Mathias Schober: Um Titel zu spielen lohnt sich immer
Da irgendwas mit dem Link nicht mehr klappt, stelle ich das Interview von Schober mit schalke04.de hier hinein.
Er kam als Eigengewächs in den Profibereich und zog 2000 aus, um ein gestandener Bundesligatorhüter zu werden. Jetzt steht Mathias Schober wieder im S04-Kader. Und auch wenn er "nur" die Nummer 2 hinter Manuel Neuer ist, kann er seiner Situation auf Schalke einiges abgewinnen.
Mathias Schober, im Schalker Profikader gibt es mit Manuel Neuer, Ralf Fährmann, Toni Tapalovic und Ihnen ein Torhüter-Quartett. Nur einer kann spielen. Was bedeutet das für die Betriebsatmosphäre bei der täglichen Arbeit der Keeper?
Wir haben ein außerordentlich gutes Verhältnis in der Trainingsgruppe. Es gibt nie irgendwelche Streitigkeiten oder Nickeligkeiten. Auf dem Platz sind wir Konkurrenten, da herrscht natürlich ein bestimmter Konkurrenzdruck wie er aber ganz normal ist. Bei den Feldspielern ist das nicht anders. Das Klima unter uns Torhütern - da zähle ich auch Torwart-Trainer Oliver Reck dazu - ist dennoch sehr gut. Da ist immer mal Zeit für einen lockeren Spruch.
Der verbissene Konkurrenzkampf um die Nummer 1, bei dem man den mannschaftsinternen Kontrahenten zum "Feind" erklärt, scheint ohnehin in der Bundesliga aus der Mode gekommen zu sein.
So habe ich es noch nie gesehen. Das war nicht so, als ich zu Beginn meiner Profilaufbahn Nummer 2 hinter Jens Lehmann war oder als es danach eine große Konkurrenzsituation mit dessen Nachfolger Oliver Reck gab. Wir wollten beide spielen, doch unser persönliches Verhältnis hat darunter nie gelitten. Nicht anders war es mit Jörg Butt beim Hamburger SV oder in meiner Zeit bei Hansa Rostock, als ich die Nummer 1 war. Jetzt bin wieder hier, diesmal bin ich der Älteste, der Erfahrenste - (lacht) aber der Opa bin ich noch nicht.
Den Altersunterschied dokumentiert eine schöne Anekdote: Als Jungprofi haben Sie einmal den jungen Manuel Neuer trainiert.
Das war bei einer Trainingseinheit in der Glückauf-Kampfbahn, als wir mit mehreren Profis auf Einladung der Jugendabteilung zu Gast waren. Genauso gab es mal ein Foto, auf dem alle Jugendmannschaften von der A- bis zur F-Jugend abgebildet waren. Mit Manuel, Toni und mir findet man darauf drei Torhüter, die heute im Profikader stehen. Ralf fehlt nur, weil er damals noch in Chemnitz spielte. Er kommt ja ebenfalls aus dem eigenen Nachwuchs.
Nach den überragenden Leistungen der Vorsaison liegt die Messlatte für Manuel Neuer sehr hoch. Da werden Szenen wie der Elfmeter in Stuttgart und das Gegentor gegen Valencia besonders diskutiert. Lässt man dem Kollegen als routinierter Torhüter in einer solchen Situation Zuspruch zukommen?
Wir haben kurz darüber geredet. Es ist ja vor allem die Position, die ein solches Szenario mit sich bringt. Wenn ein Spieler im Mittelfeld den Ball nicht gut stoppt, fällt das weniger auf, als wenn einem Schlussmann eine Aktion nicht gelingt - dann ist das meistens gleich ein Tor. Und das wird von der Öffentlichkeit hochgekocht. Ich habe das in meiner Karriere auch schon mehrfach erlebt. Für Manuel ist das ein Prozess, den er mitmachen muss, weil ihm diese Erfahrung hilft. Ein Spiel ist einfach zu wichtig, als dass man es sich als Torhüter leisten kann zu flattern. Man muss ruhig weiterspielen, weiter sein Ding machen. Das hat Manuel getan. In der Bundesliga haben wir die vergangenen drei Spiele zu Null gewonnen. Das spricht für sich.
Wie gestaltet sich die Arbeit mit vier Torhütern?
Für das tägliche Training ist es die meiste Zeit von Vorteil. Man ist z.B. flexibler bei Übungsformen zum Rückpass, hat beim langen Abwurf mehrere Anspielpunkte. Bei Trainingsspielen wird's vielleicht ein wenig eng, wenn man zu viert ist, aber nur zwei im Tor stehen können. Wenn wir zu dritt sind, muss man in so einem Fall als Feldspieler ran. Aber das sehe ich auch als Vorteil für einen Keeper an, weil es das Spiel mit dem Fuß schult.
Als Sie im Sommer zu den Knappen zurückkehrten, stellten Sie fest, dass sich auf Schalke einiges verändert hat. Wie würden Sie die Unterschiede beschreiben?
Ich bin ja im Herbst 2000 zum Hamburger SV ausgeliehen worden, da wurde die VELTINS-Arena noch gebaut. Ich kann mich noch an das Mannschaftsfoto auf der Baustelle erinnern. Gleich beim zweiten Bundesligaspiel überhaupt hier im Stadion habe ich bereits wieder hier mit Hansa Rostock gespielt, kannte somit aber nur die Arena. In einer Sommerpause habe ich meinem Sohn Jan Lennard mal das Stadion gezeigt. Doch erst bei meiner Rückkehr habe ich gesehen, was für ein Riesenkomplex hier entstanden und was tatsächlich noch vom Parkstadion übrig geblieben ist.
Dort, wo Sie 1995 Ihr Bundesligadebüt feierten. Kamen da nostalgische Gefühle auf?
Natürlich. Gleich mein erstes Spiel gegen die Victoria-Nationalelf durfte ich ja dort bestreiten. Das habe ich als schöne Sache empfunden.
Nicht nur das Parkstadion hat sich in den sieben Jahren Ihrer Abwesenheit verändert, aus dem Eigengewächs Mathias Schober wurde ein gestandener Bundesliga-Torhüter. Wie würden Sie die Entwicklung skizzieren?
Auf Schalke kam ich damals aus der Jugend und habe versucht, mich gegen sehr erfahrene Torhüter wie Lehmann, Reck und auch Frode Grodas durchzusetzen. Das war eine schwierige Situation. Heute hätte ich vielleicht bessere Aussichten, denn im Vergleich zu damals setzt man in Schalke stärker auf junge Torleute. Danach habe ich aber den richtigen Schritt gemacht und bin nach meiner Ausleihe an den Hamburger SV zu einem "kleinen Bundesligaverein" gegangen. Bei Hansa Rostock habe ich mich durchgesetzt, war drei Jahre lang Kapitän, bestritt 151 Bundesligaspiele und 68 Zweitligapartien.
Wie wird man als Zugereister Kapitän?
Durch Leistung. Ich hatte bei Trainer Armin Veh eine gute Saison gespielt, fiel nach einer schweren Schulter-Verletzung aber einige Monate aus. In der Sommervorbereitung war ich wieder dabei. Da sagte der Coach zu mir, dass ich eine gute Ausstrahlung hätte und er mich zum Spielführer machen wolle. Juri Schlünz und Jörg Berger haben das beibehalten, Frank Pagelsdorf wollte dann einen Feldspieler als Kapitän. Danach gehörte ich aber weiter dem Mannschaftsrat an.
Diese Diskussion wird in der Bundesliga häufig geführt. Sind Feldspieler besser für die Aufgabe als Kapitän geeignet, weil Sie während des Spiels stärker im Geschehen und damit präsenter sind?
Im Spiel trägt man die Binde 90 Minuten, aber Kapitän ist man die ganze Woche. Sich um die Belange der Mannschaft zu kümmern empfinde ich als noch wichtigere Aufgabe. Das kann auch ein Torhüter tun.
Auf Schalke haben Sie bereits wieder ein Amt: Sie sind der Kassenwart. Kapitän Marcelo Bordon beschrieb bereits augenzwinkernd Ihre Kompromisslosigkeit beim Eintreiben von kleinen Geldstrafen bei mannschaftsinternen Verstößen wie Verspätungen.
Disziplin und Ordnung gehören zu einer Mannschaft dazu. Wenn jemand ein paar Minuten zu spät kommt, fällt es eben auf. Das notiere ich dann und setze einen Zahltermin, weil ich immer möchte, dass diese Dinge schnell beglichen werden.
Mit Hansa konnten Sie zweimal auf Schalke gewinnen. Hatten die Siege eine besondere Bedeutung?
In Rostock war es so, dass man jeden Auswärtspunkt bitter nötig hatte, entsprechend groß war die Freunde, wenn das bei einem großen Verein gelang. Aber so ein Gedanke wie: Jetzt habe ich es denen gezeigt - der kam nicht einmal ansatzweise auf.
Warum haben Sie trotz des Aufstiegs mit Rostock den Platz auf der Bank in Schalke dem Stammplatz an der Ostsee vorgezogen?
Die sechs Jahre in Rostock waren sehr schön, aber es war vorauszuahnen, wie diese Saison verlaufen wird. Hansa spielt um den Klassenerhalt. Ich bekam hingegen noch einmal die Chance, zu einem großen Verein zu wechseln, der um Titel spielt, der in der Champions League dabei ist. Ich konnte mir ausrechnen, dass ich die Nummer 2 sein würde, aber solch ein Szenario mitzuerleben lohnt sich auch, wenn man auf der Bank sitzt. Aus dieser Warte habe ich den UEFA-Cup-Sieg 1997 miterlebt und es war trotzdem absolut großartig.
Ist Ihre Familie schon "vollends" im Ruhrgebiet abgekommen?
Nicht ganz, dafür fehlt noch der Umzug ins eigene Haus. Das haben wir zwar schon gefunden, konnten aber noch nicht einziehen. Für meine Frau und mich war die Rückkehr ganz einfach, für unsere Tochter Elisa Victoria ebenfalls. Für unseren Sohn ist das hingegen schon etwas ungewohnt, da er bislang ja nur Rostock kannte.
Die Rückkehr bedeutete für Sie noch einmal eine Reise in die Vergangenheit, die mit unangenehmen Erinnerungen verbunden ist. Sie standen am 19. Mai 2001 im Hamburger Tor, als Schiedsrichter Markus Merk einen indirekten Freistoß pfiff, mit dem Bayern München Schalke 04 die Meisterschaft mit dem letzten Torschuss der gesamten Saison entriss. Viele S04-Fans verfolgt dieser Tag noch heute - Sie auch?
Ich werde immer wieder darauf angesprochen, jetzt natürlich noch häufiger. Meine Antwort ist immer die gleiche: Es war kein Rückpass, sonst hätte ich mich nie auf den Ball geworfen. Ich wollte diesen anschließend lang abschlagen und dann wären wir Meister geworden. Natürlich sagen viele, dass ich das Ding einfach ins Aus hätte schießen sollen. Aber was wäre bei einem langen Einwurf von Lizarazu gewesen, den die Bayern dann verwandelt hätten? Wenn man sich den Ablauf der ganzen Ereignisse und deren Unwahrscheinlichkeit vor Augen führt, drängt sich der Eindruck, als musste es irgendwie so kommen. Doch das war natürlich für alle Schalker - und dazu zähle ich mich auch - unheimlich bitter.
Die kommenden Spiele bestreitet Schalke 04 gegen zwei Teams, die Sie sehr gut kennen. Fangen wir mit dem Heimspiel an. Sind Sie von den guten Vorstellungen des Karlsruher SC überrascht?
Dass sie eine gute Mannschaft haben, haben Sie in der Zweiten Liga bewiesen. Wichtig für den KSC war, dass er gleich zum Auftakt beim 1. FC Nürnberg gewonnen hat. Dadurch schwamm man auf einer Euphoriewelle, von der man jetzt noch getragen wird.
Das Gegenteil war bei Hansa Rostock der Fall, wo Schalke 04 in zwei Wochen auswärts antreten muss.
In den ersten Spielen hat Trainer Frank Pagelsdorf noch viel experimentiert, sowohl was die Aufstellung als auch die Position der einzelnen Spieler betrifft. Zum Heimspiel gegen den MSV Duisburg wählte er wieder eine Formation, die ähnlich der der Aufstiegssaison war. Deshalb habe ich unserem Trainer schon vor jener Partie gesagt: Die wird Hansa gewinnen.
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