Zunächst dürfen wir wohl auch nicht vergessen, daß wir den Wandel der Torsteher zum Torspieler beobachten... So lenkt Edwin van der sar einen Ball nicht ab, den ein Oliver Kahn über die Latte geboxt hätte, unglückliches Tor. Jens Lehman geht hin und hat Erfolg, daß der lang stehende Stürmer nicht einköpfen kann, doch muß er sofort da sein, wegen Nachschussgefahr... viele klein-Klein-kurz-kurz Aktionen machen es den Torleuten schwer, da oft die Distanz zum Tor sehr kurz ist..
Vieles was also passiert, ist eine Sache, die Optimierung und Anpassung bedarf, zumal sich auch der Sturm auf mitspielende Torhüter einstellt und daher auch bewußt zum Teil den Torwart massiv unter Druck setzt... ist auch rechtens.
Dann darf man nicht vergessen, es ist viel um den Europass geschrieben und erzählt worden, viele Torleute haben sich verunsichern lassen und einfach verweigert, denn Ball zu fangen. Bestes Beispiel Petr Cech, der erst spät dazu gezwungen wurde, denn Ball zu fangen, und daher sich weniger an dieses Sportgerät gewöhnt hat, weil er der Annahme war, der Ball "flattert", auch Lehmann hat dies immer und immer wieder behauptet... ich selbst konnte mit den 140 Euro Bällen trainieren und habe kein Flattern festgestellt, nicht die Bohne. Der Ball ging wie ein Strich. Aber er ließ sich anschneiden wie Hund und drehte dann schlimmer als eine Jolle um die Wendeboje! Schwierig für Torleute...
Zusammen mit der Unsicherheit des Balles und den extremen Flugeigenschaften machten viele Torleute hier einfach 'zu'... Sie verweigerten sich, was man schön bei Cech in den Zeitlupen sehen konnte, wie spät er oft seine Hände erst öffnete oder schloss... wertvolle Zeit, die so etwas kosten kann, einen Entschluß zu revidieren und ein anderes Muster abzurufen.
Und just hier kommt der Punkt, daß man eine tolle Murmel hat, aber kaum mehr Leute, die aus 16 Meter ein Scheunentor treffen. Da ist kein Stürmer mehr, der den Ball prallen läßt, die Lücke aufmacht und der offensive Mittelfeldspieler eine 100 km/h Granate in Richtung Torwart schickt... Diese Aktionen, als probates mittel gegen kompakt stehende Abwehrreihen scheint vergessen worden zu sein.
Einst war dies ein Mittel gegen ein 1-3-1-4-1 System, wo man mit zwei Aussenverteidigern, zentralem Manndecker und Vorstopper einer Art doppelter Libero spielte und so in der Zentralen einen Manndecker hatte, der einen zentralen Stürmer ausgeschaltet hat, und trotzdem man mit Vorstopper und Libero zwei zusätzliche freie Leute zu den beiden Verteidigern hatte. System war nun, daß man mit zwei Spitzen agierte, die nichts anderes taten, als dem anderen oder dem nachrückenden offensiven Mittelfeld die Bälle aufzulegen, und ab 20 Meter wurde scharf geschossen...
Das ist die Ära in der Kahn groß wurde, und seine Erfahrungen machte, hinter der kompakten Abwehr, diese Knaller zu entschärfen. Es gab Freistoßspezialisten, wie einen Häßler der das Ding aus dreißig Meter ins Dreieck zirkelte, oder auch Leute, die mit glänzenden Schüssen den Torwart in Bedrängnis brachten... Heute?
Es ist schwer geworden und das torwartspiel hat sich auch verändert.
Ich halte daher einem Casillas sein Spiel nicht vor, er hat seinen Job sehr gut gemacht.
die meisten Torleute haben bei der EM eigentlich recht gut gespielt, mit Höhen und Tiefen.
Auch ein Lehmann, ob man diesen mag oder nicht. An Ihm lag es nicht, daß die Deutschen nicht Meister wurden... es lag aber auch nicht unbedingt an Ihm, daß die Deutschen weiter gekommen sind.
Es war eine EM, wo der torwart nicht mehr den Schlüsselreiz oder die Position hatte, wie vielleicht früher und man darf gespannt sein, wie sich das entwickeln wird...
Vielleicht gibt es uns, also Torleute, schon bald nicht mehr...