
Zitat von
nik1904
Die Einschätzung wäre richtig, wenn Schweinsteiger seine bisher beste Phase 2010 gehabt hätte. Doch tatsächlich hat er bis zu seiner Verletzung in der letzten Saison eine herausragende Rolle bei Bayern gespielt - für mich der beste Schweinsteiger, den ich bislang erlebt habe. Erinnert sei in dem Zusammenhang auch an die Auftritte in CL und N11, wo er ein irrsinnig hohes Niveau erreicht hatte. Da war er nämlich der Kopf der Mannschaft und genau der Leader und der Turm in der Schlacht, der sein zu können ihm nun alle absprechen. Ich gehe so weit anzunehmen, dass er in dieser Form der vergangenen Hinrunde Bayern zur Meisterschaft, CL-Titel und der N11 zum Europameisterpokal hätte verhelfen können. Alles Konjunktiv mit zig Unwägbarkeiten, ich weiß. Doch zu augenfällig war der Bruch im Spiel des FCB ab seiner Verletzung (Bayern hatte bis dato die Liga dominiert), als dass man nicht eine solche These aufstellen kann. Und zu augenfällig war der Bruch gerade beim FC Bayern, um ihm abzusprechen, der Kopf dieser Mannschaft sein zu können.
Schweinsteiger muss mit Kopf und Körper seine Verletzungen hinter sich lassen, dann ist er mit der notwendigen Anlaufzeit der Leader, den wir z.B. gegen Italien gebraucht hätten. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Ein Schweinsteiger, der körperlich fit ist und in seinen Körper zu 100 % vertraut, verschießt keinen wichtigen Elfer.
Also: Der ganze Humbug, den Kahn und Konsorten vom Stapel lassen, ist zumindest gegenüber Schweinsteiger höchst ungerecht und unreflektiert. Es mag gegenüber Lahm gerechtfertigt sein, doch bei Schweinsteiger ist es schlicht falsch. Da geben sich die alten Helden selbst den Glorienschein, diejenigen gewesen zu sein, die nach vorne stürmten, wo Engel furchtsam weichen. Schon allein das ist Geschichtsklitterung. Schweinsteiger hat versucht zu helfen, so gut es ging. Doch dass er auf dem Platz kein Leader war, kann man ihm nicht vorwerfen, denn er hätte spätestens gegen Italien gar nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Schweinsteiger hat gezeigt, dass er sensibel ist, wenn er nicht zu 100 % fit ist und dass sich dieses sehr negativ auf seine Präsenz auf dem Platz niederschlägt. Womöglich kann man kritisch anmerken, dass ihm da eine gewisse Härte gegen sich selbst fehlt. Aber wenn er fit ist, sieht das anders aus.
Ich finde, dass er ein echter Typ geworden ist, sehr reif und überzeugend. Kommt er wieder in die Form vom Herbst 2011, dürften einige verschämt im Boden versinken ob ihrer heutigen Urteile.