Damit kann ich mich nicht ganz anfreunden. Ich sehe Neuer in Sachen Reflexe und Sprungkraft nicht hinter z.B. Weidenfeller. Ich habe so viele Spiele von beiden gesehen und beide im Training beobachtet. Neuer hat bestimmt in Grundtechniken Defizite. Die Effektivität ist aber identisch - mindestens. Neuer ist kein Schauflieger, eher sachlich. Das mag den Eindruck erwecken, andere seinen hier im Vorteil.
Zum Thema Sprungkraft: Ein Training von Neuer zu sichten, in dem Flankenübungen und hohe Bälle im Mittelpunkt stehen, widerlegt diese These m.E. recht deutlich. Wie extrem hoch Neuer in der Luft steht, ist absolut beeindruckend.
Es geht mir nicht darum, ob er Schalker ist oder nicht. Es ist mir auch bewusst, dass er in jedem Einzelteil seines Spiels nicht der Beste ist und sein kann. Es geht mir darum, dass er in meinen Augen ein Gesamtpaket hat bzw. dieses als Potenzial hat, das es bislang so noch nicht gab. Entscheidend: Er ist immer noch auf dem Weg und noch lange nicht am Ende seiner Möglichkeiten. Ich würde soagr behaupten, dass seine Spielweise wesentlich mehr Geduld und Erfahrung braucht, als sie ein klassischer Linientorwart benötigt. Neuer selbst geht wohltuend kritisch mit sich um. Dass seine Spielweise immer das Risiko beinhalten wird, dass die Antizipation sich nicht realisiert, wird ihn Zeit seiner Karriere begleiten. Doch wie sagt er selber: " Das ist mein Spiel." Und: Ohne dieses (ab und an zu große) Risiko kommt er nicht an seine Grenzen heran und kann seinen Horizont nicht immer neu erweitern. Wenn er eines bislang gezeigt hat: Er lernt dadurch schnell, sehr schnell!
Wir betrachten sein Spiel in den Einzelbestandteilen zu oft isoliert. Reflexe, Erkennen der Situationen, Strafraumbeherrschung, 1gegen1, Mitspielen, Spieleinleitung... All das fügt sich bei Neuer zu einem Ganzen zusammen, das eine extreme und in meinen Augen potenziell noch nie dagewesene defensive UND offensive Effektivität für den Mannschaftserfolg hat. NUR: Er ist - wie gesagt - erst auf dem Weg! Und das arbeitet der 11Freunde-Redakteur nicht heraus, müsste aber in einem solchen Beitrag zwingend angesprochen werden.
Und abschließend: Ich bin ganz auf Steffens Linie, dass man niemals diese Spielweise als Schablone für jeden Torwart nehmen darf. Ich selbst bin fußballerisch zu untalentiert. Doch man hätte mit einer ganzheitlicheren Torwartphilosophie weitaus mehr herausholen können. Ich bin gut im Antizipieren, aber fußballerisch zu schlecht, um die Situationen auch außerhalb des 16ers optimal zu lösen. Ich bin mutig bei hohen Bällen, aber von vornherein nicht so geschult, um eine extrem gute Strafraumbeherrschung zu haben. Ich bin dafür ganz klassisch sehr gut auf der Linie und im 1gegen1... Ich verbessere mich zwar immer noch ständig, aber da fühle ich mich durch meine Zeit als Jugendtorhüter und das damalige eindimensionale Training irgendwie "kastriert". Im übertragenen Sinne!![]()
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