es für Lehmann ergeben, beim Spiel in Hannover
beim Stande von 0:0 Zeit zu schinden?
2.)Weshalb sollte Lehmann nicht Angst haben dürfen, abzusteigen?
Man kann sich wohl kaum einen wirklich professionell eingestellten Torhüter vorstellen, der einer solchen Situation völlig gleichgültig gegenüber steht.