Naja, jetzt kommen wir näher dran. Subjektive Wahrscheinlichkeit meint nichts anderes, als überzeugt und nicht etwa zögerlich rauszugehen.
Objektiv gibt es keine 100%-Wahrscheinlichkeit, den Ball zu erwischen. Wie sonst erklärst du dir, dass Keeper auch mal zu spät kommen? Haben die alle die Situation falsch eingeschätzt? Sind die alle aufgrund mangelnder Handlungsschnelligkeit zu spät losgelaufen?
Nein. Es gibt Situationen, in denen du die Ballgeschwindigkeit gar nicht richtig einschätzen kannst (z.B. auf nassem Rasen). Es gibt Situationen, wo du am Ende um Haaresbreite vor oder nach dem Stürmer am Ball bist. Es spielen so viele Faktoren rein, dass du nicht in jeder Szene die Wahrscheinlichkeit auf 0 oder 100% setzen kannst.
Für den Keeper gibt es natürlich subjektiv nur 0 oder 100%. Aber der bessere Keeper ist dann derjenige, der seine Rauslaufgrenze am besten mit der objektiven Wahrscheinlichkeit zusammenbringt. Das ist natürlich (wie gesagt) keine Sache, wo er den Taschenrechner rausholt und Zeit braucht, sondern eine blitzschnelle Entscheidung, in die Auffassungsgabe und Erfahrung einspielen.
Meiner Meinung nach muss man Keeper dennoch in der Ausbildung darauf hinweisen, dass er in gewissen Situationen auch das Risiko eingehen darf, den Ball zu verpassen. Nämlich dann, wenn es ihm als beste Option erscheint, das Tor verhindern zu können. Diese Wahrnehmung muss natürlich durch Erfahrung stetig verbessert werden. Aber einem Keeper einzuimpfen: "Geh nur raus, wenn du den Ball zu 100% bekommst" führt dazu, dass er allein bei sehr hohen objektiven Wahrscheinlichkeiten rausgeht, bei "niedrigeren, aber immer noch akzeptablen" Risiken aber kuscht und Bälle verpasst, die er bekommen kann.