@Tobias
Einerseits kann ich dich gut verstehen. Mir gehen Interviews, die zwar stets mit "Ich denke .." beginnen, von "kopf-kratz", "nase-zupf" und "ohrläppchen-zieh" untermaltes leeres Geschwafel enthalten, auch auf den Senkel. Wenn man davon ausgeht, dass Menschen von Natur aus denken können, warum muß es extra erwähnt werden. Wenn jedoch die Aussagen als persönliche Meinung verstanden werden sollen, die sich nicht unbedingt im Detail mit denen der Verantwortlichen decken müssen, dann genügt es doch, den Spieler mit seinem Namen anzusprechen.

Zum Glück halten sich nicht alle (z.B. Thomas Müller) dran. Der traut sich auch schon mal einen Journalisten zu sagen: "Haben Sie Fragen zum Spiel"? Für viele Fans ist der Fussball ein Spektakel, wozu man sich "kernige (also den Kern betreffende) Äußerungen" vor und nach einem Spiel/Turnier wünscht. Dennoch ist es nicht die Rolle eines Spielers auch als Pressesprecher zu fungieren, denn dafür hat man ihn nicht ins Nationalteam geholt.

Das Bild der Fussballstars und insbesondere ihrer Trainer und Funktionäre hat sich im Laufe der Zeit verändert. Heute genügt es nicht mehr gut Fussball zu spielen oder ein erfolgreicher Trainer zu sein, sondern man muß auch gut mit der Öffentlichkeit umgehen können.

Deshalb kann eine Maulsperre nicht die Lösung sein, weil das erst recht die Spekulationen über mögliche Hintergründe anheizt. Es sind hierbei jedoch Grenzen des gegenseitigen Respekts einzuhalten. Sonst besteht die Gefahr, dass das eigentliche Ziel, wieder um den Weltmeistertitel mitzuspielen, aus dem Bildfeld gerät.

Gut funktioniert die Harmonie im Team von Spielern, Trainern und Funktionären fast immer, wenn für alle gültige Grenzen ihres Handelns abgesteckt sind und darauf geachtet wird, dass sie von allen Beteiligten eingehalten werden.

Was nun unsere Torleute anbelangt, so fällt mir im Moment leider niemand ein, der vor laufender Kamera schon mal fünf spannenden Sätze gesagt hat. Allerdings trifft das auch schon mal auf andere Verantwortliche zu. (Man stelle sich nur mal vor Reiner Calmund würde den Job von Olli Bierhoff übernehmen? Da wären wohlmöglich die Einschaltquoten für seine Interviews höher als die Taktik-Spielchen in der WM-Gruppenphase?)