Soll ich dir ehrlich sagen, woher die spanischen Erfolge kommen? Zumindest auf Vereinsebene erstmal durch eine unfassbare Finanzpolitik. Real Madrid und der FC Barcelona haben unglaubliche Schuldensummen, die kein normales Unternehmen der Welt schultern könnte. Vor allem Real lebt davon, dass Fussball emotionaler ist, als z.B. Drogerieeinzelhandel. Barca kauft zwar nicht in dem Maße und für so große Summen ein, lässt sich die ganze, vielgelobte Jugendarbeit aber auch eine Stange Geld kosten, die nach wirtschaftlichem Ermessen eigentlich nicht da ist.
Klar, der spanische Fussball profitiert davon. Titel machen die Liga interessant, spülen dann noch etwas mehr Geld rein und somit hat sich dann irgendwann auch (es hat ja lange genug gedauert) mit großer Verzögerung auf die Stärke der Liga ein Nationalteam gebildet, das derzeit wohl allen Mannschaften überlegen ist.
In Deutschland geht das nicht so einfach, hier muss alles mit vernünftigem wirtschaftlichen Handeln erarbeitet werden, weswegen die deutschen Jugendakademien nicht die Möglichkeiten von Barcelona etc. haben. Deswegen sollte man sich derzeit nicht wundern, dass deutsche Teams gegen Spanier immer ein bisschen Underdog sind. Eher sollte man sich wundern, dass die deutsche Arbeit auf nahezu das selbe Niveau kommt. Aber leider gibt es für Wirtschaftlichkeit im Fussball weder Punkte noch Titel.
Aber dennoch sollte man, wenn man Schweinsteigers Leaderqualitäten beurteilen möchte, vielleicht mal folgende Punkte angucken:
1.) Warum "führt" ein Typ, der kein Leader ist, eine Mannschaft wie den FC Bayern trotz allem, was ich schrieb 2 mal innerhalb von 3 Jahren in ein CL-Endspiel? Dass er diese verliert, lässt natürlich den feierlichen Schlusspunkt vermissen. Aber wenn man sich anguckt, dass sich der FC Bayern aus o.g. Gründen mindestens 3-5 Vereinen in Europa unterordnen müsste. Dass der Schlußpunkt fehlt, ist natürlich bitter, vor allem dieses Jahr gegen Chelsea, aber auch hier muss man sehen, dass der FC Chelsea nochmal andere Möglichkeiten hat (sie mussten z.B. nicht mit Contento im Endspiel spielen). Aber man sollte generell mal die Leistung beachten, die den FC Bayern in diese Spiele gebracht hat. Die Leistung, die die N11 2010 ins HF gegen Spanien gebracht hat, gegen die man absolut gleichwertig war.

2.) Warum wird Schweinsteiger sowohl im Verein als auch in der N11 trotz Formschwäche und Verletzungen aufgestellt? Weil er unheimlich wichtig für das jeweilige Team ist und der Trainer das sieht. So etwas gilt eigentlich für den gesamten Bayern-Block, was man immer wieder sieht, wie instabil die Nationalmannschaft bei Spielen ohne diese Stützen agiert.

Und zu dem Geld, das man für Tymo und Gustavo ausgegeben hat: Von den beiden wird man sich mehr erhofft haben. Vor allem wird man sich erhofft haben, dass sie Schweinsteiger zusammen ersetzen könnten. Das ist de facto nicht geschehen, wenn Schweinsteiger gefehlt hat, hat man das bemerkt. Die Politik des FC Bayern scheint es nun zu sein, zwei 6er mit Weltklasse-Format aufzubieten und von der Variante "Schweini+x" abzugehen. Vor allem dann wichtig, wenn man auch einen Ausfall verkraften will. Bisher hieß ein Schweinsteiger-Ausfall, dass die 6 nicht mehr Weltklasse besetzt war. Das können Kroos, Gustavo und Tymoshchuk nicht leisten.

Nochmal generell zu Oliver Kahn: Ich habe das Gefühl, das er sich derzeit für irgendetwas in Stellung bringt, so grundsätzlich, prägnant und knallhart wie seine Kritik momentan kommt. Leider schießt er m.E. nach guten Ansätzen übers Ziel hinaus und wirkt auf mich irgendwie unsouverän auf mich, weil er zu wenig differenziert.
Mag Spekulation sein, aber vielleicht war er näher dran am Posten des Sportdirektors, als man das hier so weiß. Schon komisch, dass er jetzt, nachdem Dutt berufen wurde (m.E. keine gute Wahl) den Dampfhammer rausholt.