Ein Interview mit Schober:
Einmal Schalker, immer Schalker“ …
Seit Jahren einer der besten seiner Zunft ist Mathias Schober. Nach Umwegen über die Stationen Hamburger SV und Hansa Rostock (2001-2007) ist der gebürtige „Ruhrpottler“ seit dieser Saison wieder zu seinem Heimatverein, dem FC Schalke 04, zurückgekehrt.
..................................com sprach mit Mathias Schober über seine Beweggründe für die Rückkehr, seine neue Rolle bei Schalke 04 und seine Zukunftspläne …
Es gibt den Spruch „Einmal Schalker, immer Schalker“! Diese These scheint bei dir zu
stimmen …?
Schober: Ja, das ist so. Ich war schon, bevor ich jetzt wieder hierher kam, 10 Jahre bei Schalke 04. Wenn man hier in der Nähe geboren wurde, hat man einfach den Virus und das Schalker Blut in sich.
Was ist eigentlich das Besondere an Schalke? Was ist dieser Virus, von dem du sprichst?
Schober: Den kann man so nicht beschreiben, man bekommt den einfach oder man hat ihn. Es ist das ganze Umfeld, die Leute drum herum, der Verein, Schalke 04 ist irgendwie ein besonderer Verein, das kann man in Worten nicht beschreiben.
Du bist jetzt 31 Jahre alt, also im besten Torwartalter, und warst einer der besten TH der 2. Liga. Warum begnügst du dich schon damit, Nr. 2 bei Schalke zu sein?
Schober: Das hat nichts mit Begnügen zu tun. Ich nehme den Konkurrenzkampf an, ich versuche im Training Gas zu geben, Manuel Neuer unter Druck zu setzen und dadurch ein bisschen anzustacheln, dass er immer noch bessere Leistungen bringt. Man hat auf jeder Position Konkurrenzkampf, in Rostock hätte ich den genauso gehabt. Ich hatte hier in Schalke einfach die Möglichkeit, oben um den Titel mitzuspielen und auch an der Champions-League teilzunehmen. Das war bei Hansa Rostock nicht gegeben, da ging es immer von vornherein gegen den Abstieg. Weiterhin kommt hinzu, dass meine Familie und die Familie meiner Frau aus dem Ruhrgebiet kommen. Auch haben wir hier noch viele Freunde und Bekannte. Daher war es ein Schritt „Nachhausekommen“ und kein unwesentlicher Grund, warum ich den Schritt getätigt habe.
In der Mannschaft von Hansa Rostock warst du wohl der Leistungsträger schlechthin, spieltest dort 6 Jahre und warst bei den Fans äußerst populär. Wie schwer fiel dir der Abschied von Rostock?
Schober: Wenn man 6 Jahre in einem Verein gespielt hat, ist das im Profifußball schon eine lange Zeit. In der heutigen Zeit ist es normalerweise üblich, dass die Vereine schneller gewechselt werden. Aber ich war zuvor schon 10 Jahre bei Schalke 04, war zwischendurch ein Jahr an den HSV ausgeliehen und war dann 6 Jahre bei Hansa Rostock. Wenn man so lange bei einem Verein ist, gewöhnt man sich daran und lernt die Leute kennen und schätzen. Es war eine schöne Zeit, keine Frage, aber Schalke 04 ist noch mal etwas Besonderes. Es ist für mich eine große Sache, noch einmal bei so einem großen Verein spielen zu dürfen.
Die Hansa-Fans liebten dich, du wurdest ja mehrfach zum „Spieler des Jahres“ gewählt. Was, glaubst du, haben diese Fans besonders an dir geschätzt?
Schober: Dass ich mich in den sechs Jahren immer für den Verein eingesetzt und alles für Hansa Rostock gegeben habe, gekämpft habe, soweit dies als Torhüter überhaupt möglich ist. Das haben die Leute anerkannt. Ich habe mit Leistung überzeugt und mich mit Leistung zum Publikumsliebling gemacht.
Warum ist es gerade für Ostvereine nach deiner Meinung so schwierig, sich in der Bundesliga zu etablieren?
Schober: Es ist vielleicht so, dass viele Spieler immer noch nicht so gerne in den Osten gehen. Ich kann nur sagen, dass z.B. Hansa Rostock ein super Verein mit einem tollen Trainingsgelände und guter Infrastruktur ist. Es ist wirklich ein guter Verein, vielleicht sind noch falsche Bilder in den Köpfen vieler Spieler, die sich dann lieber für einen anderen Verein als einen Ostklub entscheiden.
In der Saison 2004/05 warst du wochenlang in der Kicker-Notenrangliste die Nr. 1 unter Deutschlands Torhüter. Warum warst du nie ein Thema für die Nationalmannschaft?
Schober: Weil ich wohl nie so ein Lautsprecher war. Ich habe meine Leistung gebracht und alles für den Verein getan. In meiner Anfangsphase bei Schalke 04 mit ungefähr 21 / 22 Jahren war ich mal bei der A-2-Nationalmannschaft nominiert und kurzfristig auch beim damaligen Nationaltrainer Erich Ribbeck im Notizbuch. Als ich dann ein paar schwächere Spiele im Verein machte, wurde der junge Torhüter wieder ausgewechselt. Zur damaligen Zeit herrschte ein anderes Denken als heute. Während heutzutage der Verein eher hinter jungen Torhütern steht und auf junge Torhüter gesetzt wird, war das zu meiner Zeit leider noch nicht so. Daher hatte ich ein bisschen Pech. Aber ich muss sagen, dass ich mit meinen Spielen in der Bundesliga, die ich für Hansa Rostock und Schalke 04 gemacht habe, ebenso zufrieden bin wie mit meinen Leistungen in der Zweiten Liga. Ich denke, ich habe immer konstant gute bis sehr gute Leistungen gebracht.
Dein schwärzester Tag in deinem Fußballerleben war sicherlich, als du als bekennender Schalke-Fan im Saisonfinale 2001 durch einen in die Hände genommenen Rückpass die Meisterschaft der Bayern zu Ungunsten von Schalke 04 beeinflusstest. Haben dir die Schalke-Anhänger schon verziehen?
Schober: Das war ja zuerst einmal ein Fehler des Schiedsrichters. Da es kein absichtlicher Rückpass war, nahm ich den Ball auf und wollte mich auf den Ball legen, damit ich noch einmal Zeit gewinne. Ich wollte noch einen langen Abschlag machen und dachte, dass Schalke dann Meister sein würde. Für mich war es natürlich ein schwarzer Tag, weil dadurch die Meisterschaft verspielt und Bayern München doch noch Meister wurde. Ich war ja zuvor 10 Jahre bei Schalke 04 und zu der Zeit nur an den HSV ausgeliehen. Da war natürlich ein bitterer Moment für mich und alle Schalker, aber es kam leider so und man kann es nicht mehr ändern. Ich hatte im Verlauf des Spieles gute Leistungen gezeigt und es stand lange zu-null. Man muss auch sagen, dass von zehn solcher Freistöße vielleicht einer den Weg ins Tor findet, und war leider dieser. So kamen einfach mehrere unglückliche Umstände zusammen. Wie die Schalker Fans war auch ich danach am Boden zerstört. Ich glaube aber, dass mir 95% der Fans verziehen haben, weil sie wissen, dass ich von Herzen Schalker bin und alles für diesen Verein tue.
Du wirst in einem späteren Interview, auf das Geschehnis angesprochen, zitiert: „Diese Geschichte hat meine Karriere vorangebracht“. Das musst du uns erklären!
Schober: Ich habe damit gemeint, dass Torhüter auch einmal durch schwierige Situationen gehen müssen, und das war zweifelsohne eine schwierige Situation für mich, weil ich den ganzen Sommer über der Buhmann in Fußballdeutschland war. Ich habe mich durch Leistung selbst wieder aus diesem Tal heraus gekämpft, mich nicht durch diese Geschichte herunterziehen lassen und anschließend auf einem Topniveau gespielt. Wenn ich mental nicht so stark gewesen wäre, hätte meine Karriere dort vielleicht schon zu Ende sein können. Dass ich da wieder herausgekommen bin, hat mich mental stärker gemacht. Das habe ich mit dieser Aussage gemeint.
Du hast einen kräftigen Körperbau. Welche Rolle spielt Krafttraining in deinem Trainingsalltag?
Schober: Schon aufgrund meiner Schulterverletzung aus dem Jahr 2002 mache ich viel für den Oberkörper, für die Schultern speziell. Krafttraining gehört dazu für einen Torhüter, aber man sollte es nicht übertreiben, damit man noch gelenkig und schnell bleibt. Wenn man zu viel Muskelmasse hat, ist man langsamer und kommt nicht mehr so schnell runter. Ich versuche dieses Gleichgewicht zu halten.
Mit zunehmendem Alter machst du dir sicherlich auch Gedanken um deine weitere Zukunft nach dem Berufsfußball. Wie könnte diese aussehen?
Schober: Mit 31 Jahren bin ich ja noch sehr jung (lächelt). Oli Kahn oder Jens Lehmann spielen noch mit 37 bzw. 38 Jahren. Ich habe hier noch 3 ½ Jahre Vertrag und bin dann 35 Jahre alt. Ich denke nicht, dass dann Schluss sein wird für mich, vielleicht kann man dann noch in Einjahresschritten weiterdenken. Das wird man sehen. Nichtsdestotrotz befasse ich mich natürlich auch mit der Karriere danach und mache in Moment ein Fernstudium zum Sportmanager in Düsseldorf bei der IST. Darauf aufbauend möchte ich danach Sportfachwirt vor der IHK machen, dass ich auch einen staatlich anerkannten Abschluss habe. Dann werde ich sehen, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben. Aber ich war so lange in Fußballsport tätig, dass ich hoffe, in diesem Bereich in irgendeiner Funktion einmal weiterarbeiten zu können.
Noch eine letzte Frage: Was kann ein so junger und sicherlich überaus talentierter Torhüter wie Manuel Neuer von dir noch lernen?
Schober: Da gibt es sicherlich noch den ein oder anderen Bereich, wo man noch dazulernen kann. Dadurch, dass ich über 200 Erst- und Zweitligaspiele gemacht habe, kann ich ihm den ein oder anderen Tipp geben. Manuel hört auch zu und nimmt Tipps an. Er ist hoch talentiert und ein sehr guter Torhüter, aber manches kann er noch nicht wissen, das kommt dann erst mit den Spielen. Da gebe ich ihm schon noch den ein oder anderen Tipp, das ist klar.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit zum Gespräch genommen hast, und weiterhin viel Erfolg!