Verzeih mir, wenn ich mir nur einzelne Sätze oder Abschnitte aus deinem Post herausnehme um darauf einzugehen. Bei denen, die ich weglasse, kannst du davon ausgehen, dass ich deiner Meinung weitestgehend zustimme. Aber einige Sachen sind schon ziemlich harter Tobak.
Gerade du als Profi solltest wissen wie das Geschäft läuft. Die Spieler verdanken ihre Millionen sicherlich nicht den "Ultra-Fans", sondern dem Geschäft zu dem Fußball seit Anfang/Mitte der 90er geworden ist. Dabei muß man bedenken, dass Fußball in den wichtigen Ländern damals auf dem Abstellgleis stand. Fußball war eigentlich schon Tod, nur wußte er es noch nicht. Die Stadien leer, der Sport unaktraktiv, die Stadien europaweit veraltet, Katastrophen wie Hillsborough und gerade die riesigen Probleme mit den sogenannten Fans der Ultras/Hooligans und Co.. Die US Sportarten, allen voran Football und vor allem Basketball waren mehr als bereit in die Bresche zu springen. In der Wirtschaft würde man von feindlicher Übernahme reden. Der Höhepunkt war dann 92 die Entsendung des Dream Teams zu den Olympischen Spielen in Barcelona. Doch mit der Einführung der Premiere League in England und der Champions League und Europa erlebte der Fußball eine Wiedergeburt. Der Fußball kam dann zumindest in Deutschland im Jahr 2006 in der Gesellschaft an. Plötzlich war es absolut Hip ins Stadion zu gehen. Wichtig ist nur, das man "schön" spielt. Seit neuestem finden es sogar alle ganz toll und Titel sind egal, hauptsache man kann sich mit so tollen Buzzwords wie Innovativ, Weltklasse, neuer Titan, neue Spielweise, neues Torwartspiel, Jogis Jungs, Nutella Werbung, ... schmücken. Fußballer sind schon lange, man erinnere sich nur mal an die Werbung mit Lars Ricken nach seinem Tor im Finale, nichts mehr anderes wie Werbeträger.
Das Fußballer nun diese Situation zu ihren Gunsten "ausnutzen" ist nur Recht. Schließlich kann es schon morgen auf dem Training zu Ende sein. Keiner kann wissen, wie lange sein Körper hält. Sportler müßen aus der wenigen Zeit nun mal das Maximum herausholen.
In München bekommt Neuer das, was er sich mit seinem Handeln verdient hat: Weniger Emotionen, mehr Publikum, noch radikaleres Erfolgsdenken. Wer weiß, ob er nicht irgendwann den Schalker Fans nachtrauern wird, denen er einen nicht unwesentlichen Teil seiner Karriere verdankt. Denn diese extreme Spielweise und das Erlernen derselben hat "uns" bis zuletzt immer weider eine Menge Geduld und Überzeugung abverlangt. Wir waren bereit, eine Denke des Torwartspiels zu verinnerlichen, die doch ganz offensichtlich noch lange nicht bei dem Großteil der fußballaffinen Welt angekommen ist. Wir haben Neuer durch die schlechten Phasen hindurchgetragen. Wir haben unsere Lehren aus der Lehmann-Nummer damals in Leverkusen gezogen und sind mit "unserem" Jungen durch dick und dünn gegangen. Nein, nicht wir allein haben ihn zu dem gemacht, was er ist! Dafür ist Neuer viel zu talentiert, zu fleißig, zu gut und mental zu stark. Aber er verdankt nicht unwesentlich auch uns Schalker Fans seinen kometenhaften Aufstieg. Wir verdanken ihm deshalb nicht mehr als er uns bzw. dem Verein - eher umgekehrt. Anderswo hätte man ihn aus dem Tor geschrien und er hätte wie Lehmann lange warten müssen, um irgendwann dieses Standing zu erreichen. Also wäre er uns mehr schuldig gewesen, als dieses abgezockte Wechseltheater und diesen dramatischen Leistungseinbruch.
"Tausend Trainer schon verschlissen, Spieler kommen, Spieler gehen, doch was stets bleibt, sind wir Schalker, die immer treu zur Mannschaft steh`n" ist ein Text aus einem Schalker Fangesang. Es wird Zeit, dass man "Mannschaft" durch "Verein" ersetzt. Denn die Mannschaft steht nur noch in einer ihrem Gehalt entsprechenden Bringschuld gegenüber dem Verein. Unterstützung gegen Erfolg. So lautet die Devise. Die ist mir als Schalker immer fremd gewesen, denn ich habe Leistung und das unbedingte Wollen immer gleichgesetzt. Dass ich das relativieren muss, dass ich dieses tief in mir verwurzelte Denken und meine Bereitschaft, eine schlecht spielende Mannschaft nach vorn zu peitschen, ablegen muss, empfinde ich als Bruch in meinem Leben als Fußballfan. Und dass ausgerechnet ein nach eigener Aussage "Ur-Schalker" den letzten Ausschlag dazu gegeben hat, löst eine riesige Verbitterung aus.
Es gibt einfach nichts undankbareres wie diese Pseudofans, die sich Ultras schimpfen. Neuer hat euch gar nichts zu verdanken. Wäre er ein paar Kilometer weiter westlich geboren, wäre er halt Dortmunder geworden, aber seinen Weg hätte er genauso gemacht. Badesalz hat da schon die passende Antwort vor ein paar Jahren gegeben --> http://www.magistrix.de/lyrics/Bades...ni-212988.html
Solange es gut läuft, da klopft ihr Neuer auf die Schulter, aber wenn er dann den nächsten Schritt macht, da fallt ihr ihm in den Rücken. Anstatt sich für den Jungen zu freuen, ihn würdig zu verabschieden und damit Größe zu zeigen und sich wie ein echter Fan zu benehmen, spielt ihr die beleidigte Leberwurst. Auf solche "Fans" kann man getrost verzichten, als Verein, als Fußballer und vor allem als Mensch. Da habe ich ja die Eventfans aus den Logen lieber, denn die sind wenigstens ehrlich.
Torbinho, ich verlasse die objektive Ebene meiner Meinung nach nicht vollkommen. Aber ich hoffe, dass diese Thematik nicht nachhaltige Wirkung in Deiner guten Meinung über meine Beiträge hinterlässt. Ja, ich blende die Frage nach der sportlichen Erklärbarkeit hierbei zu einem guten Teil aus. Neuer hat schließlich vorgelegt und vice versa seine emotionale Sicht der Dinge ausgeblendet. Für einen Fußballnostalgiker ist das die schlimmere Variante.
Sportlich spielt Neuer im übrigen immer noch den selben Stiefel, den er schon länger spielt. Bei Schalke hat er in diesem Jahr absolut stagniert. Neuer ist auch weiterhin ein Torhüter, der zwar sehr gut spielen kann, aber auch immer wieder absolute Böcke macht. Solange er immer wieder diese Haarstreubenden Fehler macht, ist er noch keine Weltklasse. Dazu gehört eben mehr als hin und wieder mal ein sehr gutes Spiel abzuliefern. Aber um sich weiter zu entwickeln muß er jetzt wechseln. Bei Schalke ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Das er für den nächsten Schritt nicht ins Ausland will, ist nur verständlich. In Deutschland wird über jeden seiner vielen Fehler gnädig hinweg gesehen. Diesen Bonus einfach wegzuwerfen wäre schon ziemlich dumm, schließlich würde man im Ausland diese Fehler sehen. Es ist änlich wie bei Hildebrand damals. In Deutschland und gerade in Stuttgart hat man über seine vielen kleinen Fehler gerne hinweggesehen. Im Ausland hingegen zählt erstmal nur die Leistung. Hier müßte er zwei Schritte auf einmal machen. Zum einen Konstant werden und zum anderen mit einer anderen Mentalität klar kommen. Das wird bei Bayern schon schwer genug für ihn.