Passend zu meinem gestrigen Beitrag hier, erscheint heute in der Stuttgarter Tageszeitung folgender Bericht über Jens Lehmann:
Lehmann - ein Torwart macht, was er will
VfB Keeper beklagt mangelndes Fair Play - lebt es aber nicht vor
von Martin Haar
HANNOVER. Es gibt kein Spiel mehr, in dem Jens Lehmann nicht unangenehm auffällt. Inzwischen spaltet der Ex-Nationalkeeper nicht mehr die Gemüter - er eint die Fans: in ihrem Spott und in ihrer Ablehnung. Lehmann ist Reiz- und Witzfigur zugleich.
[...]
Am Samstagnachmittag fügte er dieser traurig-tragischen Geschichte einer Selbstdemontage auf Raten ein weiteres Kapitel hinzu. Lehmann legte sich mit einem Balljungen an, weil der aus Sicht des Torwart ("Was soll der Scheiß") zu langsam handelte. Entscheidend ist aber das Ende dieser Szene. Der Balljunge düpierte Lehmann, indem er den Ball über den VfB Keeper hinweg warf. Nüchtern betrachtet: Ein klarer Verstoß gegen alle Regeln des Anstands und des Fair Play. Und daher hat Lehmann auch recht, wenn er dieses Verhalten anprangert. Was er allerdings vergisst: Er ist Woche für Woche Vorbild für genau dieses Verhalten. Junge Menschen sehen genau hin, wenn er sich danebenbenimmt:
In der Schiedsrichter-Affäre mit Felix Brych nach dem 0:3 in Dortmund: "Schade, dass man mit solchen Leuten konfrontiert wird."
In der Stirnband-Affäre, als er seinem Mitspieler Boulahrouz respektlos das Stirnband vom Kopf reißt.
In der Schuh-Affäre, als er den Schuh von Salihovic, der herrenlos auf dem Feld liegt, auf sein Tor wirft.
In der Club-Affäre, als er in einer Live-Einspielung in die Mitgliederversammlung die Vereinsführung attackiert und brüskiert.
In der Schlag-Affäre, als er dem Dortmunder Subotic den Elenbogen in den Nacken rammt.
In der Wiesen-Affäre, als Lehmann beim Oktoberfest auf die Heimniederlage gegen Köln anstößt.
Und, und, und. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Lehmann macht - weitgehend ungeahndet -, was er will.
Auch am Sonntag nimmt er sich seinen obligatorischen freien Tag. Manager Horst Heldt sagt nur: "Das ist normal." Das klingt ebenso befremdlich wie das Schlusswort von Jens Lehmann in Hannover: "So, ich muss jetzt gehen. Ich muss nach Hause, meine Kinder gut erziehen, damit die sich korrekt verhalten."