Das ist sehr unglücklich gelaufen und Neuer sieht natürlich auch alles andere als gut aus.
Aber in einer Sache muss ich Steffen, der ansonsten Recht hat widersprechen. Wenn Neuer im Zeitungsausschnitt (siehe axexl-Post über mir) sagt, dass er nichts gerufen hat, sollte kein Verteidiger davon ausgehen, dass der Torwart dahingeht. Wie oft hat man selbst als Torwart schon Ärger bekommen, weil man einen Verteidiger und sich selbst behindert hat, da man nichts gerufen und mit ihm zusammengestoßen ist. Ein Problem, sogar das entscheidende (ich nenne es mal Problem A), ist, dass sich hier einer auf den anderen verlässt. Das gilt sowohl für Neuer als auch für Martinez, Schweinsteiger und Co., die ebensowenig wie Neuer zum Ball gehen.
Natürlich macht Neuer hier trotzdem etwas falsch, was man als Problem B (Ursache dafür, dass Problem A überhaupt auftritt) bezeichnen kann. Denn die Verteidiger verlassen sich begründet auf Neuer. Sie blocken ihm den Raum frei (Martinez) und vertrauen auf ihren Keeper, der normalerweise im Strafraum alles pflückt. Schweinsteiger sieht Neuer herauslaufen und schaltet in dieser Szene dann ab, sodass er überrascht ist, dass die Kugel durch kommt und Podolski nicht mehr am Kopfball hindern kann.
Die Frage, die Steffen stellt, ist also richtig: Warum stoppt Neuer ab. Der Raum ist, wie Steffen sagt, frei und Neuer kann den Ball unbedrängt erreichen. Sein Abstoppen ist in diesem Fall also eine Fehlentscheidung, mit der er das fehlerhafte Verhalten seiner Vorderleute, die sich auf ihn verlassen, offenlegt.
Das zeigt, dass man sich nicht einfach so auf jemanden verlassen sollte und verdeutlicht die Wichtigkeit von Kommandos. Ist vollkommen klar, dass Neuer nur rauskommt, wenn er ruft, ist es weniger kritisch, dass er sich falsch entscheidet, da die Ecke auch für die Verteidiger locker zu klären gewesen wäre. So sehr Neuer auch Auslöser der Situation ist, sollte es nie passieren, dass sich einer auf den anderen verlässt.

Am Rande eine ganz andere Frage, die Steffen aufwirft. Etwas viel grundsätzlicheres: Sollte es dem Torwart erlaubt sein, sich während einer Aktion umzuentscheiden? Klar ist, dass Neuers Umentscheidung hier fatal und falsch ist, aber mir geht es ums generelle Verhalten. Was mache ich, wenn ich zum Ball gehe (im Extremfall sogar schon "Torwart" gerufen habe), dann aber sehe, dass der Ball unerreichbar ist? Sollte ich trotzdem durchziehen und hoffen, dass ich mich irre, oder versuchen, aus der Situation noch das Beste zu machen und mich in eine andere Position begebe, aus der ich noch Chancen habe, den Ball zu halten? Gutes Beispiel ist da Neuer mit seinem "Hampelmann", der hier schon oft diskutiert wurde (in letzter Zeit aber kaum noch vorgekommen): Er geht zu einer Flanke, sieht, dass er die nicht bekommt, und macht sich dann breit, um sich anköpfen zu lassen. Klar ist das nicht die beste Variante (ideal wäre dann gewesen, gar nicht erst hinzugehen), aber in meinen Augen besser, als eine aussichtslose Aktion durchzuziehen. Wie ich Steffens Argumentation verstanden habe (wenn ich das richtig verstanden habe), tritt er dafür ein, die Aktion durchzuziehen (nicht speziell die gegen Arsenal, sondern generell). Wie seht ihr das?