Schade um ihn, aber in 14 Tagen ist er ja wieder fit.
Die Torwartrotation stellt an und für sich kein Problem dar. Allerdings muß sich dann in den Köpfen der Verantwortlichen in den Vereinen und der Talentförderung etwas ändern.
Ein Denkfehler, dass zwar Feldspieler ihre Position im Laufe der Jahre verändern können, der Torwart jedoch nicht, beeinträchtigt schon früh die Entwicklung von talentierten Keepern. Hier sitzt der vermeintlich schwächere (meist jüngerer Jahrgang) Torwart auf der Reservebank, statt dann als Feldspieler weitere Erfahrungen zu sammeln. Auch der stärkere Torwart bekommt nur noch selten Spielpraxis auf dem Feld. Beim isolierten, traditionellen Torwarttraining gehts häufig nur noch um Bälle halten.
Würde der Keeper weiterhin Praxis als Feldspieler bekommen, statt auf der Reservebank zu sitzen, dann könnte er dort den Abstoß beim Freistoß trainieren. Er könnte ist vielen Situationen die Laufwege richtig einzuschätzen, Flanken abzulaufen. Er würde mit dem Ball am Fuß alles das können, was seine Feldsspierlkollegen erlernen, sodass er nicht nur ein bißchen Mitspielen, sondern als 11. Feldspieler für sein Team einen guten Job macht.
Hier ist es eher Zufall, wer Torwart wird. Der überwiegende Teil wechselt zunächst ins Tor, weil andere schneller und besser am Ball sind. In der C-Jugend ist ihr Rückstand als Feldspieler so groß, dass sie meist nicht mal mehr einfache Bälle verarbeiten können. In dieser Altersstufe wechseln Feldspieler ins Tor und können vielfach schon nach kurzer Zeit dort mehr leisten als ihre Vorgänger.
Obwohl das Längenwachstum längst noch nicht abgeschlossen ist, findet auch hier schon eine Talentauswahl "mit dem Zollstock" statt. Wenn jedoch später ein differenziertes Stellungsspiel nötig ist, bei der durchschnittlich 5 - 6 Meter und auch mal ein 15 - 20 Meter Sprint vorkommt, dann braucht man handlungsschnelle Torleute und keine, die auch aus der Dachrinne saufen können.
Genau, wie jeder Feldspieler für den Wettkampf trainiert, will auch der Torwart seine im Training erworbenen Fähigkeiten im Spiel ausprobieren.
Wer nicht mindestens auf 50 % Wettkampfeinsätze kommt, dessen Entwicklung verläuft in den seltensten Fällen erfolgreich. Dass immer mehr ausländische Keeper das Tor in den deutschen Profivereinen hüten werte ich als Zeichen von fatalen Fehlern während der Torwart-Ausbildungszeit.
Während so manch ein Feldspieler seine Position im Laufe der Jahre, ja selbst noch während seiner Profizeit verändert, wird die Torwartposition schon sehr früh fixiert. Doch je länger einer nur noch das Tor hütet, je weingier wird es möglich, ihn auch auf dem Feld einzusetzen, weil mangels Entwicklungschancen dieser Fähigkeiten sein Einsatz die Mannschaft schwächen würde.
Jedes Wochenende sehen wir Torwartpatzer, weil es zu lange braucht, bis ein Ball verarbeitet wird oder ein einfacher Paß zum Mitspieler mißlingt. Aber ist das ein Fehler des Torwarts oder ist es ein Systemfehler in seiner Ausbildung?
Wenn aber die Ausbildung von Torleuten auf eine breitere Ausbildungsbasis gestellt wird, dann sollte es doch dem DFB als größte Fussballorganisation der Welt gelingen, deutlich mehr talentierte Keeper für das allerhöchste Niveau auszubilden.
Davon sollten schließlich auch die Profiligen profitieren, indem sie selbst auf der Torwartposition rotieren können. Denn auch ein Torwart braucht mal eine Pause oder kann aufgrund einer Verletzung sein Team nicht unterstützen.
Hier wäre es m.E. auch wichtig die Kompetenzen im Trainerstab neu zu definieren. Sie sollten sich in dem Teil überlappen, der fürs Spiel wichtig ist. Denn der Torwart ist nicht mehr der eTorlinienathlet, sondern weitaus mehr Teil der Mannschaft. Deshalb ist es wichtig, dass der Torwarttrainer und der Mannschaftstrainer sich fachlich kompetent über alles, was im torgefährlichen Bereich und darüber hinaus, unterhalten können. D.h. hier sollte ebenfalls eine Veränderung in der Trainerausbildung stattfinden, damit in Zukunft solche Denkfehler einer stark eingeschränkten Torwartausbildung vermieden werden können.
Mag es sein, dass ich mit meiner Meinung die Ausnahme bin. Aber vielleicht konnte ich den ein oder anderen von euch zum Nachdenken anregen, dass ich alles was früher war, für ewige Zeiten Bestand haben muß?