Richtig ist, dass ein kurzer Auftaktsprung nur dann Sinn macht, wenn er dazu führt, dass der TW wieder auf den Füßen ist, wenn der Schuss kommt. Also, vollkommen korrekt, übergreifer, Rensing ist nicht fertig. Grundsätzlich bin ich Verfechter von „weniger ist mehr“ und rate Torhütern dazu, der stabilen Grundhaltung immer den Vorzug zu geben vor einem „Einspringen“ in die Aktion. Ich selbst habe mir das über lange Zeit eingeprügelt, stellte dabei jedoch auch fest, dass zu statistisches Warten auf die Aktion (wir reden natürlich von Zehntelsekunden) auch nicht perfekt ist – aber wenigstens besser, als die Füße beim Schuss in der Luft zu haben.>>
Ich habe letzte Woche just zu diesem Thema interessante Diskussionen im Rahmen einer Hospitation bei einem Bundesligisten gehabt - und mich überzeugen lassen. Adler oder Neuer haben nicht so gravierende Auftaktsprünge, aber auch schon zu groß. Sinn macht die Bewegung dennoch. Es gibt eine Sportart, die hier vorbildlich ist. Tennis. Beim Aufschlag machen die Return-Spieler eine sehr kontrollierte Bewegung nach vorn und stehen beim Schlag selbst bereits wieder auf dem Vorderfuß, um in jede Richtung rasend schnell reagieren zu können. Das Spektrum, dass sie abdecken müssen, ist nicht unähnlich zum Tor.
Daher ist eine kurze, schnelle Bewegung nach vorn vollkommen sinnvoll und ok. Es fällt bereits ein bisschen "Trägheit" ab. Wichtig: Ich muss das so kontrolliert machen, dass ich beim Schuss schon wieder stabil und auf dem Vorderfuß stehe. Dann macht es auch Sinn. Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, wie ich das ideal umsetze und beibringe. Zunächst bleibe ich dabei, dass der TW im Training aus einer stabilen Grundhaltung heraus zu agieren lernen muss. Das ist die Basis. Eine sehr effektive Eselsbrücke ist übrigens, dem TW zu sagen, dass er veim Torschusstraining nicht tausend Dinge im Kopf hat, sondern sich ausschließlichg darauf fokussiert, beim Schuss stabil zu sein und dann den Gedanken zu haben, dass er ein Magnet ist und der Ball von ihm angsogen wird. So lernt man, auf den Ballflug zu reagieren und nicht auf Schusshaltung oder andere Eindrücke. Ich habe ferner festgestellt, dass die Torhüter bei mir im Training mit diesem Gedanken viel klarer und besser zum Ball agieren. Der "Hüpfer" ist dann auch sehr hilfreich, sollte aber als Stufe 2 erst eingesetzt werden, wenn Stufe 1 sitzt, nämlich die stabile Grundhaltung und das Erwarten des Balles.>>
Zum Freistoß: Auch hier hast Du Recht, übergreifer. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass die große Mauer es Diego eher leichter als schwerer macht, den Torwart zu überraschen. Für mich ist das eine Distanz, in der Rensing den kurzen Pfosten nur gering oder gar nicht abdecken lassen sollte. Er hält doch neun von zehn Schüssen aus der Entfernung, wenn er zentraler steht und den Ball sieht. Und wenn schon Mauer, dann immer so wenige Leute reinstellen, dass ich den Ball sehen kann! Auch dabei gilt: Sehe ich den Ball nicht mehr, habe ich schlechtere Chancen, als wenn ich die Mauer selbst aus 17 oder 18 Metern weglasse bzw. deutlich verkleinere. Ich würde hier mal empfehlen: Mauer nicht aus Reflex stellen, sondern genau analysieren, wann und wie groß sie Sinn macht.