Ich denke schon, dass das Torwartspiel aktive Elemente hat, wenn man nicht am Ball ist. Durchaus auch im "klassichen Bereich", denn wenn ich geschicktes Winkelverkürzen betreibe, zwinge ich den ballführenden Spieler in Positionen, in die er nicht hinein will. Weiter geht es z.B. beim Stellungsspiel, wenn der Gegner den Ball in der eigenen Hälfte führt. Da lege ich Wert darauf, als Keeper nicht allzu weit hinter der Kette zu stehen, um dem Gegner die Möglichkeit zu nehmen, lange Bälle in den leeren Raum zu spielen. Insofern sind das aktive Verhaltensweisen, mit dem ich den Gegner in für ihn unerwünschte Situationen bringe, bzw. ihm Optionen nehme.
Ansonsten hast du natürlich Recht, Anadur, in den meisten Fällen müssen wir auf irgendetwas reagieren und haben wenig Einfluss. Aber dann interpretiere ich xirrams Ausführungen so, dass es um Antizipation von potentiell erforderlichen Reaktionen geht, um dann eben bestens vorbereitet zu sein.
Insgesamt stimme ich dem Konzept von xirram weitestgehend zu, das ist auch das, was ich von Keepern erwarte. Was ich nicht ganz verstehe, ist der Bezug zu Neuer. Denn der ist ja im allgemeinen als Vertreter dieser Philosophie bekannt. Ich empfinde ihn in vielen Aktionen als Keeper, der auch auf veränderte Situationen (abgefälschte Bälle) gut reagieren kann, weil er ausbalanciert ist. Die Parade gegen Gladbach wäre da zu nennen, auch das Gegentor aus der letzten Saison in Nürnberg, wo er auf den starken Effet des Balles immerhin noch reagieren kann und nah am Ball ist (dann aber dennoch ein Tor einfängt). Auch seine "Hampelmänner" zeugen davon, dass er aufgrund seiner Balance in der Lage ist, mitten in der Aktion (eigentlich: Flanke abfangen) auf neue Eindrücke reagieren kann und entsprechend eine andere Aktion einleiten kann. Auch wenn der Hampelmann sicher nur eine Notlösung war, wenn man die Flanke sicher nicht bekommt: Andere Keeper segeln da am Ball vorbei und können eben nicht mehr umschalten, was ich als schlechter empfinde.
Einzig diesem Punkt stimme ich nicht zu:
Das finde ich okay, wenn man Jugend-TWT ist, denn da geht es wirklich darum, ein Individuum zu formen, welches später in vielen Funktionen agieren kann. Ich hatte das mal so bezeichnet, als das man dem TW den Umgang mit seinen Werkzeugen beibringen muss.Ich trainiere ja Tw, also ist es klar das ich auf den individuellen Nutzen ziele.Eine Mannschaft zu trainieren, wäre bei mir ein Disaster, da ich zu Detailverliebt bin.
Beim FC Bayern aber speziell ist ein Torwart zu trainieren, der der Mannschaft weiterhelfen muss. Er ist Teil eines Gesamtkomplexes, wo ich der Meinung bin, dass das Ganze nicht gleich der Summe seiner Teile ist. Im Studium habe ich oft beigebracht bekommen, dass ich als Autobauer den besten Motor, die besten Reifen sowie die beste Aerodynamik haben kann, und in Summe das schlechteste Auto der Welt herauskommen kann. Die Teile müssen zueinander passen. So sehe ich es auch im Fussball. Neuer muss zum Rest der Mannschaft passen. Wenn im Training diese Komponente vernachlässigt würde und er zu einer Reflexmaschine geformt würde, könnte es sein, dass er zwar ein besserer Keeper wäre, aber schlechter performt, weil seine Fähigkeiten falsch ausgerichtet sind für den Verein, in dem er spielt.
\\Edit: Oh, ich habe so lange gebraucht, um xirrams Beitrag zu lesen, dass Vice genau das schon geschrieben hat![]()