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Thema: Kahn, Oliver (Karriereende)

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  1. #1
    Welttorhüter Avatar von Torbinho
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    Ich versuche mal, zu antworten:
    Den Teil in dem es darum geht, wer was gesagt hat, lasse ich aus. Aber zum Thema deutsche Tugenden: Lies dir Steffens Beitrag durch.

    Aber zuerst: Ja, es ist mir nach einem verlorenen Spiel egal, ob ich gut oder schlecht war. Es tut weh zu verlieren, aber man hat immer all das getan, was man für das Beste gehalten hat. Das muss man nicht immer richtig gemacht haben, aber am Ende des Tages hat jeder Sportler alles versucht. Ob das jetzt nach außen hin so aussah, dass man bis zum Umfallen gekämpft hat, oder einem vorgeworfen wird, die Dinge zu schön gespielt zu haben, ist völlig egal. Denn die deutsche Nationalmannschaft wird deutlich mehr Spiele gewinnen, wenn sie auch unter Druck das ganze spielerisch angeht, als wenn man es aufgrund eines Rückstandes mit der Brechstange versucht. Wie man es auch macht, es wirkt nach außen unterschiedlich, Intention war aber, das Ruder rumzureißen. Darauf will ich hinaus. Deutschland hat gegen Argentinien, gegen Italien (EM) und Spanien (WM) versucht zu gewinnen. Auf dem Wege, den man für am aussichtsreichsten hielt. Es hat nicht geklappt. Aber das heißt nicht, dass es auf einem anderen Weg geklappt hätte.
    Das ist die Crux an einer spielerischen Taktik. Wenn du gewinnst, ist alles gut, wenn du verlierst, sieht es so aus, als ob man sich nicht genug angestrengt hätte.
    Andersrum ist es genauso. Bei einer eher pragmatischen Taktik motzen die Fans nach siegen, weil es unattraktiv war. Dafür sieht es nach Niederlagen eher so aus, als hätte man alles getan.
    Egal, was man spielt, man muss seiner Linie treu bleiben. Die N11 ist keine Mannschaft (mehr), die besonders gut kämpfen kann. Aber wer sagt, dass man ein Spiel nur mit der Brechstange drehen kann? Kann man es nicht auch so drehen, indem man seiner Linie (also dem, was man am besten kann) treu bleibt? Glaub mir: Man kann.

    Das ist alles, was dahinter steht, dass es egal ist, wie man verliert. Wenn man verloren hat, hat der Gegner die Sachen besser gemacht, als man selbst. Das muss aber nicht unbedingt daran liegen, dass man selbst viele Dinge falsch gemacht hat.

    Und zur zweiten Frage:
    Wie kommst du darauf, dass die deutsche Mannschaft immer "in den entscheidenden Momenten" verlieren? Dazu müsstest du sagen, dass "die entscheidenden Momente" Halbfinals oder Finals sind. Das sehe ich anders. Die deutsche Mannschaft hat in vielen entscheidenden Momenten gewonnen. Sonst würde sie gar nicht im Endspiel/Halbfinale stehen. Das meinte ich weiter oben mit meinem Beitrag. Im KO-Modus verliert man halt (wenn man verliert) immer das letzte Spiel. Wäre Deutschland 2010 im Viertelfinale ausgeschieden, hätte man auch dort gemosert, dass man "im entscheidenden Moment" versagt hätte. Wäre Bayern in Madrid ausgeschieden, hätten sie auch dort im "entscheidenden Moment" versagt. Aber diese "entscheidenden Momente" wurden gewonnen. Deswegen finde ich es schwachsinnig, hier ein generelles Problem "im entscheidenden Moment" zu suchen.

    Ich will auch nochmal den Punkt "Versagen" aufgreifen. Eine hohe, selbstbewusste Erwartungshaltung "Wir wollen Europameister werden" garantiert nicht den Erfolg. Jeder, der das sagt, ist sich bewusst, dass es 4-5 andere Teams gibt, die das genauso wollen und auch die Qualität dazu haben. Dessen unbewusst sind sich leider die meisten, die diese Aussagen hören. Erfolg ist zwar planbar, aber nur in einem gewissen Maße. Du kannst dir im Vereinsfussball ein Team zusammenkaufen, du kannst das meiste Geld von allen ausgeben, aber am Ende kannst du dich maximal in Halbfinale der CL kaufen. Alles was danach kommt, ist nicht mehr planbar, weil du auf Teams triffst, die es genauso machen. Die genausoviel investieren, die genau so eine Qualität haben. Dann muss alles passen in diesen Spielen. Und wenn du am Ende verlierst, hast du dennoch alles getan, vielleicht sogar alles richtig gemacht.

    Achja: Deine Schlussfolgerung ist falsch. Ich will ein Spiel mit meiner Herangehensweise gewinnen. Wenn ich u.U. mal von diesem Weg abweichen muss, ist das auch okay. Aber dann muss ich mich nachher fragen, warum ich meine Linie nicht durchziehen konnte. Wenn ich verliere und meinen Weg durchgezogen habe, kann mir niemand garantieren, dass ein anderer Weg erfolgreicher gewesen wäre. Deswegen ist es egal, wie ich verliere.
    Anders sieht es natürlich aus, wenn ich verliere, weil ich nicht alles gegeben habe. Wenn ich z.B. am Tag vorher feiern war, wenn ich mich nicht richtig auf das Spiel vorbereitet habe. Aber wenn dem so ist, brauche ich mich nicht zu fragen, warum ich verloren habe, denn dann kenne ich die Antwort bereits. Ich setze voraus, das jeder auf seine Weise sein Bestes zum Mannschaftserfolg beiträgt. Wenn das nicht gegeben ist, braucht man nicht über Taktik, Tugenden und andere Dinge zu debattieren.

  2. #2
    Nationale Klasse Avatar von Anadur
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    Irgendwann kommt halt der Zeitpunkt an dem ich mich mal selber hinterfragen muß. Löw propagiert das "schöne körperlose" Spiel. Begriffe wie Kampf sind ihm genauso zuwider wie ein Foul. Dabei finde ich folgende Statistik überaus interessant:
    Spanien: 71
    Italien: 79
    Deutschland: 49
    Portugal: 91

    Das ist die Anzahl der begangenen Fouls bis und einschließlich des Halbfinals. Im Finale hat dann Spanien nochmals 17 Fouls nachgelegt. Italien übrigens nur 10 und das bei dem Ergebnis. Das selbe konnte man übrigens bereits bei der EM2008 und der WM2010 feststellen. Löws Philosophie ist einfach dreimal gescheitert. Was allerdings auch nicht wundert, wenn man sich so die Geschichte des Fußball anschaut. Rein spielerisch gewinnt man eben keinen Blumentopf genauso wenig wie nur durchs reine kloppen und treten. Die Mischung machts und die stimmt einfach nicht. Der Mannschaft fehlt einfach der Plan B. Aus der Position der Stärke, einer Führung oder zumindest dem 0:0, heraus spielt die Mannschaft sehr gut. Gerät sie allerdings in Rückstand ist es vorbei mit der Herrlichkeit. Dabei kann man sicher den Spielern nicht vorwerfen nicht zu wollen. Die grundsätzliche Art einfach alles wegzulächeln oder verbal die Tiefseegrätsche:

    Zitat: Man sieht, wie dem Manager kurz die Gesichtszüge entgleiten, dann antwortet er auf die unsouveränste aller Arten: »Ich erinner mich an das WM-Finale 2002. Da saß Oliver anschließend auch nur stumm am Pfosten.«
    http://www.11freunde.de/artikel/tv-k...elabend-im-zdf

    auszupacken hilft dabei wenig.

  3. #3
    Internationale Klasse Avatar von Icewolf
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    Zitat Zitat von Anadur Beitrag anzeigen
    [...]Dabei kann man sicher den Spielern nicht vorwerfen nicht zu wollen. Die grundsätzliche Art einfach alles wegzulächeln oder verbal die Tiefseegrätsche:

    Zitat: Man sieht, wie dem Manager kurz die Gesichtszüge entgleiten, dann antwortet er auf die unsouveränste aller Arten: »Ich erinner mich an das WM-Finale 2002. Da saß Oliver anschließend auch nur stumm am Pfosten.«
    http://www.11freunde.de/artikel/tv-k...elabend-im-zdf

    auszupacken hilft dabei wenig.
    Danke für den Hinweis auf diesen Artikel, der ist sehr lesenswert!
    Mich überrascht Kahns Eloquenz, seine sprachliche Gewandtheit, aber mit ganz einfachen Mitteln. Niemand hat das Gefühl, dass er schwafelt oder über "die guten, alten Zeiten" palavert. "Jedes Wort wie ein Hammerschlag" trifft es wirklich gut.

    Er schafft es, die Grundsätzlichkeit seiner Kritik deutlich zu machen.

    PS: Die Bemerkung über das Niveau ist wirklich angebracht.
    Die Aussage von Bierhoff ist unterirdisch.
    Geändert von Icewolf (21.08.2012 um 12:18 Uhr)
    Die Qualität des Breierzeugnisses ist reziprok proportional abhängig von der Quantität der partizipierten Köche.

  4. #4
    Nationale Klasse Avatar von Oli_kahn313
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    Zitat Zitat von Icewolf Beitrag anzeigen
    Danke für den Hinweis auf diesen Artikel, der ist sehr lesenswert!
    Mich überrascht Kahns Eloquenz, seine sprachliche Gewandtheit, aber mit ganz einfachen Mitteln. Niemand hat das Gefühl, dass er schwafelt oder über "die guten, alten Zeiten" palavert. "Jedes Wort wie ein Hammerschlag" trifft es wirklich gut.

    Er schafft es, die Grundsätzlichkeit seiner Kritik deutlich zu machen.

    PS: Die Bemerkung über das Niveau ist wirklich angebracht.
    Die Aussage von Bierhoff ist unterirdisch.
    Der Artikel ist absolut super!

    @Torbinho: Danke für die ehrliche und ausführliche Antwort
    Danke Jupp!!!! Diese Saison bleibt unvergessen!!! FC BAYERN Stern des Südens!!!

  5. #5
    Nationale Klasse Avatar von Oli_kahn313
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    Kahn über Schweinsteiger. Ich finde er hat nicht ganz unrecht
    http://www.sport1.de/de/fussball/fus...ge_603283.html
    Danke Jupp!!!! Diese Saison bleibt unvergessen!!! FC BAYERN Stern des Südens!!!

  6. #6
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    Avatar von Stetti
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    Ich stimme Kahn da auch voll und ganz zu. 2010 war Schweinsteiger auf Weltklasse-Niveau, da fand ich ihn überragend. Danach gab es aber eine leichte Schwächephase, die - gerade zuletzt - auch immer wieder durch Verletzungen eingeleitet wurden. Jetzt gab es zudem sportliche Enttäuschungen, die sicher auch Nachwirkungen haben. Natürlich ist das CL-Finale abgehakt, aber vergessen wird er es trotzdem nicht.

    Schweinsteiger hat das Potential, auf Weltklasse-Niveau zu spielen und ist in Top-Form einer der besten zentralen Mittelfeldspieler der Welt. Erreicht er das Niveau aber nicht mehr, dann werden sich neben dem momentan starken Khedira auch Spieler wie Bender aufdrängen.

  7. #7
    Nationale Klasse Avatar von nik1904
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    Zitat Zitat von Stetti Beitrag anzeigen
    Ich stimme Kahn da auch voll und ganz zu. 2010 war Schweinsteiger auf Weltklasse-Niveau, da fand ich ihn überragend. Danach gab es aber eine leichte Schwächephase, die - gerade zuletzt - auch immer wieder durch Verletzungen eingeleitet wurden. Jetzt gab es zudem sportliche Enttäuschungen, die sicher auch Nachwirkungen haben. Natürlich ist das CL-Finale abgehakt, aber vergessen wird er es trotzdem nicht.

    Schweinsteiger hat das Potential, auf Weltklasse-Niveau zu spielen und ist in Top-Form einer der besten zentralen Mittelfeldspieler der Welt. Erreicht er das Niveau aber nicht mehr, dann werden sich neben dem momentan starken Khedira auch Spieler wie Bender aufdrängen.
    Die Einschätzung wäre richtig, wenn Schweinsteiger seine bisher beste Phase 2010 gehabt hätte. Doch tatsächlich hat er bis zu seiner Verletzung in der letzten Saison eine herausragende Rolle bei Bayern gespielt - für mich der beste Schweinsteiger, den ich bislang erlebt habe. Erinnert sei in dem Zusammenhang auch an die Auftritte in CL und N11, wo er ein irrsinnig hohes Niveau erreicht hatte. Da war er nämlich der Kopf der Mannschaft und genau der Leader und der Turm in der Schlacht, der sein zu können ihm nun alle absprechen. Ich gehe so weit anzunehmen, dass er in dieser Form der vergangenen Hinrunde Bayern zur Meisterschaft, CL-Titel und der N11 zum Europameisterpokal hätte verhelfen können. Alles Konjunktiv mit zig Unwägbarkeiten, ich weiß. Doch zu augenfällig war der Bruch im Spiel des FCB ab seiner Verletzung (Bayern hatte bis dato die Liga dominiert), als dass man nicht eine solche These aufstellen kann. Und zu augenfällig war der Bruch gerade beim FC Bayern, um ihm abzusprechen, der Kopf dieser Mannschaft sein zu können.

    Schweinsteiger muss mit Kopf und Körper seine Verletzungen hinter sich lassen, dann ist er mit der notwendigen Anlaufzeit der Leader, den wir z.B. gegen Italien gebraucht hätten. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Ein Schweinsteiger, der körperlich fit ist und in seinen Körper zu 100 % vertraut, verschießt keinen wichtigen Elfer.

    Also: Der ganze Humbug, den Kahn und Konsorten vom Stapel lassen, ist zumindest gegenüber Schweinsteiger höchst ungerecht und unreflektiert. Es mag gegenüber Lahm gerechtfertigt sein, doch bei Schweinsteiger ist es schlicht falsch. Da geben sich die alten Helden selbst den Glorienschein, diejenigen gewesen zu sein, die nach vorne stürmten, wo Engel furchtsam weichen. Schon allein das ist Geschichtsklitterung. Schweinsteiger hat versucht zu helfen, so gut es ging. Doch dass er auf dem Platz kein Leader war, kann man ihm nicht vorwerfen, denn er hätte spätestens gegen Italien gar nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Schweinsteiger hat gezeigt, dass er sensibel ist, wenn er nicht zu 100 % fit ist und dass sich dieses sehr negativ auf seine Präsenz auf dem Platz niederschlägt. Womöglich kann man kritisch anmerken, dass ihm da eine gewisse Härte gegen sich selbst fehlt. Aber wenn er fit ist, sieht das anders aus.

    Ich finde, dass er ein echter Typ geworden ist, sehr reif und überzeugend. Kommt er wieder in die Form vom Herbst 2011, dürften einige verschämt im Boden versinken ob ihrer heutigen Urteile.

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