Zitat Zitat von strigletti Beitrag anzeigen
Die Geschichte von Michael Rensing, wird unabhängig davon wie sie letztendlich ausgehen wird, noch in vielen Jahren in der Fachwelt analysiert und diskutiert werden. Wer beim FC Bayern München spielt, steht nunmal mehr im Focus als Spieler eines anderen Vereins. Denn der Anspruch an einen Spieler des FC Bayern ist nunmal zu den Besten der Besten in Deutschland zu gehören.

Der Grund warum Rensing für die Fachwelt - vor allem aus sportpsychologischer Sicht - ein Thema bleiben wird, ist etwas was wir auch in unteren Klassen bei Torhütern oft sehen. Die Nummer 2 legt als Vertretung, ein Topspiel nach dem anderen hin. Dann wird sie -weil die Nummer 1 weggeht und nicht weil sie den Konkurrenzkampf gewinnt - zur Nummer 1 befördert und stürzt leistungsmässig ab. Die Hintergünde, die zu so einem, brutal ausgedrückt, Versagen führen, sind sehr vielschichtig und werden Jahre im voraus prädisponiert. Die Frage ist also, was muss man bereits Jahre früher anderst machen, um sich nicht eine "psychische Nummer 2" heranzuziehen. Diese Anforderungen sind sehr vielfältig, denn die Nummer 2 muss über Jahre hinweg als Nummer 2 für Aushilfseinsätze bereit sein und gleichzeitig in der Lage sein am Tag X das Erbe der Nummer 1 anzutreten.

Und genau dieses Thema ist es, was mich am "Fall Rensing" interessiert.

Die Antwort kann ich dir aber jetzt schon geben. Spielpraxis! Zumindest läuft es am Ende darauf hinaus.

Das ist der ganze Trick bei der Geschichte. Von einer Nummer 1 wird eben vorallem psychisch etwas ganz anderes verlangt als von einer Nummer 2. Der Rest ist Gewöhnung. Dann kann ab einer gewissen Dauer des Status quo der Schalter im Kopf auf die neue Situation nicht mehr umgestellt werden.

Rensing ist eine sehr gute Nummer 2. Er war immer Ruhig, hat nie Ansprüche gestellt, war immer zufrieden mit seiner Position als Nummer 2 und in den Spielen als Kahn Ersatzmann konnte er ja so der so nichts verlieren bzw. falsch machen.
Das Leben als Nummer 1 kennt er nicht, bzw. lernt es jetzt kennen. Nur müßte er sich jetzt eigentlich voll und ganz auf sein Spiel konzentrieren und nicht auf diese neue Situation.

Er wird es auch nicht mehr schaffen. Zumindest nicht bei Bayern und nicht in Deutschland. Wenn er clever ist geht er irgendwo ins Ausland in einer Zweit- bzw. Drittklassige Liga (Schottland/Portugal/Russland/Niederlande/...). Auf jeden Fall weit genug weg um aus dem Fokus zu kommen. Vielleicht schafft er dann die Wende und kommt in 3-4 Jahren als gestandene Nummer 1 zurück in die Bundesliga.