Ich finde es ist immer ein Zeichen, wenn jemand seine Diskussionspartner als "beleidigte Leberwürste" abtut.
Was deinen Druck im mittleren Amateurbereich angeht, will ich deine Aussagen gar nicht anzweifeln. Ich habe auch nie gesagt, dass Kritik etc. nach oben hin abnehmen. Aber du hast die These aufgestellt, dass ein Kreisliga-Keeper kaum Kritik ausgesetzt wird, bzw. in geringerem Umfang, als wir hier im Forum die Keeper kritisieren. Das habe ich angezweifelt. Was glaubst du, was bei mir im Verein los ist, wenn ich jeden Ball nach vorne zum Gegner klatschen lasse, wie Casillas im Finale oder der Griechenkeeper gegen Deutschland? Was glaubst du, was passiert, wenn ich mich bei Schüssen aus spitzem Winkel neben das Tor stelle (wie Stekelenburg gegen Gomez)? Dann bin ich die größte Bratwurst bei den Rentnern am Rand, mein Trainer setzt mich im nächsten Spiel auf die Bank und in der Mannschaft bin ich im schlimmsten Fall unten durch, werde aber zumindest im Training mal veräppelt. Das ist alles nicht schlimm, damit kann ich leben.
Aber aus diesen Zuständen dann im Endeffekt abzuleiten, dass man einen Profikeeper nicht kritisieren darf, wenn er technische Fehler macht - schon gar nicht dann, wenn man sehr genau hinsehen muss, um das zu erkennen - ist für mich nicht sinnvoll...
Was die Trainingsinhalte angeht: Was vergleichst du hier eigentlich? Du sprichst davon, dass Fangtechniken in der Strafraumbeherrschung trainiert werden. Aber darum geht es doch gar nicht. Es geht um die Frage: Wann komme ich raus? (die wurde übrigens von dir aufgeworfen). Kannst mir ja mal die Übungen nennen, mit denen man das trainiert. Ich kenne keine. Einzige Möglichkeit: Dem Torwart das Handwerkszeug (Sprungkraft, Sprungtechnik, Fangtechnik) mitzugeben, damit er sich sicher fühlt, wenn er zu einer Flanke geht. Die Entscheidung, hinzugehen oder nicht, fällt aber völlig anders. Da kann ich der beste Springer/Fänger sein, wenn die Flanke nicht erreichbar ist, ein Gegenspieler im Weg steht oder ähnliches. Diese Entscheidungsfähigkeit ist nicht trainierbar und muss durch Erfahrung langsam reifen, durch hunderte von Flanken, wo man sieht, was geht und was eben nicht.
In 1gg1-Situationen kannst du gezielt trainieren, deine Chancen zu vergrößern. Z.B. den Schwerpunkt nicht zu weit hinten zu haben, nicht die Geduld zu verlieren und überstürzt irgendetwas zu versuchen, ein intuitives Gefühl dafür zu entwickeln, wo das Tor steht, wie der Ball ins Tor gehen kann,... Und wenn ich hier etwas falsch mache (nochmal: Stekelenburg steht effektiv NEBEN dem Tor) kann ich das leichter sehen, als wenn ich beurteilen will, ob ein Torwart eine Chance hat, eine Flanke abzufangen.
Ich will keinen generellen Trend heraufbeschwören, aber es ist witzig, dass du die holländische Torwartschule, deren Fokus wohl nicht auf dem 1gg1 liegt, anführst. Sieh mal, ob Hyperkritik oder nicht, aber Stekelenburg macht in 3 Spielen in 3 Szenen seine Sache im 1gg1 oder Schuss aus spitzem Winkel nicht ideal (Krohn-Deli, Gomez1, Gomez2). Wenn ich das jetzt zusammenwurste, ist es dann wirklich so abwegig zu behaupten, dass ihm vielleicht eine Einheit bei Köpke, der ihm etwas über Stellungsspiel und "lange stehen bleiben" und "fertig sein" erklärt, doch nicht allzu sehr geschadet hätte?
Denk mal drüber nach. Das dürfte dich sogar weiter bringen, als Argumente bewusst zu überlesen, Teilaussagen so zu verdrehen, dass deine Argumentationsschiene einen Gegenbeweis liefert und generell Andersdenkende als "Beleigte Leberwurst, grob, vom Schwein" an der Wursttheke auszulegen.




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