@PepeRaina25
Man mag darüber streiten, ob vielleicht noch der ein oder andere Profikeeper ähnliche Qualitäten wie die beiden Genannten haben könnte. Doch darum ging es mir nicht. Es ging mir um den Erwerb von Fähigkeiten, die ein Torwart vor 20 Jahren noch nicht benötigt hat.
Ich wollte aufzeigen welche Fehler während der Entwicklungsphase bei den Torleuten gemacht werden, die schließlich dazu führen, dass die meisten Keeper fussballerische Defizite aufweisen, die ihren Feldspielerkollegen vermutich die Karriere kosten würden. Es gibt hierbei wenig Unterschiede zwischen dem Amateur- und Profibereich.
Denn wenn man bedenkt, dass der Torwart ausserhalb des Strafraums als Feldspieler behandelt wird und auch innerhalb des Strafraums beim Rückpaß ähnliche Qualitäten wie ein Feldspieler benötigt, dann fehlt es häufig an entsprechenden Inhalten während der Ausbildung.
Weil aber die im Training erworbenen Fähigkeiten ausreichend Zeit benötigen, um im Wettkampf ausprobiert zu werden, brauchen auch sie mindestens 50 % Spieleinsatz, um sich weiterentwickeln zu können, ansonsten klafft die Leistungsschere immer weiter auseinander. Bei manchem Keeper mag schon der Mannschafts- oder der Vereinswechsel mit mehr Einsätzen ein Erfolg sein, viele geben jedoch frustiert auf. Darunter auch Talente, die nur deshalb zu wenig Einsätze erhalten, weil sie nach ungeschriebenem Gesetz den Trainern zu klein sind. Auch Manuel Neuer war seinen Trainern bis zur C-Jugend zu klein und zu schüchtern. Er hatte jedoch das Glück, dass sein Torwarttrainer schon früh sein Potenzial entdeckt hat und sich erfolgreich für ihn eingesetzt hat. Doch was nützt es, wenn es einer von 100 oder 1000 ist, wenn das System der Torwartförderung krankt?
Vielfach wird ignoriert, dass sich das Freizeitverhalten geändert hat. Trainerentscheidungen werden nicht mehr einfach so hingenommen. Wir haben einen Dropout selbst bei talentierten Keepern, weil ihre Ausbildung nicht mehr dem Bedarf und den Wünschen der Nachwuchskeeper entspricht, weshalb von Jahr zu Jahr weniger talentierte und gut ausgebildete Torleute im Seniorenbereich aller Ligen ankommen. Im Profibereich mag das Abwerben exzelenter Torleute aus anderen Ausbildungsvereinen noch möglich sein. In vielen Amateurligen braucht man jedoch Torleute, die sich mit dem eigenen Verein identifizieren und nicht für ein paar Euro mehr zum nächsten Verein weiterziehen.
In der Torwartausbildung muß sich durchgängig etwas ändern, damit ein Talent die Chance auf eine gute Ausbildung bekommt. Hierfür gibt es jedoch nicht mal eine bundesweite Struktur. Ernst Thaler (Verbandstrainer BWB) hat versucht eine Trainerlizenz mit Schwerpunkt auf das Torwarttraining zu etablieren. Der DFB hat aber nur den Mannschatstrainerteil anerkannt, woraufhin er mittlerweile die Ausbildungsakademie des von Oli Kahn gegründeten Unternehmens leitet. Er ist international bereits sehr erfolgreich, aber hier kennt ihn kaum jemand! Andere Defizite wurden bereits von @Steffen dargelegt.
Man findet auch hier häufig Begriffe wie: "der Keeper sah hier nicht gut aus"! Eine so grobe Beschreibung einer Fehlleistung von Feldspielern kennt man eigentlich nicht mehr. Ich sage ja nicht, dass es keine Weiterentwicklung gegeben hat, aber es gibt noch sehr viel zu tun, damit wir auch in Zukunft ausreichend Torleute auf dem obersten Leistungslevel haben. Denn wer sich umschaut wird entdecken, dass ausländische Keeper mehr und mehr diese Plätze einnehmen.