ach kacke, viel getipt und dann verdrückt....

also nochmal, diesmal etwas kürzer

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Anadur,
ich glaube, diese Dinge werden vielen Trainern heute eingeimpft. Da steht in junges Talent im Tor. Der gestandene Torwart wird gelobt, ist aber ein Torwart, der nur in der Zielverteidigung gut ist, aber durchschnittliche Technik hat. Beifüssig? Wo denn? Fussball spielen? Torwart isser, der muss mit den Füssen nicht.
Das junge Talent hingegen steht weit vor dem Tor und schaltet schnell von Raum auf Zielverteidigung um... der Trainer kritisiert dann, daß das junge Talent anstelle sich nach aussen (weit aus dem Tor) nicht zum Rückpass verschiebt, vergisst dabei, daß der Torwart damit im Falle des Querpasses sofort das ganze Tor entblößt.
Das junge Talent spielt die Bälle recht mit dem Spann, mit Zug und Präzision, spielt aber auch mit links, da allerdings mit weniger Zug. Er wird dafür kritisiert und soll den Druckpass spielen, mit Zug und Präzision. Der gestandene Torhüter steht im Tor und benutzt nur den rechten Fuss, bei tiefen Bällen muss man oft ein Butterbrot hinterher werfen, damit der Ball ankommt...
Das junge Talent besucht die Torwarttrainingseinheiten, die ein junger Torhüter der Bundesliga und ehemliger DFB Auswahltorwart gibt - der gestandene Torwart hat es nicht nötig...
Das Talent wird kritisiert, der gestandene Keeper gestützt... warum?
Keine Ahnung ob du das Warum von mir als Hilfreich ansiehst, aber ich versuch es mal zu beantworten.
Aus meiner Erfahrung als Jungsspund, Stammkraft, Alter Mann und Trainer (nicht Torwarttrainer) sag ich mal so, alles was du beschreibst sind "nice to have" Dinge. Was letztendlich zählt ist: Hält er seine Kiste sauber? Kann er eine Abwehr führen? Wie der Keeper das hinbekommt, ist doch ziemlich egal. Gerade im Amateurbereich, wo wir eben aufgrund des Zeitmangels gar nicht in der Lage sind ausgefeilte Teamtaktiken und Techniken einzustudieren. Welchen Bonus hat die Beidfüßigkeit des Jungen? Wenn er keine Zeit hat, weil er unter Druck gerät, soll er den Ball lieber auf die Tribüne treten. Wenn er Zeit hat, kann er ihn sich auch gerade auf den Starken legen. Die Sekunde wird nicht über Sieg oder Niederlage entscheiden. Ein Fehlpass mit dem schlechteren Fuß schon eher.
Ein junger Keeper muß immer mindestens zwei Klassen besser sein um eine Stammkraft zu verdrängen. Das ist nicht zwangsweise fair, aber entspricht meiner Erfahrung. Deswegen rate ich auch jedem Jungen sich lieber einen Verein zu suchen, der ein paar Klassen niedriger ist und eine Nummer 1 sucht. Zu versuchen eine Stammkraft, die bereits mehrere Jahre gefestigt in einem Verein spielt, zu verdrängen ist vergebene Lebenszeit und vergeudetes Talent.


Nun, weil der Trainer es in seinen Kursen so erklärt bekommen hat. Der Trainer hatte deutlich ein paar Stunden Tw Training, in seiner B-Lizenz Tw Training, ABER es waren nur ein paar Stunden. Ein Torwarttrainer bekommt schon von vorn herein her mehr Stunden speziell auf diesen Punkt... warum weiß der B-Lizenz Trainer es dann trotzdem besser?
Da wird den Trainern auf diesen Kursen erklärt, daß ein Torwart beifüssig sein muss, daß er beidhändig sein muss, und mich dünkt, daß hier zum Teil einfach in der Wiedergabe dieser Dinge große Missverständnisse herrschen. Das einiges, wie es heute zum Teil ausgelegt und vielen Leuten eingeimpft wird, gar nicht so gedacht war?
Dieses Einimpfen scheint mir oft das Problem zu sein, daß Leute ausgebildet werden - und das was Sie gelernt haben, für die unabdingliche und einzige Wahrheit halten. Und dann kommen solche Eingeimpften Bezüglichkeiten plötzlich als dogmatische Muster heraus - und keiner fragt, ob diese zielführend sind.
Ich sag jetzt lieber nicht, was ich von den ganzen Stützpunkttrainern, DFB-Lehrgängen und Förderzentren halte. Dann müßtest du mich aufgrund der Wortwahl wohl bannen. Was ich auf den ganzen Veranstaltungen schon für einen Bullshit gehört habe, der fern jeglicher Alltagsrealität ist. Bleiben wir doch mal beim Thema Beidfüßigkeit. Ein Torhüter sollte in der Lage sein, einen Ball mit dem schwachen Fuß zu verarbeiten. Soweit gehe ich noch mit. Also annehmen, führen und über eine gewisse Distanz auch passen. In Drucksituationen sollte er auch einen Befreiungsschlag leisten können, im Zweifel Richtung Tribüne. Das wars. Mehr ist selbst auf dem Profibereich nur schwer zu realisieren. Warum ich das so sehe? Jedes Training was über diese Grundanforderungen an den schwachen Fuß geht, benötigt massiv mehr Zeit. In der Wirtschaft ist das die Theorie des abnehmenden Grenznutzen. Jeder Sportler sollte das kennen. Zeit allerdings, die dann natürlich an anderer Stelle fehlt. Natürlich kann ich Stunde um Stunde darauf verwenden meinem Keeper beidfüßigkeit anzutrainieren. Nur das kostet ihn natürlich Qualität an andere Stelle. Und dann bildet das ganze einen Kreis und wir sind wieder am Anfang. Nicht jede Macke, nicht jede Unsauberkeit muß behoben werden und das macht einen noch lange nicht zu einem schlechten Keeper.

Daher finde ich den Vergleich mit Kahn verdammt passend.
Denn für seine Zeit war Kahn gar nicht mal ein so schlechter Techniker. Für das heutige Verständnis aber oft grauenhaft. Wie oft macht er den "großen Omawinker" bei Paraden, oder auch einen hohen Absprung bei flachen Bällen... trotzdem war es für seine Zeit einfach prägend.
Es hat sich verbessert, doch wir stellen fest: Einige Dinge, die wir heute als gegeben und toll ansehen, könnten sich ggf. auch wieder verändern oder eine Anpassung vertragen - nichts im Fussball steht aber so sehr, wie die Dogmen in den Köpfen der Leute.
Wie gesagt, sehe ich genau dieses Einimpfen und Verbleiten bestimmter 'Ideale' so ungebremst und ungefiltert auf bestimmten Kursen kritischer und sehe es als gefährlicher an, als viele kleine technische Mängel...
Als ich in der Jugend war, war das neue große Ding beidfüßigkeit bei Feldspielern hier im Verband. Das war ein absolutes muß und wer es nicht war, hatte keine Chance in der Landesauswahl. Ich frage mich heute immer, was die Verfechter von damals heute über einen Podolski oder einen Robben sagen? Ich hatte Gott sei dank damals einen Pragmatiker als Trainer. Der sagte immer, lieber einen guten, als zwei schlechte Füße.