Risiko bezogen auf Platzverweise akzeptiere ich. Da hast du Recht und der Torwart müsste halt im Zweifel zurückziehen und lieber das Tor kassieren, anstatt den Gegner blind umzurennen bzw. irgendwie zu foulen. Anders als vielen anderen Keepern ist das Neuer m.W. noch nicht passiert (Notbremse + Platzverweis). Zumindest die eine Szene gegen Ghana, wo er zurückzieht, scheint darauf hinzudeuten, dass er da Fingerspitzengefühl besitzt und weiß, wann er zu spät ist. Auch gestern, in der ersten Szene, wo er hinterherlaufen muss, gäbe es andere Keeper, die um ein Foul nicht mehr herumkämen.

Zum generellen Risiko bzgl. "Zu-spät-kommen" ergo "Gegentor": Guckt euch die vielen Szenen an, in denen wir vom chancenlosen Keeper sprechen. Benaglio gegen Frankreich z.B. In den Szenen sind die Gegentore auf der Linie kaum zu verhindern, sodass man im Umkehrschluss ein sehr hohes Risiko eingehen darf, den Ball abzulaufen. Hier liegt m.E. aber eine große öffentliche Fehleinschätzung. "Wenn er rauskommt, muss er ihn haben", also darf das Risiko für solche Ausflüge maximal bei 0-10% liegen, ungeachtet der Tatsache, wie wahrscheinlich ein Erfolg im 1gg1 ist. Für mich sind das aber 2 Ereignisse mit gewisser Erfolgswahrscheinlichkeit (Ereignis A: Rauslaufen, Ereignis B: 1gg1 suchen). Immer, wenn w_A größer als w_B ist, ist rauslaufen korrekt. Das ist zwar nur eine Modellvorstellung, aber in der Realität bedeutet es, dass Rauslaufen auch dann richtig sein kann, wenn das Risiko enorm hoch ist. Es kann sogar dann richtig gewesen sein, wenn es schief geht.
Stattdessen wird in der öffentlichen Wahrnehmung sogar dann kritisiert, wenn die Aktion erfolgreich ist. Andersrum habe ich aber noch nie gehört: "Der hält den Ball zwar im 1gg1, es war aber ein Fehler, nicht rauszulaufen". Das verstehe ich irgendwie nicht, bzw. muss es darauf zurückführen, dass der Torwart im Allgemeinen Verständnis "sein Tor", "seinen 16er/5er" etc. zu hüten hat. Neuer hat gestern gezeigt, dass dem nicht so sein muss.